Teodor Currentzis © Gyunai Musaeva
Fast schon still ist es um ihn geworden. Nachdem die Aufregung um Teodor Currentzis bis vor kurzem noch groß war, ist mittlerweile zumindest etwas Ruhe eingekehrt. Der Grund des Aufruhrs ist bekannt: Der gebürtige Grieche bezieht öffentlich keine Stellung gegen den Ukrainekrieg. Sein eigens gegründetes Orchester musicAeterna mit Sitz in St. Petersburg wird von der VTB-Bank mitfinanziert. Der zweitgrößten russischen Bank, die auf der Sanktionsliste der EU steht. Der Preis, den Currentzis für sein Schweigen zahlt, ist hoch: Kaum ein namhafter Veranstalter bietet ihm noch die Bühne.
von Jürgen Pathy
Das Wiener Publikum steht hinter Currentzis
„Eine wahre Sternstunde“, hört man einige Stimmen. „Da wird sich der Thielemann aber warm anziehen müssen nächste Woche“. Überschwänglicher Jubel, kurz nachdem im Wiener Konzerthaus der letzte Ton verklungen ist. Currentzis hatte sich da mit Utopia, seinem neuen Orchester, in Mahlers Dritte verbissen. Ein Monstrum einer Symphonie, die von den Beteiligten alles abverlangt. Rund neunzig Minuten, sechs Sätze, davon der letzte schon so lang wie eine ganze Symphonie von Mozart oder Haydn. Das geht schon an die Substanz. Noch dazu, weil viele Musiker – wie bei Currentzis nicht unüblich – im Stehen agieren.