In den sommerlichen „weißen Nächten“ kamen wir wieder am Opernhaus der Hauptstadt Lettlands vorbei. Die Tore waren verschlossen. Sommerpause. Schöne, aber auch sehnsüchtige Erinnerungen an Elīna Garančas Debüt als „Karmena“ (Carmen auf Lettisch) und an unsere erste Begegnung mit Kristīne Opolais (in der Rolle der „Mikaëla“) tauchten auf.
Stadttheater Baden bei Wien – Urheber: Karl Gruber
Wenn im Programmheft der Wiener Staatsoper die Interpreten der jeweiligen Aufführung vorgestellt werden, kann zum Beispiel stolz vermerkt werden: „Sie gehört zu den gefragtesten Sopranistinnen.“ In den Monografien sind dann immer repräsentative Namen von Opernhäusern ihres Wirkens zu lesen. Es überstürzen sich Metropolitan Opera, Königliche Oper Covent Garden, La Scala di Milano, Deutsche Oper Berlin und andere große Häuser mehr. Viel bescheidener steht es in den Programmheften kleiner Theater.
Im Gegensatz zu den 60er-Jahren wären wir heute enttäuscht, wenn bei einer Così fan tutte wieder die ursprünglichen Paare und nicht Fiordiligi und Ferrando sowie Dorabella und Guglielmo zueinander fänden. Obwohl die Paare Sopran-Tenor und Mezzosopran-Bariton konventioneller wirken. Aber die Inszenierungen von der „Così“ gefallen uns, wo wir fragen: „Ist das jetzt noch gespielt oder bereits echt?“
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Von Kindheit an erinnern wir uns an die Königin der Nacht umgeben von funkelnden Sternen. Wie interessant heute, wenn die Königin in Körpernähe des Prinzen, ja manchmal mit körperlichem Kontakt zu ihm bei ihrer glanzvollen Arie tritt.
In unsren Klassikwelten finden Sie eine Serie in unregelmäßigen Abständen mit dem Untertitel: Erinnerungen an schöne musikalische Erlebnisse. Darunter einen Bericht über den von uns als „Jahrhundert-Inszenierung“ gelobten „Fidelio“ von Claus Guth oder das zur Adventstimmung passende Musical „Winter Wonderettes“. Diesmal wählen wir aus der Reihe fallend „Der Carneval in Rom“, eine weniger populäre Operette von Johann Strauß, bei der wir eine noch nie so laue Aufnahme seitens des dieses Genre liebenden Publikums erlebt haben.
Ein aufdringlich hergerichteter Tonio tritt vor den Vorhang und beginnt den Prolog. Die berüchtigte Höhe bleibt spannungslos. Wir mussten bei der Interpretation nicht aufgeregt mit leben. Es klang nicht nach Bravour eines Baritons mit guter Höhe. Es war ja auch Canio, der Tenor, der gegen Schluss des Prologs die Maske abnahm.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Warum haben wir nicht gleich Verdacht geschöpft? Adam Plachetka hat wie auch viele eben international bekannt gewordene Baritone ein zu wenig charakteristisches Timbre. Mächtigkeit der Stimme geht, wie in letzter Zeit bei Nabucco und Macbeth erfahren, vor Einzigartigkeit. Wir sind uns bewusst, dass diese Verteidigung auf tönernen Füßen steht, und wir sind beschämt unsren Liebling Jonas Kaufmann nicht erkannt zu haben. Journalistenkollegen trösteten uns, wir bräuchten nicht zerknirscht zu sein, wir waren nicht die Einzigen. „Schweitzers Klassikwelt 138: Verkleidungsposse klassik-begeistert.de, 27. Mai 2025“ weiterlesen
In Österreich heißt es in der Mundart „mit Händ’ und Fiaß“. Meine Frau liebt es nicht, wenn ich im besonderen Fall beim Applaus zu trampeln beginne, obwohl es nach Meinung einer ehemaligen Soubrette die höchste Auszeichnung für die Künstlerin oder den Künstler bedeutet.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Schon die Römer in der Antike hatten in der Zirkusarena eine genau festgelegte Applausordnung. Zunächst wedelten sie mit dem Zipfel der Toga, bei etwas mehr Begeisterung schnippten sie mit den Fingern – und wenn sie völlig aus dem Häuschen waren, dann klatschten sie in die hohlen Hände.
„Mit zunehmendem Alter wird man milder.“ Diesen Ausspruch eines Professors knapp vor seinem Ausscheiden aus dem Universitätsdienst ist mir nach einer Prüfung im Gedächtnis geblieben und wir glauben als Opernkritiker heute dieselbe Erfahrung zu machen.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Für meine Frau und mich galt aber von Anfang an bezüglich akustischen Missfallenskundgebungen als bindende Regel: Niemals gegenüber Frauen und bei Männern nur, wenn es sich um eine selbst gewählte falsche Partie handelt. So geschehen, als ein Bariton als Sarastro auftrat und ein verdienter Kurwenal als Großinquisitor. Wenn der Wotan in der „Walküre“ nicht die Wotanstiefe besitzt, fehlt uns bei ansonsten ausgezeichneter Besetzung etwas und wir gehen unzufrieden nach Hause. „Schweitzers Klassikwelt 136: Buhrufe klassik-begeistert.de, 29. April 2025“ weiterlesen
6 aus 45 heißt es im österreichischen Lotto. Die Wiener Staatsoper bietet in dieser Saison ebenfalls zufällig 45 verschiedene Opern. Wir haben uns für ein Viertel des Opernangebots interessiert. Beim Lotto verbanden wir die vorgeschrieben sechs Zahlen mit persönlichen Lebensdaten, auch mit Mehrfachem der Lieblingszahl Neun. Nicht bedacht hatten wir, dass wir dadurch gezwungen sind lebenslang weiter zu spielen. Und was waren die Beweggründe in dieser Spielzeit gerade diese elf Opern zu wählen?
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Von unsrer eindrucksvollsten Konstanze Lisette Oropesa erhofften wir eine „Befreiung“ von Ileana Cotrubaş, dem Violetta-Idol aus den Siebzigerjahren. Aber der wunderschöne, edle Klang ihrer Stimme war für diese „vom Wege Abgekommene“ zu mädchenhaft.
Am Ende eines langen und erfahrungsreichen Studiums äußerte der Professor beim letzten Colloquium vor dem Abschlussrigorosum: „Meine Herren, Sie denken zu kompliziert.“ Mit diesem Vorwurf wollten wir die neue Così fan tutte – Inszenierung in einer Rezension abschließen. Aber es kam aus Krankheitsgründen nicht dazu.
Der „Thema“- Moderator Christoph Feurstein des ORF hat einmal gesagt, dass sie die Menschen der gebrachten Porträts, ohne dass davon in den Sendungen mehr geredet wird, weiter begleiten. Das wollen wir uns heute zum Vorbild nehmen und nachsehen, wie es einigen unserer Künstlerinnen und Künstler aus den Klassikwelten „Vom Mitglied des Opernstudios zum Ensemblemitglied“ geht.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Beginnen wir mit der Mezzosopranistin Isabel Signoret, die sich an der Wiener Staatsoper sehr wohl fühlt und hier ihr künstlerisches Zuhause sehen möchte.
Als neue Rollen sind die Minerva in Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ und die wissbegierige und verunsicherte Ziege Muriel in Alexander Raskatovs „Animal Farm“ hinzugekommen. Der russische Komponist (*1953) liebt stimmliche exzentrische Ausschweifungen. Wir konnten uns selbst überzeugen, dass diese Partie ihren Mezzo dankenswerterweise ruhig strömen lässt. „Schweitzers Klassikwelt 134: Unsere jungen Ensemblemitglieder klassik-begeistert.de, 1. April 2025“ weiterlesen
Ein Operngenuss kann vielgestaltig sein. Als Heimoper analog dem Heimkino über das Fernsehen oder über den Hörfunk. Studioaufnahmen auf Compact Discs weichen immer mehr Live-Mitschnitten auf DVDs, was ehrlicher ist, denn die Studio-Aufnahmetechnik vermag auszugleichen. Freunde leisten sich da kostspielige Wiedergabegeräte.