„Die tote Stadt“, Wiener Staatsoper Bühnenbild: Wolfgang Gussmann Foto: Michael Pöhn
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Wenn der Witwer Paul in Korngolds wunderschöner Oper zum Schluss singt: „Ein Traum hat meinen Traum zerstört.“, so klingt das für sich allein betrachtet ernüchternd und enttäuschend, würde man nicht die vorhergehende Handlung kennen. Wobei eine Enttäuschung als Ende einer Täuschung schmerzhaft, aber zu bejahen wäre. „Harre mein in lichten Höhen“ geht es später weiter, was ein erlösendes, erhebendes Gefühl aufkommen lässt, doch der Nachsatz hat wieder einen bitteren Beigeschmack: „Hier gibt es kein Auferstehn.“ Wird Paul die Tatsache des frühen Todes seiner Marie jetzt auf andere Weise leben und er-tragen? Wird er aus der sinnbildlichen „toten Stadt“ ausziehen? Oder wird Paul gar unter gesünderen Voraussetzungen eine neue Partnerschaft eingehen können? Wir sind an einer Fortsetzung dieser Oper eigentlich nicht interessiert, denn wir befürchten eine Banalisierung und zweifeln, ob ein derartiger Höhepunkt wie in Korngolds Werk noch einmal erreicht werden kann. Das Offen-Bleiben ist in dem Fall das geeignetste Stilmittel. Trotzdem kann man von einer Katharsis sprechen. „Schweitzers Klassikwelt 94: Wenn der Ausgang der Oper offen bleibt oder …
klassik-begeistert.de 8. August 2023“ weiterlesen