Interview mit Axel Ranisch: "Ohne Vergnügen würde ich diesen Job nicht machen"

Ich bin ein Klassiknerd seit Kindertagen, habe es aber nie für möglich gehalten selbst Opern inszenieren zu dürfen.

Opéra de Lyon, 18. März 2022 (Premiere)

Ein Interview von Patrik Klein mit Axel Ranisch, Regisseur von Giuseppe Verdis Rigoletto 

Axel Ranisch im Gespräch in der Opéra de Lyon; Foto Patrik Klein, Hamburg ©

klassik-begeistert: Lieber Herr Ranisch, man kennt Sie in Deutschland als einen vielseitigen Künstler, Schauspieler und Regisseur. Auch ich wurde auf Sie aufmerksam als Polizeikollege Schröder  von Kommissar Zorn in der Kriminalreihe aus Halle und als Regisseur zweier „Tatorte“ mit Lena Odenthal. Ihre sympathische und „schlitzohrige“ Art hat mir sofort imponiert. Wie kam es zu Ihrer künstlerischen Vielseitigkeit? Was treibt Sie an?

Axel Ranisch: Ja, das war in Halle eine schöne und dankbare Rolle. Ich hab es geliebt, das fleißige Bienchen zu spielen, das ständig vom griesgrämigen Chef einen auf den Deckel kriegt. 12 Romane von Stephan Ludwig gibt es, leider wurden nur fünf davon verfilmt. Vielleicht gibt es ja irgendwann nochmal ein Wiedersehen…

Das genreübergreifende Tanzen auf mehreren Hochzeiten war selten eine Eigeninitiative von mir. Es ging immer von Leuten aus, die mir etwas zutrauten, was ich mir selbst noch nicht zugetraut hatte. Ich habe Regie studiert. Filmemachen habe ich also gelernt. Das ist mein Beruf. Selbst vor der Kamera zu stehen habe ich nie in Erwägung gezogen, auch wenn ich als Jugendlicher gerne Theater spielte. Als 2010 die erste große Schauspielanfrage für einen österreichischen Kinofilm von David Schalko kam, war ich völlig überrascht. Ich bin schon ein Leben lang neugierig und bin auch deswegen immer gerne ins kalte Wasser gesprungen. Genauso verhält es sich mit der Oper.

Ich bin ein Klassiknerd seit Kindertagen, habe es aber nie für möglich gehalten selbst Opern inszenieren zu dürfen. Dann kam Nikolaus Bachler (Intendant Bayerische Staatsoper München 2008 – 2021) und hat mich an sein Haus geholt. Er hatte meinen ersten Kinofilm „Dicke Mädchen“ gesehen, meine Musikalität darin erkannt und mir daraufhin angeboten, mich doch mal im Musiktheater auszuprobieren. Das hat dann mit einer kleinen Produktion während der Sommerfestspiele im Theatiner Filmtheater angefangen und wurde dann mit jedem Mal größer. Ähnlich bin ich auch zu meinem ersten Roman „Nackt über Berlin“ gekommen oder zum Podcast „Klassik drastisch“ auf Deutschlandfunk Kultur, wo ich zusammen mit David Striesow über Musik schwärmen darf. „Interview von Patrik Klein mit Axel Ranisch,
Opéra de Lyon, 18. März 2022“
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David Bösch inszeniert düster-zeitlose Liebe, Rache und Vergeltung

Foto: Irrelohe © Stofleth

Franz Schrekers „Irrelohe“ beim Festival 2022
Opéra de Lyon, 19. März 2022 Premiere

von Patrik Klein

Pandemiebedingt musste das Festival 2020 am Vortage der Premiere abgesagt werden. Über 1000 Zuschauerinnen, hunderte Produktionsmitarbeiterinnen und viel internationale Presse waren darüber zutiefst betrübt. Auch im Folgejahr machte die Pandemie den Planern am Haus einen Strich durch die Rechnung. Doch nun endlich konnten zwei der damals vorgesehenen Opernpremieren zur Aufführung kommen. Verdis „Rigoletto“ und Schrekers „Irrelohe“ standen auf dem Programm. Ergänzt wurde das Duo durch eine weitere Musiktheaterproduktion von Bachs „Trauernacht“ im Théâtre de Célestins in Lyon.

In diesem Jahr kristallisieren sich als Motto Familiengeheimnisse aus diesen drei Produktionen: Familiengeheimnisse mit all ihren Facetten und deren vielfältigen Auswirkungen auf das Musiktheater, die Oper, den Text und die Musik: Ein düsteres Erbe wirkt sich auf die dramatische Handlung des Irrelohe, das Geheimnis einer jungen Frau beeinflusst den Fortgang der Geschichte und das Ende von Rigoletto sowie die Familie eines Toten, die sich in der Trauernacht zum letzten gemeinsamen Mahl zu Ehren des Verstorbenen trifft. „Franz Schrekers „Irrelohe“ beim Festival 2022,
Opéra de Lyon 19. März 2022, Premiere“
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Der Fluch kann jeden treffen: Axel Ranisch bietet hoffnungsvoll-trostlose Einblicke in menschliche Gefühlswelten

Verdis Rigoletto beim Festival an der Opéra de Lyon
Premiere, 18. März 2022

Fotos: Stofleth ©

von Patrik Klein

Pandemiebedingt musste das Festival 2020 am Vortage der Premiere abgesagt werden. Über 1000 ZuschauerInnen, hunderte ProduktionsmitarbeiterInnen und viel internationale Presse waren darüber zutiefst betrübt. Auch im Folgejahr machte die Pandemie den Planern am Haus einen Strich durch die Rechnung. Doch nun endlich konnten zwei der damals geplanten drei vorgesehenen Opernpremieren zur Aufführung kommen. Verdis „Rigoletto“ und Schrekers „Irrelohe“ standen auf dem Programm. Ergänzt wurde das Duo statt durch Orffs „Der Mond“ nun durch eine weitere Musiktheaterproduktion von Bachs „Trauernacht“ im Theatre de Celestins in Lyon. „Giuseppe Verdi, Rigoletto, Premiere
Opéra de Lyon“
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Mefistofele in Lyon: Viel Beifall – auch von der Jugend – für eine Aufführung mit Schwächen

Foto: ©Mar Flores Flo
Opéra de Lyon
11. Oktober 2018
Arrigo Boito, Mefistofele
Musikalische Leitung: Daniele Rustioni
Regie: Àlex Ollé
Bühnenbild: Alfons Flores
Kostüme: Lluc Castells
Licht: Urs Schönebaum
Choreinstudierung: Johannes Knecht

von Kirsten Liese

An Aufnahmen mit berühmten Interpreten herrscht kein Mangel, und hier und da kommt Arrigo Boitos Opernsolitär „Mefistofele“ an großen Bühnen zu Ehren. Berühmte Tenöre wie Enrico Caruso, Mario del Monaco oder Luciano Pavarotti haben in diesem Musikdrama den Faust gesungen –  Renata Tebaldi und Mirella Freni die Margarete und der unvergessene Fjodor Schaljapin den teuflischen Titelhelden. Aber alle diese großen Namen konnten nicht bewirken, dass sich das Musikdrama  in den Spielplänen vergleichbar etablieren konnte wie Gounods „Marguerite“. Die Monumentalität der Mammut-Oper und der fragmentarische Charakter mögen das erklären. „Arrigo Boito, Mefistofele,
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