Semperoper: Daniele Gattis Mahler steckt auch bei seinem Antrittskonzert im Schatten seines Vorgängers fest

Daniele Gatti © Markenphotografie

Trotz einer auf feinem Weltklasse-Niveau spielender Dresdner Staatskapelle konnte Daniele Gatti in seinem Antrittskonzert nur teilweise an den umjubelten Erfolg seines Vorgängers anknüpfen. In Ordnung, ja, in Christian Thielemanns Mahler-Universum angekommen, nein. 

1. Symphoniekonzert

Staatskapelle Dresden
Daniele Gatti, Dirigent

Arnold Schönberg: Verklärte Nacht
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 1 D-Dur

Semperoper Dresden, 1. September 2024

von Johannes Karl Fischer

Sein Vorgänger Christian Thielemann nannte Gustav Mahler als einen der in seiner Amtszeit zu wenig gespielten Komponisten… um anschließend die Semperoper anderthalb Stunden in einem einzigartigen Mahler-Universum schweben zu lassen. Da legt Daniele Gatti nun mit einem ganzen Mahler-Zyklus gleich zu Beginn seiner Zeit als Chefdirigent ordentlich einen drauf… kann er auch musikalisch mit seinem Vorgänger mithalten?   „1. Symphoniekonzert Staatskapelle Dresden, Daniele Gatti, Dirigent
Semperoper Dresden, 1. September 2024“
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Thielemanns Abschied: Ein allerletzter großer Wurf mit Mahler 8

© Matthias Creutziger

Nun ist’s geschehen: Die vorerst letzten Töne der Sächsischen Staatskapelle zum Dirigat von Christian Thielemann sind verklungen. Mit Mahlers 8.  Symphonie endete eine 14-jährige Ära, mit der es gelang, die Semperoper wieder zu einem der wichtigsten Opernhäuser der Welt zu machen. Dass die Entscheidung, Christian Thielemanns Vertrag nicht zu verlängern, aus künstlerischer Sicht an kulturpolitischer Naivität kaum zu übertreffen ist, wird an diesem Abend erneut deutlich. Das Publikum feierte Thielemann beim Schlussapplaus weit über 20 Minuten lang – und das, wie immer, völlig zu Recht.

Gustav Mahler
8. Symphonie

Christian Thielemann, Dirigent
Sächsische Staatskapelle Dresden
Gustav-Mahler-Jugendorchester

Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Chor des Bayerischen Rundfunks
Kinderchor der Semperoper Dresden

Semperoper Dresden, 9. Juli 2024

von Willi Patzelt

Im Winter 2010 rumorte es heftig an der Dresdner Semperoper. Während die Kapelle gerade auf Skandinavien-Tour in Kopenhagen weilte, machte eine brisante Meldung die Runde: GMD der Semperoper und Chefdirigent der Staatskapelle Fabio Luisi – bei der Tournee krankheitsbedingt nicht dabei – habe außerordentlich gekündigt. Stein des Anstoßes sei gewesen, dass die Staatskapelle mit dem ZDF das Silvesterkonzert für den anstehenden Jahreswechsel an Luisi vorbei verhandelt habe und es mit Christian Thielemann bestreiten wolle. „Gustav Mahler, 8. Symphonie, Christian Thielemann, Dirigent, Sächsische Staatskapelle Dresden
Semperoper Dresden, 9. Juli 2024“
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Zum Abschied eine Riesensause: In seinem letzten Konzert triumphiert Christian Thielemann mit Mahlers Achter

© Matthias Creutziger

Opulenter und feierlicher lässt sich ein Weltklasse-Dirigent nicht verabschieden. Am Ende waren selbst Hartgesottene fix und fertig.

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 8 Es-Dur

Camilla Nylund, Sopran
Ricarda Merbeth, Sopran
Regula Mühlemann, Sopran
Štĕpánka Pučálková, Mezzosopran
Christa Mayer, Mezzosopran
David Butt Philip, Tenor
Michael Volle, Bariton
Georg Zeppenfeld, Bass

Sächsische Staatskapelle Dresden
Gustav Mahler Jugendorchester

Christian Thielemann, musikalische Leitung

Chor des Bayerischen Rundfunks (Einstudierung: Peter Dijkstra)

Sächsischer Staatsopernchor Dresden (Einstudierung: André Kellinghaus)

Kinderchor der Semperoper Dresden (Einstudierung: Claudia Sebastian-Bertsch)

Semperoper, Dresden, 9. Juli 2024

von Kirsten Liese

Strahlend tritt Christian Thielemann, frisch zum Ehrendirigenten der Sächsischen Staatskapelle Dresden gekürt, an seinem allerletzten Abend als Chefdirigent vor sein Orchester. Es ist die pure Freude, die diesen Abend dominiert, unterstrichen von der geballten Energie der ausgewählten Musik. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 8 Es-Dur, Christian Thielemann, Sächsische Staatskapelle Dresden
Semperoper, Dresden, 9. Juli 2024“
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Das Ende eine Ära: Christian Thielemann lässt die Semperoper ins Mahler-Universum aufschweben

Christian Thielemann © Matthias Creutziger

Mit seinem Abschlusskonzert als scheidender Dresdner Chefdirigent lässt Christian Thielemann die Semperoper nochmal in all ihrer musikalischen Pracht aufblühen. Diese phänomenale Leistung von Chor, Orchester und Soli trägt die monumentale Kraft dieses Mammut-Werks auf den Schultern. So klingt das auferstandene Mahler-Universum! 

Sächsische Staatskapelle Dresden & Gustav Mahler Jugendorchester

Chor des Bayerischen Rundfunks, Sächsischer Staatsopernchor Dresden & Kinderchor der Semperoper Dresden

Christian Thielemann, Dirigent

Camilla Nylund, Ricarda Merbeth & Regula Mühlemann, Sopran
Štěpánka Pučálková & Christa Mayer, Alt
David Butt Philip, Tenor
Michael Volle, Bariton
Georg Zeppenfeld, Bass

Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 8 Es-Dur

Semperoper Dresden, 7. Juli 2024

von Johannes Karl Fischer

Ich weiß nicht, was ich zu diesem ganzen Hype um das Ende der Ära Thielemann sagen soll. Natürlich muss sowas gefeiert werden, eine Ansprache des sächsischen Ministerpräsidenten – für den es übrigens den einzigen Buh-Ruf des Abends gab – ist wohl ein Obligatorium.

Mahler war allerdings schon bei der Uraufführung dieser Sinfonie über den Presse-Hype nicht begeistert. Dass hier in Dresden eine halbe Stunde nach dem letzten Akkord immer noch laudiert wurde, wäre sicherlich nicht im Sinne des Komponisten gewesen. Herr Thielemann war daran auch nicht ganz unbeteiligt, seine Dankesrede hätte mindestens vom Umfang her die Ansprüche eines rhetorischen dritten Satz erfüllt. Immerhin weckte sein sächsisches Abschiedsgeschenk – ein Taktstock aus Meißner Porzellan – Erinnerungen an Willi Boskovskys Wiener Geigenkuchen, welchen ihm die Wiener Philharmoniker zu dessen 20. Neujahrskonzertjubiläum überreichten. „Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 8 Es-Dur, Christian Thielemann, Sächsische Staatskapelle Dresden
Semperoper Dresden, 7. Juli 2024“
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Christian Thielemann dreht seine erste Ehrenrunde, Herlitzius und Nylund führen die Semperoper an die Spitze der Strauss-Liga

Miina-Liisa Värelä (Baraks Frau), Evelyn Herlitzius (Die Amme), Camilla Nylund (Die Kaiserin), Tilmann Rönnebeck (Der Einarmige), Oleksandr Pushniak (Barak), Tansel Akzeybek (Der Bucklige), Rafael Fingerlos (Der Einäugige), Kinderchor der Semperoper Dresden
© Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Ein durchweg überragendes Ensemble um die Sopranistinnen Camilla Nylund und Evelyn Herlitzius sorgt für Stuhlkanten-Stimmung in der neuen Dresdner Frau ohne Schatten, einige Achtungserfolge lassen aufhorchen. Christian Thielemann deklassiert auch kurz vor dem Ende seiner Semperoper-Amtszeit die Dirigats-Konkurrenz. Einzig die übermäßig düstere Regie von David Bösch konnte nicht überzeugen.  

Die Frau ohne Schatten
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Semperoper Dresden, 30. März 2024
Premiere 23. März 2024

von Johannes Karl Fischer

Eigentlich gehört in einer durchwegs fantastischen Vorstellung immer das Positive an erster Stelle. Diese Regel werfe ich jetzt mal Hals über Kopf über Bord, ebenso, wie in David Böschs eher düsteren Inszenierung zwei Brüder Baraks den dritten Hals über Kopf in einen Eimer mit giftig dampfenden Substanzen stecken wollen. Etwa illustrativ für die Gesamtstimmung dieser Inszenierung: Ein riesiger Raubvogel schwebt über der Bühne, als würde er als publikumsverschlingender Dino gleich in den Saal fliegen. Baraks Häuschen erinnert mehr an eine tief in der Erde vergrabene, gruselige Geheimfabrik… der Eimer mit Giftsymbol steht stets in der Mitte. „Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Semperoper Dresden, 30. März 2024“
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Der Zauberer des Abends stand im Graben

Camilla Nylund (Die Kaiserin), Evelyn Herlitzius (Die Amme), Damen des Sächsischen Staatsopernchores © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Die Aufführung endete mit tosendem Applaus und Ovationen, gefühlt unendlich lang. Wir werden diese geniale Aufführung von „Frau ohne Schatten“ nie vergessen.

Die Frau ohne Schatten
Richard Strauss, 10. Oktober 1919,
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Inszenierung: David Bösch
Bühnenbild: Patrick Bannwart
Kostüme: Moana Stemberger
Licht: Fabio Antoci
Video: Falko Herold und Patrick Bannwart

Dirigent: Christian Thielemann

Sächsische Staatskapelle Dresden
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Kinderchor der Semperoper Dresden

Semperoper Dresden, Premiere 23. März 2024


von Olaf und Brigitte Barthier

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde nach über 30 Bühnenproben an der Wiener Staatsoper dieses Stück am 10. Oktober 1919 uraufgeführt. Der damalige Operndirekter Richard Strauss überantwortete die musikalische Leitung an Franz Schalk.

„Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Semperoper Dresden, Premiere 23. März 2024“
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Meilen- und Schlussstein: Christian Thielemann brilliert mit „Frau ohne Schatten“ in Dresden

Miina-Liisa Värelä (Baraks Frau), Evelyn Herlitzius (Die Amme), Camilla Nylund (Die Kaiserin), Tilmann Rönnebeck (Der Einarmige), Oleksandr Pushniak (Barak), Tansel Akzeybek (Der Bucklige), Rafael Fingerlos (Der Einäugige), Kinderchor der Semperoper Dresden © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Eine letzte Premiere, ein letzter ganz großer Wurf: Christian Thielemann verabschiedet sich mit einer Neuproduktion der „Frau ohne Schatten“ aus Dresden – und wie! Das ‚opus magnum‘ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal wird in Dresden zum gefeierten Erfolg, nicht zuletzt auch dank der hochgradig gelungenen und inhaltlich überzeugt-überzeugenden Inszenierung von David Bösch und eines vorzüglichen Solistenensembles. Dieser Abend wird lange in Erinnerung bleiben – sowohl als Meilenstein der Dresdner Strauss-Tradition wie auch als Schlussstein einer Ära.

von Willi Patzelt

Richard Strauss
Die Frau ohne Schatten

Christian Thielemann, Dirigent
Sächsische Staatskapelle Dresden

David Bösch, Regie
Patrick Bannwart, Bühnenbild

Semperoper Dresden, 23. März 2024

Die Frau ohne Schatten und die Sächsische Landeshauptstadt sind durch eine nicht ganz gut begonnene Geschichte miteinander verbunden. Nur zwölf Tage nach der Uraufführung dieser „modernen Märchenoper“ an der Wiener Hofoper, nämlich im Oktober 1919, kam „FroSch“ unter der Leitung von Fritz Reiner in Dresden zur Aufführung – jedoch mit mittelmäßigem Erfolg und künstlerisch zum Missfallen des Komponisten. Strauss bemängelte vor allem, das Stück sei „szenisch so unvollkommen vorbereitet gewesen“, dass er die Premiere sogar habe verschieben lassen müssen.

„Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Semperoper Dresden, 23. März 2024“
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„Fantasie ist das Auge der Seele“ – Die neue Intendantin der Semperoper Dresden verspricht eine anregende Liaison aus Tradition und Gegenwart

Spielzeitheft 2024/25 © Semperoper Dresden

Spielzeit-Präsentation 2024/25

Semperoper Dresden, 14. März 2024

von Pauline Lehmann

Emphatisch hat die „Fantasie“ die Fackel der Begeisterung in ihrer Hand emporgehoben. Die Allegorie und die Musen der Theaterkünste, die auf dem Schmuckvorhang des Hauses zu sehen sind, stechen auf dem Cover des neuen Spielzeitheftes grellbunt ins Auge. „Stell dir vor,“ kündet das Motto, mit dem die designierte Intendantin, Nora Schmid, und ihr Team die kommende Opernsaison in der sächsischen Landeshauptstadt bewerben und an die Vorstellungskraft des Publikums appellieren. „Spielzeit-Präsentation 2024/25
Semperoper Dresden, 14. März 2024“
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Thielemanns Dresdner „Tristan“: Wie mezza voce die Leidenschaft bremst

Christian Thielemann © Matthias Creutziger

Richard Wagner
Tristan und Isolde

Tristan    Klaus Florian Vogt
Isolde    Camilla Nylund
König Marke    Georg Zeppenfeld
Brangäne    Tanja Ariane Baumgartner

Dirigent    Christian Thielemann

Livestream aus der Semperoper Dresden, Februar 2024

von Peter Sommeregger

Im Januar und Februar 2024 fand an der Dresdner Semperoper eine Aufführungsserie von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ statt. Christian Thielemann, scheidender Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, nutzte diese für ein spektakuläres Finale seiner langjährigen Tätigkeit in Dresden.

Ein Großteil der Rezensionen dieser Aufführungen fiel reichlich euphorisch aus. Nachdem nun, vorab zu einer Veröffentlichung auf Bildträgern, im Stream die Aufführung erlebbar ist, ergibt sich die Möglichkeit selbst zu einem Urteil zu kommen. So ganz möchte man die große Begeisterung vieler Kritiker nicht teilen. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Livestream aus der Semperoper Dresden, Februar 2024“
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Gedenkkonzert 13. Februar in Dresden: Dunkel und wunderbar anmutig erklingt Brahms – verpasste Revolution?

Christian Thielemann © Sächsische Staatskapelle Dresden / Matthias Creutziger

Extrem laute Bässe wummern, man hört Polizeidurchsagen, hier und dort explodiert ein Böller. Der Weg durch die Altstadt zur Semperoper ist am 13. Februar in Dresden jedes Jahr aufs Neue ein durchaus stressiges Unterfangen – ist dieser Tag doch der gesellschaftlich in seiner Deutung am stärksten umkämpfte Tag der sächsischen Elbmetropole. Den politischen Grabenkämpfen Kunst entgegenzusetzen, hat sich die Staatskapelle neben vielen weiteren Dresdner Kulturinstitutionen zur Aufgabe gemacht. Mit dem Brahms’schen Requiem gelingt der Sächsischen Staatskapelle unter Christian Thielemann ein vorzüglicher Abend, der in seiner interpretatorischen Deutung jedoch nicht konsequent zu überzeugen vermag.

 

Johannes Brahms
Ein deutsches Requiem

Christian Thielemann, Dirigent
Sächsische Staatskapelle Dresden
Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Semperoper Dresden, 13. Februar 2024

von Willi Patzelt

Die Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 hat Dresden und seine Bürgerschaft wohl wesentlicher geprägt als jede andere – bis zum heutigen Tage. In vier Angriffswellen britischer und amerikanischer Luftstreitkräfte wurde das Zentrum der Barockstadt an der Elbe, die sich dort bis dato seit den Tagen Augusts des Starken kaum bis gar nicht verändert hatte, als Folge der deutschen Angriffskriege auf das Heftigste zerbombt und kostete damit circa 25.000 Dresdner das Leben.

„Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem
Semperoper Dresden, 13. Februar 2024“
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