Der Komponist João Guilherme Ripper besticht mit einer spannenden Oper über Euclides da Cunha beim 25. Amazonas Opernfestival

Foto: Teatro Amazonas © Dr. KB

João Guilherme Ripper, 1959 in Rio de Janeiro geboren, ist Komponist, Dirigent sowie Musikmanager und Professor an der Musikschule der Federalen Universität von Rio de Janeiro. Er machte seinen Master of Arts in Komposition an der Catholic University of America in Washington D.C. unter Helmut Braunlich und der Argentinierin Emma Garmendia. Weitere Studien führten Ripper nach Argentinien und Paris. Heute ist er Präsident der Brasilianischen Musik-Akademie, die von Heitor Villa-Lobos im Jahr 1945 gegründet wurde und 40 brasilianische Komponisten, Interpreten und Musikologen vereint. Ripper hat mittlerweile auch acht Opern komponiert, zum Teil Kammeropern, immer wieder aber auch Werke mit Bezug zur brasilianischen Literatur.


Teatro Amazonas, Manaus, 21. Mai 2023

João Guilherme Ripper
Piedade

 von Dr. Klaus Billand

Um ein solches handelt es sich bei der Oper „Piedade“, die im Jahre 2012 ihre Uraufführung in Brasilien erlebte und hier bereits mehrfach aufgeführt wurde, fast immer aber in konzertanter oder kammermusikalischer Form mit reduziertem Bühnenbild. Während des 25. Opernfestivals von Manaus (FAO) wurde sie nun szenisch in der Regie von Julianna Santos und mit großem Orchester gegeben. Und so viel ist vorwegzunehmen: sie zog das zahlreich erschienene Publikum im Teatro Amazonas von 1896 über die pausenlosen vier Akte mit einer Stunde und 45 Minuten durchgehend in ihren Bann.

 

„25. Amazonas Opernfestival von Manaus, João Guilherme Ripper, Piedade
Teatro Amazonas, Manaus, 21. Mai 2023“
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André Heller-Lopes schafft nach 180 Jahren eine würdige brasilianische Neuauflage von „Anna Bolena“ beim 25. Amazonas Opernfestival

Fotos: Marcio James

Teatro Amazonas, Manaus, 20. Mai 2023

Gaetano Donizetti
Anna Bolena


von Dr. Klaus Billand 

Nach der brasilianischen Oper „O Contractador dos Diamantes“ von Francisco Mignone und „Peter Grimes” von Benjamin Britten zeigte das 25. Amazonas Opernfestival (FAO) in der Woche des 16. Jahres-Meetings des lateinamerikanischen Opern-Dachverbandes Ópera Latinoamérica (OLA) eine Neuinszenierung der „Anna Bolena“ von G. Donizetti in der Regie des wohl besten und meistbeschäftigten brasilianischen Opernregisseurs André Heller-Lopes. Er hat des Öfteren auch in Europa inszeniert, nicht zuletzt eine vortreffliche „Tosca“ am Landestheater Salzburg. Es ist kaum zu glauben, aber „Anna Bolena“ wurde zum letzten Mal in Brasilien um 1840 aufgeführt, in Rio de Janeiro, also etwa 10 Jahre nach der Uraufführung. So war es nicht nur an der Zeit, eine Neuinszenierung zu wagen. Es gab auch noch einen ganz anderen und vielleicht noch interessanteren Grund dafür. In das Jahr 2023 fällt der 100. Geburtstag von Maria Callas, der großen Diva und Primadonna, die Maßstäbe als Anna Bolena setzte und natürlich nicht nur für diese. Das war der Grund, das Stück gerade in diesem Jahr auf das Programm des FAO zu setzen.

Teatro Amazonas (c) Dr. KB

„25. Amazonas Opernfestival, G. Donizetti, Anna Bolena
Teatro Amazonas, Manaus, 20. Mai 2023“
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Das 25. Amazonas Opernfestival Manaus begeistert mit einem alles gebenden Fernando Portari als Peter Grimes

Fotos © Marcio James

Das 25. Amazonas Opernfestival (FAO) wartete in dieser Jubiläums-Saison gleich mit vier Opern auf, zwei brasilianischen und zwei des klassischen europäischen Kanons, i.e. „Peter Grimes“ von Benjamin Britten und „Anna Bolena“ von Gaetano Donizetti. „Peter Grimes“ wurde als einzige aus dem Vorjahr übernommen, und kaum war der Vorgang im fast voll besetzten Teatro Amazonas am großen Rio Negro oben, wurde klar, was sicher einer der Gründe dafür war.

MANAUS/Teatro Amazonas, 19. Mai 2023

Benjamin Britten
PETER GRIMES

von Dr. Klaus Billand

Im einfachen, ja veristischen Bühnenbild einer Fischergemeinde am Fluss von Julián Hoyos erleben wir im Vorspiel gleich die intensive Befragung von Peter Grimes durch den Rechtsanwalt Swallow nach den Gründen für das Umkommen des jungen Gehilfen von Grimes beim Fischen auf dem Meer. Die Szene ist mit der Reaktion der Fischereigemeinde drum herum von einer solchen Intensität, dass die Inszenierung von Pedro Salazar einen sofort mit Haut und Haaren in diese starke Oper von Benjamin Britten hineinreißt. Dafür ist auch der hervorragende Sängerdarsteller Fernando Portari als Grimes verantwortlich, aber auch Sávio Sperandio als Swallow.

„Benjamin Britten PETER GRIMES 
MANAUS/Teatro Amazonas, 19. Mai 2023 “
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