”Verzichtet auf den Teufel, zum Teufel!”

Photo © Jean-Nico Schambourg – Grisélidis, Vannina Santoni

Grisélidis von Jules Massenet feiert großen Erfolg in Paris

Das Théâtre des Champs-Elysées in Paris spielt, in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus aus Montpellier und dem Palazetto Bru Zane, Jules Massenets selten aufgeführte Oper “Grisélidis”. Der Erfolg dieses Abends läßt hoffen, dass dieses Werk wieder öfters in der Programmierung der Opernhäuser berücksichtigt wird. Massenet verbindet in seiner Musik drei Elemente, die bei ihm öfters in seinen Opern einfließen: Mittelalter, Märchen und Komödie.

Konzertante Aufführung, Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 4. Juli 2023

Jules Massenet (1842-1912)
GRISÉLIDIS
Conte lyrique in drei Akten und einem Prolog
(Libretto von Armand Silvestre und Eugène Morand)

Musikalische Leitung        Jean-Marie Zeitouni

Grisélidis                   Vannina Santoni
Der Marquis             Thomas Dolié
Der Teufel                 Tassis Christoyannis
Alain                            Julien Dran
Fiamina                     Antoinette Dennefeld

 Orchestre national Montpellier Occitanie

Choeur de l’Opéra national Montpellier Occitanie (Chorleiterin: Noëlle Gény)

von Jean-Nico Schambourg

 Zur Geschichte der Oper: Im Prolog begegnet der Marquis Grisélidis und ist von ihrer Schönheit bezaubert. Zum Leidwesen von Alain, einem jungen Schäfer, der auch in Grisélidis verliebt ist, bittet er sie ihm auf sein Schloss zu folgen und ihn zu heiraten. Grisélidis antwortet mit Bescheidenheit, dass sie seine Dienerin ist und ihm gehorchen will.

Einige Jahre später: Bevor der Marquis zum Kreuzzug aufbricht, wettet er mit dem Teufel auf die Treue und den Gehorsam seiner Frau. Als Wetteinsatz übergibt er dem Teufel seinen Hochzeitsring. Dann verabschiedet er sich von seiner Frau und seinem Sohn. Mit Hilfe seiner Frau Fiamina versucht der Teufel Grisélidis zur Untreue und zum Ungehorsam zu bewegen. Zuerst tauchen beide als Orientale verkleidet auf dem Schloss auf. Der Teufel stellt Fiamina als neue Geliebte des Marquis vor, die, gemäß dem Wunsch des Marquis, jetzt Herrin auf dem Schloss sein soll. Als Beweis seiner Aussage zeigt er Grisélidis den Hochzeitsring des Marquis. Diese akzeptiert ohne Widerwillen ihr neues Schicksal. Auch als der Teufel ihr Alain erneut zuführt, bleibt sie dem Marquis treu. Aus Wut entführt der Teufel ihren kleinen Sohn.

„Jules Massenet (1842-1912), GRISÉLIDIS
Konzertante Aufführung, Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 4. Juli 2023“
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Der erste Faust der Operngeschichte war für eine Frau komponiert

Photo:  Jean-Nico Schambourg, vlnr: Karina Gauvin, Karine Deshayes, Christophe Rousset, Ante Jerkunica

Die Oper “Fausto” der französischen Komponistin und Poetin Louise Bertin wurde 1831 am Théâtre-Italien in Paris uraufgeführt. Einen ersten Entwurf hatte Bertin schon 1826 fertiggestellt. Es handelt sich somit um die erste lyrische Vertonung von Goethes Faust, da die Werke von Berlioz, Gounod, Schumann und Boito alle erst später zur Aufführung kamen.  Nach nur drei Aufführungen verschwand das Werk allerdings aus dem Programm. Das Théâtre des Champs-Elysées in Paris hat, in Zusammenarbeit mit dem Palazzetto Bru Zane Paris, die Oper jetzt wieder zu neuem Leben erweckt. Ein überragendes Gesangensemble, angeführt von Karine Deshayes in der Titelrolle, brilliert unter der musikalischen Leitung von Christophe Rousset.

 

Konzertante Aufführung
Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 20. Juni 2023

Louise-Angélique Bertin (1805-1877)
FAUSTO
Opera semi-seria in vier Akten

(Libretto von der Komponistin selbst verfasst, ins Italienische übersetzt von Luigi Balocchi)

Musikalische Leitung      Christophe Rousset

Fausto                           Karine Deshayes
Margherita                  Karina Gauvin
Mefisto                          Ante Jerkunica
Valentino                     Nico Darmanin
Catarina                        Marie Gautrot

Les Talens Lyriques

Vlaams Radiokoor


von Jean-Nico Schambourg

Louise Bertin stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Ihr Vater, ein einflussreicher Zeitungsdirektor, unterstützte ihre musikalische Karriere vollends, genauso wie ihre Mutter, die selbst Pianistin war. Sie erhielt ihre musikalische Ausbildung bei François-Joseph Fétis, einem belgischen Komponisten, Kritiker und Musikologen, sowie bei dem bekannten französischen Komponisten und Musiklehrer Antoine Reicha.

Sie komponierte insgesamt vier Opern: “Guy Mannering” (1825), “Le Loup-Garou” (1827), “Fausto” (1831), sowie “Esmeralda” (1836), ihre bekannteste Oper.

„Louise-Angélique Bertin (1805-1877), FAUSTO, Opera semi-seria in vier Akten
Konzertante Aufführung, Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 20. Juni 2023“
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"Warum ich nie wieder die Philharmonie de Paris betreten werde"

Wäre es nicht tatsächlich besser, wenn man einfach nur zuhause mittels exquisiter Stereoanlage oder magischer Kopfhörer seine Konzerte hörte?
Aber wir brauchen doch das Live-Erlebnis!

 

Fotos: Dr. Brian Cooper

Paris, der große Traum, ist ausgeträumt. Ich wollte dort der Kultur wegen hinziehen. Aber in der noch immer recht neuen Philharmonie, im traditionsreichen Théâtre des Champs-Elysées und anderswo in der französischen Hauptstadt verhindert das Publikum aktiv durch exzessiven Handygebrauch und etliche andere Unsitten jegliche Magie im Konzert. Das Saalpersonal bestärkt auch noch die mangelnde Disziplin. Sogar höchste Würdenträger der Pariser Kulturszene beteiligen sich daran. Hier gilt nicht come as you are, sondern come when you’re ready. Und auch bei uns wird es nicht besser: Ähnliches Fehlverhalten schleicht sich ein und wird nur unzureichend sanktioniert. Da stellt sich mir zum Jahresbeginn eine grundsätzliche Frage: Wie lange werde ich wohl noch Livekonzerte besuchen?

von Dr. Brian Cooper, Bonn

Paris ist eine wundervolle Stadt. Eine der schönsten und aufregendsten Städte der Welt. Das ist ein Allgemeinplatz – stimmt. Aber er ist so wahr. Nur Deppen, wie man sie in Bayern nennt, würden das bestreiten. So Leute, wissen Sie, die für keinerlei Form der Sinnlichkeit empfänglich sind – sei sie kulinarisch, architektonisch, interkulturell, multiethnisch, intellektuell, zwischenmenschlich, ästhetisch, sexuell oder wie auch immer geartet. Wir kennen sie alle, diese Leute. An allem haben sie zu kritteln. Der Lärm, die Hektik, keine Brötchen wie bei uns, der Dreck… „„Warum ich nie wieder die Philharmonie de Paris betreten werde“
klassik-begeistert.de, 10. Januar 2023“
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Marc Minkowski und Laurent Pelly reisen mit Jacques Offenbach nach Peru

Foto: (Vlnr: Laurent Naouri, Marc Minkowski, Antoinette Dennefeld, Stanislas de Barbeyrac). Im Orchestergraben: Les Musiciens du Louvre (Foto Jean-Nico Schambourg)

Vor über zwanzig Jahren etablierte sich das Tandem Marc Minkowski / Laurent Pelly als Offenbach-Spezialisten mit den Aufführungen am TMP Châtelet in Paris von “La belle Hélène” (2000) und von “La Grande-Duchesse de Gérolstein” (2004), beide Male mit Dame Felicity Lott in der Titelrolle. Jetzt wiederholen die beiden ihren großen Erfolg von damals mit der Aufführung von “La Périchole” am Pariser Théâtre des Champs-Elysées.

LA PÉRICHOLE
Opéra bouffe von Jacques Offenbach

Marc Minkowski                     Musikalische Leitung

Laurent Pelly                             Inszenierung und Kostüme

Antoinette Dennefeld            La Périchole
Stanislas de Barbeyrac          Piquillo
Laurent Naouri                         Don Andrès de Ribeira
Rodolphe Briand                      Le Comte Miguel de Panatellas
Lionel Lhote                              Don Pedro de Hinoyosa

Les Musiciens du Louvre
Chor der Opéra National de Bordeaux”

Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 26. November 2022

von Jean-Nico Schambourg

Marc Minkowski ist zu Recht mit seinem Orchester “Les Musiciens du Louvre” als großer Barockspezialist berühmt. Auch in Sachen Mozart spielt er in der Champions League der Operndirigenten. Weniger bekannt sind vielleicht außerhalb von Frankreich seine Verdienste um das französische Opernrepertoire des 19. Jahrhunderts. Die Dramen von Bizet, Gounod, Meyerbeer und Massenet stehen dabei in erster Reihe mit den lustigeren Werken von Jacques Offenbach.

„LA PÉRICHOLE, Opéra bouffe von Jacques Offenbach
Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 26. November 2022“
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Paris: Nicole Car begeistert als Salomé in “Hérodiade” von Jules Massenet

Nicole Car (Foto: Jean-Nico Schambourg)

In seiner Reihe von hochinteressanten konzertanten Opernaufführungen spielte das Pariser Théâtre des Champs-Elysées die Oper “Hérodiade” von Jules Massenet. Exzellente Sänger und ein wunderbar aufspielendes Orchester der Oper von Lyon unter der Leitung seines Musikdirektors Daniele Rustioni ließen diesen Abend zu einen wahren Ohrenschmaus werden, der vom Pariser Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Dabei hatte diese Oper einen schweren Weg hinter sich, um sich anfangs in Paris durchzusetzen.

 

HÉRODIADE
Oper in vier Akten und sieben Bildern von Jules Massenet

Daniele Rustioni   Musikalische Leitung
Orchester und Chor der “Opéra National de Lyon”

Ekaterina Semenchuk   Hérodiade
Nicole Car   Salomé
Jean-François Borras   Jean
Étienne Dupuis   Hérode
Nicolas Courjal   Phanuel

Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 25. November 2022

von Jean-Nico Schambourg

Die Uraufführung von “Hérodiade” fand am 19. Dezember 1881 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel statt, nachdem die Pariser Oper das Libretto als schlecht und polemisch abgelehnt hatte. Nach Umwegen über die Mailänder Scala, wo die Oper 1882 zum ersten Male in italienischer Sprache aufgeführt wurde, Nantes, Hamburg, Lüttich und Monaco, wurde die Oper dann erstmals am 2. Oktober 1903 an Théâtre de la Gaîté in Paris in französischer Sprache aufgeführt. Vorher war die Oper 1883 in Paris am Théâtre des Italiens in italienischer Sprache aufgeführt worden in der uns heute bekannten vieraktigen Version. An die Pariser Oper schaffte es die Oper erst im Jahre 1921.

Das Libretto basiert auf einer Novelle von Gustave Flaubert erschienen im Jahre 1877 und wurde von Paul Milliet und Henri Grémont verfasst. Die Novelle von Flaubert war auch die Vorlage für die Tragödie von Oscar Wilde, die dann von Richard Strauss vertont wurde. „Jules Massenet “Hérodiade”
Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 25. November 2022“
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