Zubin Mehta und die Wiener Philharmoniker geben eine Lehrstunde an Subtilität

Zubin Mehta © Co Merz

Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Violine und Orchester in G-Dur KV 216

Anton Bruckner: Symphonie Nr. 9 in d-moll

Pinchas Zukerman, Violine
Wiener Philharmoniker
Zubin Mehta, Dirigent

Wiener Konzerthaus, 16. Jänner 2025

von Herbert Hiess

Zubin Mehta, der demnächst 89 Jahre alt wird, ist in Wien eine Institution. Er studierte in Wien, spielte sogar bei den Niederösterreichischen Tonkünstlern Kontrabass und ist schon seit Jahrzehnten „Stammdirigent“ der Philharmoniker. War er bis vor gar nicht so langer Zeit mehr ein Show- und Event-Dirigent und eher oberflächlich, wird er jetzt zu einem phantastischen Interpreten, wie man ihn sich schon früher gewünscht hätte. „Pinchas Zukerman und Zubin Mehta
Wiener Konzerthaus, 16. Jänner 2025“
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Vladimir Jurowski präsentiert ein beeindruckendes Mahler-Bild

Vladimir Jurwoski © W. Hösl

Mahlers 6. Symphonie hat offenbar immer Saison und wenn man das „gemeine Volk“ auf dieses Werk anspricht, hört man meistens reflexartig von den Hammerschlägen im Finalsatz. Dieses Werk hat jedoch viel mehr zu bieten; Vladimir Jurowski lässt uns mit den exzellenten Wiener Symphonikern an einem Superkonzert teilhaben.

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 6 in a-moll

Wiener Symphoniker
Dirigent   Vladimir Jurowski

Konzerthaus Wien, 9. Jänner 2025

von Herbert Hiess

Es ist schon irgendwie erheiternd; erst hört man jahrelang nichts von dieser Symphonie und dann innerhalb nicht einmal eines Jahres gleich drei Aufführungen.

„Wiener Symphoniker, Vladimir Jurowski, Dirigent
Konzerthaus Wien, 9. Jänner 2025“
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Marie Jacquot kredenzt Beethovens Meisterwerk mit Schwung und Esprit

Marie Jacquot © David Payr

Marie Jacquot, die die Wiener Symphoniker dirigierend durch den Abend führte, verlieh dem zweihundertjährigen Werk eine Frische und Spontanität, die das Publikum die gesamte Aufführungsdauer hindurch fesselte.

Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-moll op. 125 (1822–1824)

Wiener Symphoniker
Wiener Singakademie

Simone Schneider, Sopran
Ekaterina Gubanova, Mezzosopran
Benjamin Bruns, Tenor
Mika Kares, Bass

Marie Jacquot, Dirigentin

Wiener Konzerthaus, 31. Dezember 2024

von Kathrin Schuhmann

Kann es einen würdigeren Weg geben, das zurückliegende Jahr zu verabschieden als mit den hoffnungsvoll emphatischen Klängen der 9. Symphonie Ludwig van Beethovens? Die Zuhörerschaft, die am Dienstagabend in den Großen Saal des Wiener Konzerthauses geströmt war, war einer Meinung: Beethoven sollte das letzte symphonische Wort des Jahres 2024 gegeben werden. „Wiener Symphoniker, Marie Jacquot
Wiener Konzerthaus, 31. Dezember 2024“
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Verdi Requiem: Daniel Harding führt auf eine sängerische Entdeckungsreise

Daniel Harding © Accademia Nazionale di Santa Cecilia / Musacchio, Pasqualini/MUSA

Mag sein, dass manche beim Lesen der Programmankündigung von Verdis Totenmesse ob der sängerischen Besetzungsliste leicht snobistisch die Nase gerümpft haben. Diese wurden aber bei diesem Konzert rasch eines Besseren belehrt. Obwohl die vier Personen sicher nicht zu den weltweit führenden Künstlern zählen; sie – und vor allem die beiden Damen – haben sich da leicht auf die Weltspitze gesungen.

Wiener Konzerthaus, 7. Dezember 2024

Giuseppe Verdi,  Messa da Requiem

Solisten:

Masabane Cecilia Rangwanasha, Sopran
Elizabeth DeShong, Mezzosopran
Saimir Pirgu, Tenor
Tareq Nazmi, Bass

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Roma
Wiener Singakademie (Choreinstudierung: Heinz Ferlesch)

Daniel Harding, musikalische Leitung

von Herbert Hiess

Giuseppe Verdis Abgesang auf das Leben ist (man könnte sagen naturgemäß) die opernhafteste Vertonung eines Requiems; sie bietet auch demzufolge einen fast dramaturgischen Ablauf durch die sieben Sätze. Und es ist kein Zufall, dass man hier des Öfteren „gute Bekannte“ aus seinem meisterlichen Schaffen trifft. So hört man vermeintlich Stellen aus „Don Carlos“, „Aida“ und anderen Opern. „Giuseppe Verdi, Messa da Requiem
Konzerthaus Wien, 7. Dezember 2024 “
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Martin Haselböck zaubert auf der Rieger-Orgel des Wiener Konzerthauses

Foto: Martin Haselboeck (c) Meinrad Hofer

Anlässlich seines 70. Geburtstags gab Martin Haselböck im Wiener Konzerthaus einen Orgelabend mit bemerkenswerten Werken des 20. Jahrhunderts. Der Höhepunkt war zweifellos Ligetis bahnbrechende Komposition Volumina.

Arnold Schönberg
Variationen über ein Rezitativ, op. 40
Zwei Fragmente aus der Sonate für Orgel

Ernst Křenek
Orga-Nastro für Orgel und Tonband, op. 212

György Ligeti
Volumina

Gladys Nordenstrom-Křenek
Signals from nowhere

 Ernst Křenek
Vierter Satz (Boreas) der Four Winds Suite (Die vier Winde) für Orgel, op. 223

Martin Haselböck
Orgel

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 10. November 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

Martin Haselböck ist nicht nur ein anerkannter Dirigent und Verfechter der Originalklangbewegung, sondern auch ein meisterhafter Orgelspieler. Anlässlich seines 70. Geburtstags gab er ein Konzert, das die gewaltige Bandbreite seines Repertoires wie auch seine enorme technische Virtuosität unter Beweis stellte. Es war auch ein Rückblick auf seine Laufbahn, denn alle Stücke des Abends hat er in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten im Konzerthaus aufgeführt. „Martin Haselböck, Orgel
Wiener Konzerthaus, 10. November 2024“
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„Symphonie der Tausend“: Philipp Jordan zelebriert Mahler 8 in Wien

WSY Philippe Jordan © Amar Mehemdinovic

Schon eigenartig: Da geht man in ein Konzert mit einem der opulentesten Werke der Musikgeschichte, hört ein exzellentes Orchester, eine wahrhaft luxuriöse Sängerbesetzung, großartige Chöre und einen sehr bekannten Dirigenten. Man ist stellenweise sehr beeindruckt – und man hatte danach trotzdem das Gefühl, dass etwas gefehlt hat.

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 8 in Es-Dur „Symphonie der Tausend“

Elisabeth Teige, Johanni von Oostrum, Regula Mühlemann, Tanja Ariane Baumgartner, Noa Beinart, Benjamin Bruns, Christopher Maltman, Tareq Nazmi

Wiener Sängerknaben
Wiener Singverein
Wiener Singakademie

Wiener Symphoniker
Dirigent: Philippe Jordan

Wiener Konzerthaus, 7. November 2024

 von Herbert Hiess

Aber schön der Reihe nach: Hauptperson an diesem Abend war doch Maestro Philippe Jordan, der auch Chef der Wiener Symphoniker war und nun seine letzte Saison an der Wiener Staatsoper als Musikdirektor hat.

Der exzellente und souveräne Dirigent beging heuer seinen 50. Geburtstag; und Zufall oder nicht – man programmierte im Wiener Konzerthaus Mahlers „Symphonie der Tausend“; ein Werk, das aufgrund des enormen Aufwandes sehr selten auf den Konzertprogrammen zu finden ist. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 8 in Es-Dur
Wiener Konzerthaus, 7. November 2024 “
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Andris Nelsons legt aus wunderschönen Puzzleteilchen ein verzerrtes Bild

Midori © Nigel Parry  2022

Nach einem guten und interessanten Beginn mit dem Violinkonzert von Prokofjew fällt der Dirigent Nelsons wieder in sein altes Fahrwasser – leider schaffte er es nicht, der fünften Symphonie von Mahler seinen interpretatorischen Stempel aufzudrücken.

Sergej Prokofjew
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 in D-Dur op. 19

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 5 in cis-moll

Wiener Philharmoniker

Solistin: Midori, Violine
Dirigent: Andris Nelsons

Wiener Konzerthaus, 18. Oktober 2024

von Herbert Hiess

Das Violinkonzert von Prokofjew war sowohl von der unglaublichen Geigerin Midori als auch von den Philharmonikern unter Nelsons ein großer Wurf. Der Maestro konnte das Orchester mitreißen und würzte orchestral dieses großartige Violinkonzert mit einer besonderen Note. Und mit der Geigerin Midori hatte der Dirigent eine der besten Geigerinnen zur Verfügung. „Wiener Philharmoniker, Midori, Nelsons
Wiener Konzerthaus, 18. Oktober 2024 “
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Wiener Konzerthaus: Bunt gemischt ist halb gewonnen

William Garfield Walker und das Nova Orchester Wien (NOW!) © Vanja Pandurevic

Das Programm von William Garfield Walkers Konzert im Konzerthaus war so vielfältig wie sein Nova Orchester Wien: es erklangen Werke von Verdi, Debussy und Bruckner. Walker konnte sein stilistisches Einfühlungsvermögen zeigen, und unter seiner Leitung brillierte das Orchester sowohl mit romantischer als auch mit impressionistischer Musik.

Giuseppe Verdi
Ouvertüre zu “La forza del destino”

Claude Debussy
Prélude à l’aprés-midi d’un faune

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 4 Es-Dur “Romantische”

Nova Orchester Wien (NOW!)
Dirigent: William Garfield Walker

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 27. September 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

William Garfield Walker ist der Gründer des Nova Orchester Wien (NOW!), mit dem er nun im Großen Saal des Wiener Konzerthauses musiziert hat. Das Programm wirkte auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, wurde aber sicher mit Bedacht zusammengestellt. Einerseits erlaubte es dem jungen, charismatischen Dirigenten, seine stilistische Vielfalt und sein musikalisches Einfühlungsvermögen in ganz konträren Werken zu zeigen; andererseits konnten die Musikerinnen und Musiker von NOW! ihr beeindruckendes Können im romantischen wie auch im impressionistischen Kontext unter Beweis stellen. „Nova Orchester Wien / Walker BRUCKNER NOW!
Wiener Konzerthaus, 27. September 2024“
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Das Antrittskonzert von Petr Popelka lässt auf viele schöne Stunden mit Musik hoffen

Credit: © Wiener Symphoniker / Amar Mehmedinovic


Petr Popelka ist der neue Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Unter seiner präzisen und inspirierenden Leitung boten sie in seinem Antrittskonzert eine erstklassige Leistung, weitgehend ohne Schwachpunkte. Auf ihr kann der Dirigent aufbauen, und ich traue Popelka zu, das Orchester noch näher an die Weltspitze zu führen. Ich hoff­e, hier den Beginn einer wunderbaren musikalischen Freundschaft miterlebt zu haben. Das Publikum war jedenfalls hellauf begeistert und dankte mit rauschendem Beifall.

Großer Saal des Wiener Konzerthauses, 18. September 2024

Peter Iljitsch Tschaikowsky
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-moll op. 23
Béla Bartók
Konzert für Orchester Sz 116

Wiener Symphoniker
Klavier: Anna Vinnitskaya
Dirigent: Petr Popelka

von Dr. Rudi Frühwirth

Petr Popelka hat zwar schon in der vergangenen Woche mit großem Erfolg Schönbergs Gurre-Lieder dirigiert, sein offizielles Antrittskonzert als Chefdirigent der Wiener Symphoniker fand jedoch am Mittwochabend im Wiener Konzerthaus statt. Das Programm vereinte Peter Iljitsch Tschaikowsky mit Béla Bartók, den Popelka als einen seiner Lieblingskomponisten bezeichnet. „Wiener Symphoniker, Anna Vinnitskaya, Klavier, Petr Popelka, Dirigent
Großer Saal des Wiener Konzerthauses, 18. September 2024“
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Beethoven mal anders: Das Hagen Quartett räumt die Melancholie aus dem Weg

Hagen Quartett © Harald Hoffmann

Fragender Blick nach oben. So nach dem Motto: „Seid’s as? – einen Beethoven stört man nicht. Den Nachbarn rechts von mir reißt’s auch jedes Mal. Wenn ein, zwei Störenfriede im Mozart-Saal sich ihrer Schleimreste entledigen. Das Hagen Quartett bringt so schnell aber nichts aus der Ruhe. Ihren Beethoven kennen sie aus dem Effeff. Haydn lehnen sie am unerreichbaren Ludwig van an. Nur Ravel tanzt harmonisch aus der Reihe.

Hagen Quartett

Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 18. Juni 2024

von Jürgen Pathy

„Gfoit’s da?“, fragt eine Dame ihre jüngere Begleitung. Strahlendes Lächeln und Kopfnicken als Antwort. Da hat das Hagen Quartett gerade zu Beethovens letztem Streichquartett angesetzt. Das in F-Dur, eine Komposition aus dem Jahre 1826, mit dem Beethoven einem gewissen Gustav Mahler eine Steilvorlage liefert. Dritter Satz, „Lento assai“, das heißt „sehr langsam“, aber bitte: „e cantato tranquillo“ – mit ruhigem Ton, ausdrucksvoll singend. Aus diesen Anfangstakten hatte Mahler ein halbes Jahrhundert später vermutlich seine Ideen gefunden, um mit dem letzten Satz seiner Dritten die ganze Welt auf die Knie zu zwingen.

„Hagen Quartett
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 18. Juni 2024“
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