Mehr Beethoven und Schubert sollte er spielen: Víkingur Ólafsson im Wiener Konzerthaus

Víkingur Ólafsson Pianist © Ari Magg

Fast wie eine Mahler-Sinfonie – ohne Pause, rund 80 Minuten „attacca“. So spielt Víkingur Ólafsson seinen Bach, Schubert und Beethoven. Alles in E-Dur und e-Moll, im Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Schubert und Beethoven liegen ihm, besser als Bach sogar, mit dem der kühle Blonde aus Island bekannt geworden ist.

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 2. Dezember 2025
Víkingur Ólafsson, Klavier

von Jürgen Pathy

Der muss sich was gedacht haben. Nachdem in den Gängen laut diskutiert wird: „Du weißt schon, dass es keine Pause gibt.“ Víkingur Ólafsson spielt fünf Werke in einem durch. Schnell wird klar: Die Konzeption ist Plan. Zum Start E-Dur, Bachs Präludium aus dem wohltemperierten Klavier, dazwischen drei Werke in e-Moll, am Ende wieder E-Dur. Beethovens Meisterwerk, Opus 109, ein Spätwerk, mit dem Ólafssons seinen Auftritt im Wiener Konzerthaus krönt. „Attacca“ spielt er alle Werke, sodass keine Chance bleibt zum Husten, Stören oder jegliches Räuspern. „Víkingur Ólafsson, Klavier
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 2. Dezember 2025“
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Die Finnen öffnen ihre musikalische Schatzkiste

HPO Saraste, Kuusisto © Tapio Piirainen

Das Gastspiel des hervorragenden Orchesters aus Finnland war eine wahre Freude. Nicht nur, dass sie auf höchstem Niveau musizierten, in diesem Konzert konnte man mit dem Geiger Pekka Kuusisto eine Neuentdeckung machen. Und mit dem Dirigenten Jukka-Pekka Saraste war ein Erfolg vorprogrammiert.

Outi Tarkiainen: Songs of the Ice (2019)
Igor Strawinsky: Konzert für Violine und Orchester in D-Dur

Jan Johansson: Emigrant Visa (Bearbeitung: Pekka Kuusisto)
Arto Järvelä: Markkinamarssi (Bearbeitung: Pekka Kuusisto)
Jean Sibelius: Symphonie Nr. 1 e-moll op. 39

Zugaben:

Barden „Der Barde”, Tondichtung op. 64
Finlandia op. 26

Pekka Kuusisto, Violine

Helsinki Philharmonic Orchestra
Jukka-Pekka Saraste, Dirigent

Konzerthaus Wien, 25. November 2025


von Herbert Hiess

Das Orchester, das nach der finnischen Hauptstadt benannt ist, ist ein Klangkörper, der sich innerhalb der „Orchesterszene“ absolut nicht verstecken muss – dazu aber später.

Begonnen hat das Konzert mit dem Werk „Song of the Ice“ der finnischen Komponistin Outi Tarkiainen. Es soll eine Tonmalerei sein, die vom Winter der Arktis erzählt. Von der Bewegung des Eises, dem Schmelzen und der ständigen Veränderungen in der Natur. Die Komponistin schöpfte alle Farben der Orchesterinstrumente aus; da war sie mit dem finnischen Orchester auch in besten Händen. Großartig auch, wie Maestro Saraste das zeitweise plakative Werk präsentierte. „Helsinki Philharmonic Orchestra, Jukka-Pekka Saraste, Pekka Kuusisto
Konzerthaus Wien, 25. November 2025 “
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Ein Weltklassegeiger brilliert mit einem ebensolchen Orchester

Maxim Vengerov © Davide Cerati

Es passiert doch immer wieder, dass, wenn man es sich am wenigsten erwartet, eine Riesenüberraschung fassungslos macht. Da tritt ein in unseren Breiten wenig bekanntes Orchester auf und zeigt, dass sich die fernöstliche Konkurrenz hinter den bekannten europäischen und amerikanischen Orchestern nicht verstecken muss – ganz im Gegenteil!

Peter Iljitsch Tschaikowsky
Konzert für Violine und Orchester in D-Dur

Igor Strawinsky
Le Sacre du Printemps

Maxim Vengerov, Violine

Tokyo Philharmonic Orchestra
Myung-Whun Chung, Dirigent

Wiener Konzerthaus, 8. November 2025

von Herbert Hiess

Der in Nowosibirsk geborene Meistergeiger, Maxim Vengerov,  mit jüdisch-israelischem Bezug könnte allen politisch einschlägig vorbelasteten Individuen Anlass für ihr absurdes Gedankengut geben.

Maxim Vengerov ist völlig zu Recht ein Weltklassegeiger, der immer wieder seinen Ruf bestätigt. Mit vollem und intensivem Strich führt er durch diesen musikalischen Ohrwurm. Das für den Geiger höchst anspruchsvolles Werk lässt nichts aus, was manchen Geiger zur Verzweiflung treiben könnte. Da schwierige Läufe, dort massive Doppelgriffe und vieles mehr. „Tokyo Philharmonic Orchestra / Vengerov / Chung
Wiener Konzerthaus, 8. November 2025 “
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Gardiner und seine Musiker zeigen, was echte Qualität ist

Foto: John Eliot Gardiner © Maciej Schumacher

Offiziell war die Saisoneröffnung 2025/26 des Wienter Konzerthauses am 6. und 7. September 2025 mit Klaus Mäkelä und den Amsterdamern; das Konzert am 14. September 2025 war die eigentliche Eröffnung; ein Niveau, das seinesgleichen sucht. Mit einem halbszenischen „Sommernachtstraum“ und einer musikalische Untermalung, wie man es sich besser nicht vorstellen kann.

The Constellaton Choir & Orchestra
Samantha Cobb, Rebecca Hardwick, Jonathan Harley, Alex Ashworth, Jack Comerfold

Dirigent: John Eliot Gardiner

Felix Mendelssohn Bartholdy: Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum“ op. 61

Die erste Walpurgisnacht, op. 60

Wiener Konzerthaus, 14. September 2025

von Herbert Hiess

John Eliot Gardiner ist wohl kein bequemer Musiker und Mensch und hatte angeblich Probleme mit seinem Orchestre Révolutionaire und dem Monteverdi-Chor. Zu seiner Zeit waren diese Ensembles unzertrennlich und lieferten einige bis dato unvergessliche Konzerte. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen trennte man sich und diese Ensembles gehen ihren eigenen Weg. „The Constellaton Choir & Orchestra
Wiener Konzerthaus, 14. September 2025                    “
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Klaus Mäkelä und die Amsterdamer überrollen das Publikum mit Klangmassen

Klaus Mäkelä und das Royal Concertgebouw Orchestra; Foto Patrik Klein

Der junge finnische Dirigent Klaus Mäkelä ist ein Publikumsliebling geworden. Und ist damit „sakrosankt“; kritische Worte werden da mehr oder minder niedergemacht. Nun bei dem aktuellen Konzert im Wiener Konzerthaus seien trotzdem einige nicht immer positive Anmerkungen erlaubt. Zumal der junge Mann auf dem heiklen Parkett der Spitzendirigenten sich auch der Kritik stellen muss.

Concertgebouw Orchestra Amsterdam
Dirigent: Klaus Mäkelä

Franz Schubert/Luciano Berio: Rendering

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 5

Wiener Konzerthaus, 4. September 2025

von Herbert Hiess

Drei Jahre ist es schon wieder her, dass Klaus Mäkelä im Wiener Konzerthaus alle Symphonien mit dem Oslo Philharmonic Orchestra an drei Abenden brachte (Oslo Philharmonic Klaus Mäkelä, Dirigent Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 22. Mai 2022 – Klassik begeistert). Wenn auch ausgezeichnet umgesetzt, waren da doch einige Mängel zu finden – über die man wegen seines Alters hinwegsah. „Concertgebouw Orchestra Amsterdam, Klaus Mäkelä
Wiener Konzerthaus, 4. September 2025         “
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Klaus Mäkelä führt das Koninklijk Concertgebouworkest zum Triumph

Klaus Mäkelä mit dem Concertgebouworkest im Großen Saal © Wiener Konzerthaus / Julia Wesely

Zur Saisoneröffnung gab es im Wiener Konzerthaus ein großes Fest mit dem Spitzenorchester aus Amsterdam. Klaus Mäkelä dirigierte Mozart, Prokofjew und Bartók. Dessen Konzert für Orchester geriet zu einer veritablen Sensation, die vom Publikum verdient und ausgiebig gefeiert wurde.

Wolfgang Amadeus Mozart
Symphonie D-Dur K 300a “Pariser Symphonie”

Sergej Prokofjew
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19

Béla Bartók
Konzert für Orchester Sz 116

Royal Concertgebouw Orchestra

Alena Baeva  Violine
Klaus Mäkelä Dirigent

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 3. September 2025
Saisoneröffnungsfest

von Dr. Rudi Frühwirth

Zum Auftakt der 113. Saison des Wiener Konzerthauses hatte Intendant Matthias Naske eines der weltbesten Orchester geladen, das Koninklijk Concertgebouworkest mit seinem designierten Chefdirigenten Klaus Mäkelä.

Das Programm begann mit Mozarts Pariser Symphonie. Da der zweite Satz, ein Andantino, bei der Uraufführung in Paris nicht allgemein gefiel, schrieb Mozart einen weiteren Mittelsatz, der auch an diesem Abend zu hören war.

Er dürfte um Einiges anspruchsloser sein als die Erstversion, wie einem Brief Mozarts an seinen Vater zu entnehmen ist. Da die Symphonie nur drei Sätze hat, wäre es durchaus möglich und höchst reizvoll, dem Publikum beide Versionen vorzustellen. Ob es heute so urteilen würde wie die Pariser im Juli 1778? „Saisoneröffnung: Royal Concertgebouw Orchestra, Klaus Mäkelä
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 3. September 2025“
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Jordi Savall und sein Concert des Nations haben mit der Megahitze in Wien zu kämpfen

Le Concert des Nations / Jordi Savall © Carlos Suárez / Wiener Konzerthaus

Die Saison 2024/2025 stand für die Katalanen ganz im Zeichen von Ludwig van Beethoven. Aufgeteilt auf vier Abende wurden alle Symphonien dargeboten; die zwei Abende im Februar waren fulminant, der erste Abend am 24. Juni war da nicht so ganz geglückt.

Wiener Konzerthaus, 24. und 26. Juni 2025

Ludwig van Beethoven:

Symphonie Nr. 1 C-Dur op. 21
Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36
Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Symphonie Nr. 9 d-moll op. 125

Le Concert des Nations
La Capella Nacional de Catalunya

Solisten:

Lina Johnson (Sopran), Olivia Vermeulen (Mezzosopran), Martin Platz (Tenor), Manuel Walser (Bass)

Jordi Savall Dirigent

von Herbert Hiess

Tatsächlich waren die beiden Konzerte im Februar 2025 mehr als fulminant und mitreißend; schade, dass das Konzert mit den Symphonien 1, 2 und 4 einen zwiespältigen Eindruck hinterließ. „Beethovens Symphonien
Wiener Konzerthaus, 24. und 26. Juni 2025 “
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Die Musiker liefern einen Abend voller Überraschungen und Entdeckungen

Orchestre Métropolitain de Montréal / Kantorow / Nézet-Séguin © Carlos Suárez / Wiener Konzerthaus

Eingebettet zwischen zwei Beethoven-Konzerten unter Jordi Savall brachte man den phantastischen Dirigenten Yannick Nézet-Séguin wieder in das Konzerthaus und damit auch das großartige kanadische Orchester zu einem exzellenten Debüt. Und dass man mit dem jungen Pianisten Alexandre Kantorow eine Weltentdeckung machen konnte, gab dem Abend eine gewisse Würze

Wiener Konzerthaus, 25. Juni 2025

Maurice Ravel: La Valse (Mouvement de valse viennoise)
Barbara Assiginaak: Eko-Bmijwang (“As Long as the River Flows”)
Camille Saint-Saëns: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 g-moll op. 22
Peter Iljitsch Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 h-moll op. 74 „Pathétique“

Orchestre Métropolitain de Montréal

Alexandre Kantorow 
Klavier
Yannick Nézet-Séguin  musikalische Leitung

von Herbert Hiess

Es erinnerte stark an 2012, wo man in Grafenegg, mit dem noch unter Daniel Trifonov benannten Pianisten einen baldigen Weltstar vor sich hatte. Und so wird es auch mit allergrößter  Wahrscheinlichkeit mit dem jungen französischen Pianisten Alexandre Kantorow geschehen. „Alexandre Kantorow, Klavier /Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
Wiener Konzerthaus, 25. Juni 2025 “
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Viotti und die Wiener Symphoniker berauschen mit faszinierenden Klängen

Lorenzo Viotti am Pult der Wiener Symphoniker © Antonia Wechner / Wiener Konzerthaus 

Das letzte Festkonzert der Wiener Symphoniker unter Lorenzo Viotti brachte drei Stücke, die vor allem von ihrer Klangwirkung leben. Das symphonische Erstlingswerk “Im Sommerwind” von Anton Webern, das beliebte Cellokonzert von Camille Saint-Saëns mit Sol Gabetta und die groß angelegte symphonische Suite “Scheherazade” von Nikolai Rimski-Korsakow ließen das Publikum jubeln.

Anton Webern
Im Sommerwind. Idylle für großes Orchester

Camille Saint-Saëns
Konzert für Violoncello und Orchester Nr.1 a-moll op. 33

Nikolai Rimski-Korsakow
Scheherazade. Suite symphonique op. 35

Wiener Symphoniker

Violoncello: Sol Gabetta
Dirigent: Lorenzo Viotti

Wiener Konzerthaus, 12. Juni 2025

von Dr. Rudi Frühwirth

Der Abend began mit Im Sommerwind von Anton Webern, seinem Erstlingswerk für Orchester. Webern komponierte es, bevor er 1904 Schüler von Arnold Schönberg wurde. Als Inspiration diente ihm das gleichnamige Gedicht von Bruno Wille. Wie die Gurrelieder seines Lehrers ist das Werk der Spätromantik verpflichtet.  Webern schildert freilich nicht des Sommerwindes wilde Jagd, mit der die Tragödie der Gurrelieder in den ewigen Kreislauf der Natur sublimiert und verklärt wird; sein Sommerwind beginnt mit ruhig atmenden Tönen der Kontrabässe, aus denen sich eine fein empfundene, weitgehend sanfte Naturschilderung entwickelt. „WSY Lorenzo Viotti/Sol Gabetta
Wiener Konzerthaus, 12. Juni 2025“
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Ein Sommerabend in Wien glänzt mit Geschichten aus Tausendundeiner Nacht

WSY Gabetta_Viotti © Antonia Wechner

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 12. Juni 2025

Anton Webern
Im Sommerwind. Idylle für großes Orchester (1904)

Camille Saint-Saëns
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-moll op. 33 (1872–1873)

***

Nikolai Rimski-Korsakow
Scheherazade. Suite symphonique op. 35 (1888)

Wiener Symphoniker

Sol Gabetta, Violoncello
Lorenzo Viotti, Dirigent

von Kathrin Schuhmann

Ein lauer Frühsommerabend in Wien, das Konzerthaus festlich beleuchtet, der Große Saal nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt: Die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Lorenzo Viotti präsentierten ein Programm, das sich wie ein Bogen von lichtdurchfluteter Spätromantik über das französische Konzertrepertoire bis hin zu orientalisch gefärbter Orchesterfantasie spannte. „Wiener Symphoniker/Sol Gabetta, Cello, Lorenzo Viotti, Dirigent
Wiener Konzerthaus, 12. Juni 2025“
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