CD-Besprechung:
Vielleicht hat ja die Aufführung in Cagliari und ihre Aufzeichnung den Effekt, dass man sich wieder an Cileas Opern erimnnert, und sie auch aufführt. Musikalisch reizvoll und bühnenwirksam sind sie allemal!
Francesco Cilea
Gloria
Orchestra del Teatro Lirico di Cagliari
Francesco Cilluffo
Naxos 8.660568
von Peter Sommeregger
Heute ist der Komponist Francesco Cilea nur noch durch seine Oper „Adriana Lecouvreur“ bekannt, die sich nach wie vor auf den internationalen Spielplänen hält, ist sie doch ein vorzügliches Vehikel für Star-Sopranistinnen und -Tenöre. Den Part des Maurizio hatte bei der Uraufführung immerhin Enrico Caruso gesungen.
Cileas letztes Bühnenwerk ist die 1907 uraufgeführte, 1932 revidierte Oper „Gloria“. Sie schildert ein Geschehen im mittelalterlichen Siena, dem Plot von Romeo und Julia nicht unähnlich. Sie bietet für die drei Hauptpersonen Gloria, ihren Bruder Bardo und den Liebhaber Lionetto dankbare Gesangspartien.
Stilistisch ist Cilea nicht leicht einzuordnen, er komponierte zwar in der Ära des Verismo, seine Opern verbinden diesen Stil aber auch mit deutlichen spätromantischen Einflüssen. Melodienreich und originell instrumentiert ist „Gloria“, mit etwa 90 Minuten Spielzeit sehr kompakt angelegt.
Die vorliegende Aufnahme entstand live am Teatro Lirico in Cagliari im Februar 2023. Den Chor und das Orchester leiten Giovanni Andreoli (Chor) und Francesco Cilluffo (Orchester). Sie breiten einen üppigen Klangteppich aus, auf dem sich die Solisten vokal bestens entfalten können.
Dem grimmigen Bardo gibt Franco Vassallo mit kompaktem Bassbariton Statur. Die Rolle des Liebhabers Lionetto wird von Carlo Ventre mit metallischem, in der Höhe etwas engen Tenor interpretiert, der durchaus über die erforderliche Durchschlagskraft verfügt. Anastasia Bartoli, ein aufstrebender Stern am Opernhimmel, ist in der anspruchsvollen Titelrolle der Gloria zu hören. Ihr üppiger Sopran mit leicht erdigem Timbre verfügt über interessante Farben und Ausdrucksmöglichkeiten. Es gelingt ihr vorzüglich, den Zwiespalt, in dem sich die junge Frau befindet, glaubwürdig zu gestalten.
Die Sänger der wenigen Nebenrollen können neben den Hauptdarstellern durchaus bestehen. Insgesamt bewegt sich die Aufführung auf hohem Niveau und bietet eine Ensembleleistung aus einem Guss.
Vielleicht hat ja die Aufführung in Cagliari und ihre Aufzeichnung den Effekt, dass man sich wieder an Cileas Opern erimnnert, und sie auch aufführt. Musikalisch reizvoll und bühnenwirksam sind sie allemal!
Peter Sommeregger, 14. Februar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Francesco Cilea, Adriana Lecouvreur Teatro Real, Madrid, 23. September 2024
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