„Überweltlich“ schön – Nina Bezu fasziniert mit Klavierliedern abseits des gängigen Repertoires

CD-Besprechung: Überweltlich, Lieder von Crumb, Strauss, Schubert  klassik-begeistert.de, 17. Februar 2025

CD-Besprechung:

„Diese Aufnahme ist eine Einladung, sich auf eine Reise zu begeben, die uns durch momenthafte Erzählungen und Grenzerfahrungen führt“ (Zitat Nina Bezu im Begleitheft).

Überweltlich – Lieder von Crumb, Strauss, Schubert

Nina Bezu, Sopran
Matthias Alteheld, Klavier

Schweizer Fonogramm

von Axel Wuttke

Der amerikanische Dichter Walt Whitman beschäftigte sich in seinen Gedichten mit dem Verhältnis zwischen Körper und Seele, Mensch, Natur und Universum.

Der US-amerikanische Komponist George Crumb (1929 -2022) hat einige dieser Gedichte Ende der 1970-Jahre zu dem ca. 25 Minuten dauernden Zyklus „Apparition“ zusammengefasst. Die sechs ausgewählten Texte verbindet er mit drei textlosen, die Natur imaginierenden, Vokalisen.

Das erste und letzte Lied folgt dem gleichen Text, so dass eine kreisförmige Form von der anfänglich nächtlichen Natur bis zum Tod, als Vereinigung der Seele mit dem Unendlichem, dem Überweltlichen, entsteht.

Aufwühlender Gedankenkosmos

Crumbs atmosphärischer Klangwelt kann man sich schwer entziehen. Schon die ersten Töne des präparierten Klaviers, bei dem auch auf den Saiten gespielt wird, schaffen den Rahmen, der den Zuhörer, man könnte sagen philosophisch, in diesen Gedanken- und Gefühlskosmos hineinzieht.

Die im Anschluss erklingenden Lieder von Richard Strauss und Franz Schubert fügen sich wunderbar in diese Gedankenstruktur ein, auch in ihnen geht es um Tod, Entsagung, aber auch um die Auflösung und das Zusammenfinden.

Man kann der jungen Sopranisten Nina Bezu gar nicht genug danken, dass man sich durch ihre Interpretation sofort in dieses Programm hineinfallen lassen kann, um so Bekanntes und Unbekanntes, abweichend vom gängigen Repertoire, erleben zu können.

Beeindruckende Interpretation

Es ist das Selbstverständliche und Unmittelbare, von keinerlei Manierismen verstellte, dass sofort für die Künstlerin einnimmt. Die Sängerin beeindruckt mit Ihrer unprätentiösen Wiedergabe und der völligen Verschmelzung von Text und Musik, was besonders bei den geheimnisvollen Klängen der Lieder von Crumb zum Tragen kommt. Hier findet das titelgebende Überweltliche seine schönste Entsprechung.

Die Kunst der Diktion

Die Sopranistin verfügt über einen wunderbar weichen, jugendlich-dramatischen Sopran mit samtiger Mittellage und vollaufblühender Höhe. Beeindruckend ist die klare, aber nicht herausgestellte Diktion, die das Mitlesen der Texte überflüssig macht. Mit dieser CD, für das sie auch das dem Inhalt bildhaft entsprechende Cover gestaltet hat, gibt sie ein schönes Versprechen für die Zukunft. Man darf gespannt sein.

Kongenialer Partner

Unterstützt wird sie durch das klanglich feinfühlige und lebendige Spiel von Matthias Alteheld. Der Pianist beschäftigt sich besonders mit der Form des Kunstliedes, was an seinen Interpretationen auf dieser CD entsprechend mit zu erleben ist. Man kann das Miteinander der beiden Künstler geradezu nachempfinden.

Ein besonderes Lob geht außerdem an Frédéric Angleraux für die hervorragende Klangbalance und an die Produzentin Graziella Contratto für die Realisation dieser, mit einem dreisprachigen, hochwertigen Begleitheft ausgestatteten, CD.

Axel Wuttke, 17. Februar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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