CD-Rezension:
Albert Lortzing
Der Waffenschmied
ORF Vienna Radio Symphony Orchestra
Leo Hussain
Capriccio C 5490
von Peter Sommeregger
Die bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts höchst populäre deutsche Spieloper ist inzwischen fast flächendeckend von den Spielplänen unserer Opernhäuser verschwunden. Vorbei die Zeit, als die Opern Lortzings, Flotows und anderer ein unverzichtbarer Bestandteil des Opernbetriebs waren. Die zumeist eher schlichten Sujets erscheinen heute tatsächlich oft aus der Zeit gefallen, aber noch mehr dürfte die mangelnde Eignung dieser Stoffe für das zeitgenössische Regietheater zu Buche schlagen.
Erstaunt und erfreut kann man eine neue Einspielung des populären „Waffenschmieds“ von Albert Lortzing nur begrüßen. Diese ist das Resultat einer konzertanten Aufführung der Oper am Ort ihrer Uraufführung, dem Theater an der Wien, 175 Jahre nach ihrer Uraufführung.
Das ORF Vienna Radio Symphony Orchestra unter dem Dirigenten Leo Hussain fremdelt allerdings ein wenig mit dem speziell fröhlich biedermeierlichen Klang von Lortzings gar nicht so leichtfüßiger Musik. Hier kommt sie ein wenig behäbig und uninspiriert daher. Das nur gut eineinhalbstündige Werk ist von seiner Aussage her gar nicht so altmodisch, wie man meinen möchte, das Sinnieren des Titelhelden über „die köstliche Zeit“ seiner Jugend enthält durchaus ein wenig Zynismus, seine Tochter Marie zeigt in ihrer großen Arie „Wir armen, armen Mädchen“ durchaus emanzipierte Zähne.
Als Star dieser Aufführung wirkt der erfolgreiche Bass Günther Groissböck genau am richtigen Platz. Sein höchst geschmeidiger, weicher Bass wird Lortzings Kantilenen bestens gerecht, es gelingt ihm ein überzeugendes Rollenporträt. Ähnliches gilt für die Besetzung seiner Tochter Marie mit der Wiener Sopranistin Miriam Kutrowatz, deren helle, klangschöne Stimme genau die Klarheit für diese volkstümlich gehaltene Musik hat.
Ein wenig stiefmütterlich ist der männliche Liebhaber von Lortzing bedacht worden. Als Graf von Liebenau und Geselle Konrad spielt er ein doppeltes Spiel, profiliert sich aber musikalisch kaum. Das kann auch der engagierte Einsatz des britischen Baritons Timothy Connor nicht ändern. Sein Knappe Georg, vom amerikanischen Tenor Andrew Morstein vortrefflich gesungen, stiehlt ihm eindeutig die Schau. Juliette Mars, Ivan Zinoviev und Jan Petryka, sowie der Arnold Schoenberg Chor komplettieren das Ensemble.
So erfreulich auch eine Lortzing-Einspielung in dieser Zeit ist, der Produktion fehlt es aber leider an Pepp und Temperament. Vielleicht liegt es daran, dass der Funke bei einer konzertanten Aufführung nicht so leicht überspringen kann.
Peter Sommeregger, 6. Januar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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