Bruckner
Symphonie Nr. 8
Te Deum
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Bernard Haitink
BR Klassik 900212
von Peter Sommeregger
Der im Jahr 2021 verstorbene niederländische Dirigent Bernard Haitink war ohne Zweifel einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Generation. Eine Aufzählung seiner Ämter und Auszeichnungen würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, auch mit dem hier zu hörenden Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks verband Haitink eine lange, fruchtbare Zusammenarbeit, die nicht zuletzt in einer kompletten Studio-Produktion von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ihren Niederschlag fand.
Nach und nach veröffentlicht das Eigenlabel des Bayerischen Rundfunks Mitschnitte von Haitink mit zum Teil schon länger zurückliegenden Konzerten. Das Werk Anton Bruckners nahm in Haitinks Tätigkeit stets einen wesentlichen Platz ein, bei seinem letzten Auftritt im Jahr 2019 in Luzern stand auch eine Bruckner-Symphonie auf dem Programm.
Die jetzt vorgelegte Doppel-CD enthält das Te Deum in einem Mitschnitt aus der Philharmonie im Münchner Gasteig von 2010. Bei aller Gediegenheit der Aufführung werden selbst beim Anhören der Aufzeichnung die akustischen Mängel des Konzertsaales offenbar, der sich nicht ohne Grund inzwischen im Umbau und in Sanierung befindet. Das hochkarätige Solistenquartett Krassimira Stoyanova, Yvonne Naef, Christoph Strehl und der noch am Anfang seiner Karriere stehende Günther Groissböck verleiht dem wuchtigen Gotteslob mit Unterstützung des ausgezeichneten Chores vokale Glanzlichter.
Die längste und ausladendste Symphonie Bruckners, seine 8., wird in der in der von Robert Haas 1939 erstellten Fassung gespielt. Sie war jenes Werk, das dem Komponisten auch in Wien den lange ersehnten Durchbruch bescherte. Auffällig, dass Bernard Haitink bei diesem Konzert im Dezember 1993 den Herkulessaal der Münchner Residenz für die Aufführung wählte, obwohl der Saal am Gasteig damals bereits eröffnet war.
Den Tonmeistern des Bayerischen Rundfunks muss man hier höchstes Lob aussprechen, die 30 Jahre alten Bänder klingen unglaublich frisch und transparent, beim Hörgenuss gibt es keinerlei Einschränkung.
Haitinks Interpretation ist geprägt von gewaltigen Steigerungen, und Detailreichtum. Er atmet mit der Musik und gibt der Tonsprache Bruckners ausreichen Zeit, sich organisch zu entfalten, wobei es immer wieder feine Nuancen zu entdecken gibt.
Diese neue Veröffentlichung ist eine große Bereicherung sowohl der Bruckner- als auch der Haitink-Diskographie und verdient weite Verbreitung.
Peter Sommeregger, 10. November 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
CD-Rezension: Gustav Mahler, Symphonie Nr.7, Bernard Haitink klassik-begeistert.de, 13. Juni 2023
DVD-Rezension: Bernard Haitink, Emanuel Ax, Wiener Philharmoniker Salzburger Festspiele 2019
Salzburger Festspiele, Großes Festspielhaus, Wiener Philharmoniker, Bernard Haitink, 31. August 2019
Bernard Haitink, Royal Concertgebouw Orchester (RCO), Royal Concertgebouw, Amsterdam, 15. Juni 2019