CD-Rezension
Cecilia Bartoli, UNRELEASED
Decca 485 2093
von Peter Sommeregger
Der ungewöhnliche Titel dieser CD wird von der Sängerin damit erklärt, dass sie während der Corona-bedingten künstlerischen Untätigkeit der letzten eineinhalb Jahre ihr Archiv mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen gesichtet hat.
Aus diesen bisher unverwendeten Einspielungen traf die Künstlerin nun eine sehr ansprechende Auswahl. Es handelt sich um Beethovens dramatische Konzertarie „Ah! Perfido“, die von Cecilia Bartoli mit gewohntem Überdruck, aber stimmlich ansprechend gestaltet wird.
Die weiteren Szenen und Arien von Mozart, dessen Zeitgenossen Josef Mysliveček, einem notorisch unterbewerteten Komponisten, und Joseph Haydn sind sämtlich in Aufnahmesitzungen mit dem Kammerorchester Basel unter Muhai Tang bereits im Herbst 2013 entstanden. In zwei der Kompositionen ist Maxim Vengerov der Begleiter mit der obligaten Violinstimme.
Zwei der Mozartszenen stammen aus den Opern „Idomeneo“ und „Il re pastore“, werden aber häufig auch als Konzertarien aufgeführt, kombiniert nicht selten mit den populären Arien „Ah, lo previdi..“ und „Bella mia fiamma“. Hier ist Bartoli in ihrem Element, die Registerwechsel, Phrasierungen und die Textbehandlung gelingen perfekt. Auch Joseph Haydns umfangreiche „Scena di Berenice“ gelingt vorzüglich, störend nur immer wieder der zu große Druck, dem sich Cecilia Bartoli permanent aussetzt. An manchen Stellen würde man sich wünschen, sie würde ein gemächlicheres Tempo wählen, und die Dramatik der Szenen nicht so stark überbetonen. Aber das sind nur kleine Einwände, die den Gesamteindruck dieser insgesamt doch sehr gelungenen CD nicht weiter trüben. Warum diese Aufnahmen aber erst mit der Verspätung von acht Jahren veröffentlicht werden, bleibt unklar. Bartolis große internationale Fangemeinde wird sich darüber jedenfalls freuen!
Peter Sommeregger, 26. Dezember 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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