CD-Rezension:
César Franck Edition
16 CD
Warner 0190296317859
von Peter Sommeregger
Der Komponist César Franck entzieht sich vielfach einer exakten Einordnung, das beginnt schon bei seinem familiären Hintergrund und der Region seiner Geburt.
Francks Mutter stammte aus Aachen, der Vater aus einem im Dreiländereck gelegenen Dorf. Nach der Heirat ließ sich die junge Familie in Lüttich nieder, wo César am 10. Dezember 1822 geboren wurde. So ist der Komponist von deutsch-belgischer Abstammung, aber nicht zuletzt durch sein Studium am Pariser Konservatorium der französischen Impressionistischen Schule zuzurechnen.
Schon frühzeitig wandte sich Franck der Orgel zu, fungierte für den größten Teil seines Lebens als Organist in verschiedenen Pariser Kirchengemeinden. In seinen Kompositionen für das Instrument begründete er einen neuen, polyphonen Stil, der deutlich seine persönliche Handschrift trug. Als Mitglied und später Präsident der Société Nationale de Musique hatte er Einfluss auf die musikalische Entwicklung seiner Zeit und war selbst als Komponist gänzlich verschiedener Musikgattungen erfolgreich.
Sein Werk umfasst erstaunlich viele musikalische Formen. Werke für die Orgel stehen groß angelegten Opernwerken gegenüber, Klaviermusik findet sich ebenso wie Orchester- und Chorwerke und Kammermusik.
Der bevorstehende 200. Geburtstag des Komponisten ist eine willkommene Gelegenheit, eine repräsentative Auswahl seiner Werke in einer kompakten Edition vorzulegen. Dabei besticht das editorische Prinzip, nach dem vorgegangen wurde.
Francks Oeuvre wird in Gruppen eingeteilt, lediglich die vier Opern werden ausgespart, Francks „Hulda“ wurde aber erst kürzlich als Erstaufnahme von einem anderen Label veröffentlicht. Die Orchester- und Chorwerke finden sich in Aufnahmen teils älteren, teils neuen Datums. So gelingt eine repräsentative Auswahl auch der Interpreten. Das Spektrum der Orchester und Dirigenten reicht zurück bis in die 1920er Jahre. Die populäreren Werke des Komponisten sind vereinzelt in mehreren Versionen zu hören, was interpretationshistorisch interessant ist.
Francks wohl bekanntestes Stück ist das „Panis Angelicus“ aus der Messe op.12. Es ist in dieser Edition sowohl in einer Version für Sopran, einer für Orchester und schließlich einer für Kinderchor zu hören, und zeigt in allen Versionen seine Ohrwurm-Qualitäten.
Nicht weniger als 5 der 16 CDs sind historischen Einspielungen gewidmet, die Violin-Sonate erklingt in einer Aufnahme von 1933, in denen die Musik-Legenden Jascha Heifetz und Arthur Rubinstein miteinander musizieren.
So bietet diese Edition einen weit gespannten Blick auch auf die historische Rezeptionsgeschichte des bis heute nicht sehr populären Komponisten. Vielleicht ist der runde Geburtstag und diese sorgfältig gestaltete Hommage ein Anstoß, sich wieder mehr mit César Franck zu beschäftigen. Verdient hätte es dieser Komponist, und seine Musik bereitet durchaus Freude.
Peter Sommeregger, 29. Oktober 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
CD-Rezension: César Franck, Hulda, Philharmonisches Orchester Freiburgklassik-begeistert.de
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