CD-Rezension: Dennis Brain Homage, 11 CDs
Warner Classics 01900295019921
von Peter Sommeregger
Wenn die Musikwelt am vergangenen 17. Mai des hundertsten Geburtstages des legendären britischen Hornisten Dennis Brain gedachte, sind es gleichzeitig auch schon fast 64 Jahre, dass Brain sein erfolgreiches, hoffnungsfrohes Leben bei einem Autounfall verlor.
In den knapp zwanzig Jahren, in denen er als Hornist tätig war, entstanden erfreulich viele Aufnahmen mit dem Virtuosen auf diesem sperrigen Instrument. Das Label Warner Classics hat die übernommenen EMI-Archive durchforstet und eine Vielzahl von Aufnahmen wieder zugänglich gemacht.
Nicht fehlen darf die frühe Debüt-Einspielung Brains, die er noch gemeinsam mit seinem Vater Aubrey machte, das Divertimento Nr. 17 von Mozart. Es folgen die ersten Einspielungen von Mozarts Hornkonzerten 2 und 4 unter verschiedenen Dirigenten.
Von manchen Werken werden nur jene Passagen berücksichtigt, in denen tatsächlich Brain zu hören ist, andernfalls wäre der Rahmen dieser Edition gesprengt worden. Das erste Horn-Konzert von Richard Strauss ist in der frühen Aufnahme unter Alceo Galliera zu hören. Mit insgesamt drei Sopranistinnen ist die Arie der Fiordiligi aus „Così fan tutte“ von Mozart zu hören: Joan Cross, Sena Jurinac und Elisabeth Schwarzkopf. Virtuos ist hier der Part des begleitenden Horns angelegt und findet Brain in seinem Element. Sogar Siegfrieds Hornsignal aus Wagners „Ring“ ist in einer kurzen Sequenz zu hören.
Es folgen die besonders spektakulären und erfolgreichen Einspielungen beider Hornkonzerte von Richard Strauss unter Wolfgang Sawallisch. Im Falle des zweiten Hornkonzertes handelt es sich sogar um eine Ersteinspielung. Vielfach kommt das von Brain gegründete Dennis Brain Wind Ensemble zum Einsatz. Brain war darüber hinaus erster Hornist des Philharmonia und Royal Philharmonic Orchesters. Er widmete sich auch weniger populären Komponisten und Werken, so spielte er beispielsweise ein Horn-Trio von Sir Lennox Berkeley, das Hornkonzert Paul Hindemiths unter der Stabführung des Komponisten und Werke von Gordon Jacob und Jacques Ibert ein.
Nicht fehlen darf natürlich Brains berühmteste Aufnahme, die vier Hornkonzerte Mozarts unter Herbert von Karajan, bis heute eine Referenzaufnahme. Bisher weitgehend unbekannt war der Mitschnitt eines Konzertes von 1956, bei dem Elisabeth Schwarzkopf die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss unter Herbert von Karajan singt. Stark vertreten sind Werke von Mozart, Haydn und Händel, aber auch C.P.E. Bach und Ditters von Dittersdorf sind vertreten.
Den Abschluss bilden weitere Werke von Richard Strauss, die Sonatine „Fröhliche Werkstatt“ und die Suite für 13 Bläser, Dvořáks Serenade in d-moll, Beethovens Mödlinger Tänze und Werke von Zeitgenossen Brains, Vincent d’Indy, Richard Arnell und Norman Forber Kay.
Als Partner von Brain erleben wir viele bekannte Musiker, die Einspielungen erschienen teilweise noch als Schellack-, später als Vinylplatten in Mono. Die technische Aufbereitung gelang vorzüglich, aber das liegt auch an der schon ursprünglich guten Aufnahmetechnik der EMI-Studios.
Diese Hommage an den Ausnahme-Hornisten vermittelt auch der jungen Generation von Hörern einen Eindruck von der besonderen Qualität von Brains Spiel. Mit dieser liebevoll zusammengestellten Box wird sich der Nachruhm Dennis Brains erneut verstärken. Eine noble Geste!
Peter Sommeregger, 18. Mai 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
CD-Besprechung, Saverio Mercadante, I due Figaro, Riccardo Muti Music klassik-begeistert.de
Sommereggers Klassikwelt 87: Dennis Brain – Wen die Götter lieben, den nehmen sie früh zu sich