Bild: Genuin
CD-Rezension:
Duo GIOVIVO
Serendipity
Fabian Bloch: Euphonium, Wunderhorn, Alphorn, Piano
Muriel Zeiter: Piano, Violine, Querflöte
von Daniel Janz
Wem ist in diesen Tagen wohl nicht nach ein wenig Ablenkung? Nach leicht beschwingter Begleitung, nach ein wenig Entspannung von der Tristesse der alltäglichen Informationsflut oder einfach nur schöner Unterhaltung? Wer diese in Form von Musik sucht, hat mit dem jüngst erschienenen Album „Serendipity“ vom Duo GIOVIVO nun seit dem 4. Februar ein neues Instrument zur Verfügung.
Das Duo GIOVIVO – das sind Fabian Bloch und Muriel Zeiter. Es ist noch nicht so lange her, dass die beiden jungen Instrumentalisten ihre Ausbildung in Bern sowie am renommierten Royal Northern College of Music in Manchester abgeschlossen haben. In dieser Zeit fanden sie auch als Duo zusammen und sind seit 2019 in dieser Kombination auch tätig. Bestätigt werden sie dabei inzwischen durch eine Reihe von erfolgreichen Auftritten und Engagements. Laut Fabian Bloch ist es ihnen beispielsweise auch zu verdanken, dass zum allerersten Mal in der Geschichte ein Schweizer Alphorn im Gewandhaus Leipzig erklungen ist.
Mit einer beeindruckenden Vielfalt überrascht das Duo. Sowohl was das Repertoire, als auch was die zur Verfügung stehenden Instrumente betrifft können diese beiden Ausnahmetalente aus dem Vollen schöpfen. Fabian Bloch, ausgebildeter Blechbläser, überzeugt beispielsweise auch am Wunderhorn und Alphorn, obwohl das Euphonium, mit dem er sich auch lächelnd auf dem Cover hat abbilden lassen, sein Markeninstrument ist. Und auch das Piano liegt ihm nicht fern, wie er in einigen Stücken beweist. Die ihrerseits ganz bezaubernd spielende Muriel Zeiter, die am Piano genauso glänzt, wie an der Violine oder an der Flöte, ergänzt ihn dabei und sorgt klanglich für die hellen Momente. In dieser Symbiose erleben die beiden laut Eigenaussage seit Ausbruch der Corona-Pandemie einen regelrechten Höhenflug.
Dass diese Selbstdarstellung durchaus zutreffen könnte, realisiert man beim Anhören ihres Albums „Serendipity“. In einer gelungenen Zusammenstellung verschiedenster Titel und Stimmungen haben sie eine CD geschaffen, die mal mit Bekanntem, mal mit Neuem von den Lasten des Alltags abzulenken weiß. Von traditioneller Klassik, beschwingten Tänzen über Jazz bis hin zu Eigenkompositionen findet sich hier alles. Seien es leichtfüßige Klänge im ersten Titel „Blue Heart“ nach Philip Sparke in der Bearbeitung von „Diamond Concerto“, einem bewegendem Euphonium-Solo bei Vittorio Montis „Czardas“ oder melancholischen Töne in Émile Waldteufels „The Skaters’ Waltz“. Hier eröffnet sich ein Ausdrucksreichtum auf einfühlsame Weise, ohne dabei aufdringlich zu erscheinen.
Einige Titel können in so einer Zusammenstellung naturgemäß mehr ergreifen, als andere. Während Steven Verhelst „Danzone“ nicht so viel Eindruck hinterlässt, wie andere Stücke oder „Song Till Lotta“ von Jan Sandström mit seinen vielen tiefen Tönen und den Trommelschlägen einen etwas urigen Kontrast erzeugt, können gerade auch das namensgebende „Serendipity“ von Daniel Hall, der bewegte „City Walk“ (von Fabian Bloch selbst komponiert), oder die Bearbeitungen von Kompositionen alter Klassiker, wie Johann Sebastian Bach oder Camille Saint-Saëns punkten. Bei letzterem beweist sich gerade auch das Euphonium als unerwartet sanglich, was dem Sterbenden Schwan einen farbig neuen Anstrich verleiht.
Dem Duo kommt darüber hinaus ihre Vielseitigkeit zugute. Denn spätestens zu Titel 12 fällt der überwiegende Klang von Euphonium begleitet vom Klavier auf. Es ist deshalb sehr gut, dass sie mit Titeln wie den Bulgarischen Volkstänzen von „Gankino Horo“ mit seinen vibrierenden Violinpassagen, dem wunderbar aufschwingenden „Heimatvogel“ von Carl Hess oder dem „Spirit of Alphorn“ von Hans-Jürg Sommer auch klanglich für Abwechslung sorgen und so dem Eindruck der Eintönigkeit entschieden entgegenwirken. Womöglich bietet sich hier sogar noch Potenzial für spätere Folgeproduktionen, denn die Möglichkeiten der beiden an ihren Nebeninstrumenten scheinen zumindest auf diesem Album noch nicht vollständig ausgereizt zu sein. Das macht Lust auf mehr!
Das Resultat ist eine CD, die für viele etwas zu bieten hat und das, obwohl Gesang bei den beiden Instrumentalisten keine Rolle spielt. Stattdessen sprechen sie durch ihre Musik in einer Art, die vor allem einen Ruhepol zum Alltagsgeschehen darstellt. Das ist Musik, die dazu einlädt, einmal innezuhalten und in sich selbst einen Moment der Ruhe zu entdecken. Das eigene Innere sprechen zu lassen. Reißerisches oder donnernd Tönendes sucht man hier genauso vergeblich, wie Starallüren oder affektiv übertriebene Emotionalität. Die Musik von Fabian Bloch und Muriel Zeiter wirkt ehrlich und genuin. In einer Zeit, in der wir von internationalen Krisen belastet sind, ist das vielleicht genau das Richtige, um wieder etwas Frieden in uns und in der Welt zu stiften.
Mit Eigenkompositionen sowie Werken von Johann Sebastian Bach, Camille Saint-Saëns, Philip Sparke, Steven Verhelst, Jan Sandström, Carl Hess, Hans-Jürg Sommer und weiteren.
Daniel Janz, 6.April 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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Branford Marsalis Quartet, »The Secret Between the Shadow and the Soul«, Laeiszhalle, 4. April 2022