CD-Rezension:
Yvonne Prentki
Benedikt ter Braak
Ars 38 656
von Peter Sommeregger
Die Sopranistin Yvonne Prentki und der Pianist und Komponist Benedikt ter Braak sind seit ihrer Studienzeit an der Folkwang Universität der Künste befreundet und haben bereits mehrere gemeinsame künstlerische Projekte realisiert.
Auf der nun veröffentlichten neuen CD begegnen wir neben Liedern aus dem „Mädchenblumen“-Zyklus von Richard Strauss Liedkompositionen von drei Komponistinnen des 19. Jahrhunderts. Deren kompositorisches Schaffen wurde teilweise lange ignoriert, erst langsam entsteht ein Bewusstsein für die Vielfalt der Werke von Frauen.
Josephine Lang, geboren 1815 in München als Tochter eines Musikers, erfuhr zu Lebzeiten durchaus Anerkennung für Ihre Liedkompositionen, u.a. auch von Felix Mendelssohn, wurde in ihrer künstlerischen Tätigkeit aber stark durch familiäre Verpflichtungen behindert. Sie ist mit neun Liedern am umfangreichsten dokumentiert, die ihre musikalische Eigenständigkeit beweisen.
Nadia Boulanger wurde zwar 1887, also noch im 19. Jahrhundert geboren, wurde aber im 20. Jahrhundert zu einer der profiliertesten Musikerinnen ihrer Generation. Als eine der ersten Dirigentinnen schrieb sie Geschichte, ihre spätere Lehrtätigkeit kam vielen später erfolgreichen Komponisten zugute. Sie ist mit zwei ihrer zahlreichen Lieder vertreten.
Von Ethel Smyth, die noch tief im 19. Jahrhundert verwurzelt ist, aber die wohl Erfolgreichste der drei war, ist der kleine Zyklus „Three Moods of the Sea“ zu hören.
Gegenübergestellt werden die drei Komponistinnen dem erfolgreichen Richard Strauss, dessen Frauenbild ein völlig anderes ist, und durch die drei Komponistinnen konterkariert wird.
Das hier zugrunde liegende Konzept ist reizvoll und ambitioniert. Es wird von der Koloratursopranistin Yvonne Prentki stilsicher umgesetzt, die gut gebildete Stimme verfügt über ein angenehmes, helles Timbre und wird den verschiedenen Stilen der Komponistinnen gerecht. Benedikt ter Braak am Flügel ist erheblich mehr als nur Begleiter, gemeinsam mit Prentki arbeitet er die feinen Unterschiede der verschiedenen Tonsprachen heraus. Die selten zu hörenden Titel von Lang, Boulanger und Smyth stellen zusätzlich eine Bereicherung von deren nicht zu üppigen Diskographien dar.
Ein Manko der Produktion soll aber nicht verschwiegen werden: im Booklet fehlen die Gesangstexte, so bleibt z.B. unklar, welchem Lied die titelgebende Zeile entnommen ist. Yvonne Prentkis Textverständlichkeit lässt ebenfalls zu wünschen übrig, dadurch bleibt ein guter Teil der Texte leider unverständlich. Insgesamt aber ein verdienstvoller Ansatz, der auf die Beschäftigung mit diesen Komponistinnen neugierig macht.
The underlying concept here is appealing and ambitious. It is realized with stylistic confidence by coloratura soprano Yvonne Prentki, whose well-trained voice has a pleasant, bright timbre and does justice to the different styles of the composers. Benedikt ter Braak on the piano is much more than just an accompanist; together with Prentki, he brings out the subtle differences between the various tonal languages. The rarely heard titles by Lang, Boulanger and Smyth are an additional enrichment of their not too abundant discographies.
Note 1
Peter Sommeregger, 26. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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