Trompete und Orgel glänzen very british – Die CD „An English Concert“ mit Matthias Höfs und Matthias Janz

CD-Rezension: „An English Concert“  klassik-begeistert.de, 16. November 2023

CD-Rezension:

Trompete und Orgel glänzen very british – Die CD „An English Concert“ mit Matthias Höfs und Matthias Janz

 CD erschienen bei Berlin Classics (Best.-Nr. 0303105BC)

von Dr. Andreas Ströbl

„Festliche Musik für Trompete und Orgel“ – so lautet der Untertitel der CD, die der Trompeter Matthias Höfs und der Kirchenmusiker Matthias Janz bereits 2002 eingespielt haben, aber die Auswahl und die Wiedergabe der Stücke haben in der Tat etwas Zeitloses.

Nicht weniger als 14 Komponisten von Renaissance bis Spätbarock sind auf dieser CD vertreten und es sind – eigentlich – alles englische Meister. Georg Friedrich Händel, von dem hier zwei Stücke zu hören sind, gilt auf der Insel tatsächlich als englischer Komponist, aber wir wissen natürlich, dass er aus Halle an der Saale stammt, lange Jahre in Hamburg und Italien wirkte und ab 1712 endgültig in London Fuß fasste.

Golden glänzt die Piccolo-Trompete in den Händen des Musikers auf dem Cover und golden ist der Klang des Instruments auf dieser vielfältigen Sammlung von Stücken, die sich in ihrem sehr eigenen Charakter doch so harmonisch zusammenfügen.

Dieser Eindruck entsteht einerseits dadurch, dass die beiden erstklassigen Musiker kongenial miteinander spielen und andererseits durch die bewusste Entscheidung, diese frühneuzeitliche Musik mit modernen Instrumenten erklingen zu lassen. Das lässt gar nicht erst den Anschein musealer Kunstpflege aufkommen und so erscheinen die Werke in frischem und vor allem warmem, schmiegsamem Klang. Damit bauen Höfs und Janz eine Brücke in die Jetztzeit und schaffen so die angesprochene Zeitlosigkeit – abgesehen davon, dass gerade das einleitende „Greensleves“ ohnehin durch seine Verankerung im kollektiven musikalischen Bewusstsein und die unüberschaubaren Verarbeitungen bis in die Moderne jegliche epochale Festlegung verloren hat.

Im Übrigen hatte die Frühe Neuzeit weit weniger Probleme damit, Musik mit Instrumenten wiederzugeben, für die sie ursprünglich nicht komponiert worden war, und mit Besetzungen freier umzugehen, als wir das heute gewohnt sind. Und so spielt Höfs auch Stücke für Flöte bzw. Blockflöte auf der hohen Piccolotrompete, die auf einer Naturtrompete nicht entsprechend umzusetzen wären. Manche Trompeter geben gerade bei der hohen Barocktrompete zuviel Druck, wodurch der Klang manchmal quietschig ´rüberkommt, aber Höfs spielt das alles mit müheloser Leichtigkeit

Der gebürtige Lübecker arbeitet seit 23 Jahren als Hochschullehrer in Hamburg, wo er viele Jahre Solo-Trompeter des Philharmonischen Staatsorchesters war. Neben anderen Ensembles gehört der vielfach ausgezeichnete Künstler auch dem weltberühmten Bläserensemble German Brass an.

Matthias Janz ist als Musiker, Dirigent und Musikwissenschaftler international bekannt und ebenfalls mit zahlreichen Preisen, vor allem als Chorleiter, geehrt worden; die Nachwuchsförderung liegt ihm besonders am Herzen und er hat ganze Generationen von jungen Musikerinnen und Musikern geprägt. Sein Orgelspiel auf dieser CD umgeht den sakralen Ernst und passt in seinem festlichen Duktus hervorragend zum hellen, freudvollen Trompetenklang.

Ein reizvoller Wechsel in den Tempi und den Stimmungen entsteht durch die Auswahl der Stücke, die von bekannten Tonsetzern wie dem schon genannten Händel, William Byrd oder William Boyce auch eher wenige beachtete Komponisten wie John Baston, Robert Woodcock oder John Stanley würdigen.

Eine Dreiteilung in „Old English Dances“, „Song Tunes“ und die improvisationsfreudigen „voluntaries“, die im englischen Barock ausgesprochen beliebt waren, ist beim Hören alles andere als blockhaft, weil flott gespielte Stücke mit getragenen, aber niemals pathetisch wiedergegebenen Nummern wechseln. Wie lebensfroh und alles andere als vermeintlich britisch-unterkühlt englische Tanzmusik sein kann, beweist seit einigen Jahren im Übrigen auch die Renaissance von John Playford, dessen „The English Dancing Master“ von 1651 munter rezipiert wird.

„An English Concert“ ist für diejenigen, die sich an Haydn und Hummel sattgehört haben, genau das Richtige. Für das drohende – nein, freudig erwartete – Weihnachtsfest ist diese CD der optimale Geschenktip, denn in ihrem festlichen, aber weltlich-lebensfrohen Klang sind die Stücke wunderbar geeignet, an den Feiertagen Glanz und Freude in die geschmückten Stuben zu bringen.

Dr. Andreas Ströbl, 16. November 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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