Das Remastering der Originalaufnahmen beschert dem Hörer nun ein akustisches Déjà-vu–Erlebnis der besonderen Art.
Mozart leuchtet
Wolfgang Amadeus Mozart
Symphonien Nr. 38-41
Staatskapelle Dresden
Herbert Blomstedt
Denon DG MDG 650 2222-2
von Peter Sommeregger
Der schwedisch-amerikanische Dirigent Herbert Blomstedt ist seit Jahren der Doyen der internationalen Dirigentenelite. Sämtliche große Orchester verpflichten ihn für ihre Konzerte, der inzwischen 94-jährige scheint unverwüstlich und dirigiert auch lange Konzerte nach wie vor stehend. Bei ihm verbindet sich auf ideale Art ungebrochene jugendliche Neugier mit dem reichen Erfahrungsschatz eines langen Musikerlebens.
In seiner Zeit als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden von 1975 bis 1985 entstanden zahlreiche Schallplattenaufnahmen noch für das Label VEB Deutsche Schallplatten der DDR. In den Jahren 1981 und 1982 wurden die hier nun wieder veröffentlichten letzten vier Mozart-Symphonien im legendären Aufnahmestudio der Dresdner Lukaskirche eingespielt.
Das Remastering der Originalaufnahmen beschert dem Hörer nun ein akustisches Déjà-vu–Erlebnis der besonderen Art. Blomstedts viril- stürmischer Zugriff auf die finalen symphonischen Werke Mozarts hat nichts von seinem Feuer eingebüßt, die immerhin 40 Jahre alten Aufnahmen leuchten förmlich auf und zeigen den Dirigenten auch damals schon auf höchstem interpretatorischem Niveau.
Der von ihrem Charakter her etwas düsteren so genannten Prager Symphonie werden die eine Trias bildenden Symphonien Nr. 39-41 gegenübergestellt, die in erstaunlich kurzer Zeit während der ersten Hälfte des Jahres 1788 entstanden. Blomstedt lotet die Eigenheiten jeder dieser Symphonien aus, findet für jede einen individuellen Zugang.
Wie sehr Blomstedt seinen Interpretationen treu geblieben ist, zeigt ein Vergleich mit inzwischen auch auf CD erschienenen Mitschnitten von Konzertaufnahmen der 40. und 41. Symphonie mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks von 2013 und 2018. Zwar nimmt Blomstedt die g-Moll-Symphonie in der jüngeren Aufnahme etwas besonnener, breiter, bleibt aber grundsätzlich seinem Duktus treu. Die Wiederveröffentlichung dieser Dresdner Aufnahmen ist für Verehrer Blomstedts und der Sächsischen Staatskapelle eine schöne Reminiszenz und ein Dokument der Verbundenheit des Dirigenten mit diesem Orchester, das er auch aktuell immer wieder dirigiert.
Peter Sommeregger, 23. September 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Herbert Blomstedt, Berliner Philharmoniker, Philharmonie Berlin, 10. Juni 2021