CD-Tipp:
Johannes Brahms
Violinsonaten 1-3
Natalia van der Mersch
Olivier Roberti
Ars Produktion
von Peter Sommeregger
Die drei Violinsonaten von Johannes Brahms entstanden sämtlich während Sommeraufenthalten des Komponisten am Kärntner Wörther- und dem Thunersee im Berner Oberland. So gesehen ist es kein Zufall, dass die Stücke atmosphärisch ein wenig von den Sommerurlauben geprägt sind. Allen ist eine sehr persönliche, in Teilen wohl autobiographische Note eigen. So verarbeitet Brahms im zweiten Satz der G-Dur Sonate den Schmerz über eine schwere Erkrankung seines Patensohnes in Form eines getragenen Trauermarsches und lässt die Sonate auch in Moll ausklingen.
In der zweiten, der A-Dur Sonate, behandelt der Komponist Klavier und Violine beinahe gleichwertig. Reizvoll sind die versteckten Anklänge an Motive aus Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“, erstaunlich genug, bei der Rivalität, die den beiden Komponisten nachgesagt wurde.
Die dritte, 1886 in einem für Brahms besonders produktiven Sommer entstandene Sonate D-Moll ist mit vier Sätzen anders konzipiert als die beiden voran gegangenen. Sie ist dem bedeutenden Musiker und Pianisten Hans von Bülow gewidmet. Mehrfach greift Brahms dabei auf ungarische Csárdás-Motive zurück. Die Musik der Zigeuner inspirierte ihn und fand verschiedentlich Eingang in seine Werke.
Die aus Essen stammende Natalia van der Mersch konzertiert schon seit Jahren erfolgreich, seit 1990 erscheinen regelmäßig CD-Einspielungen der Künstlerin. Ihr warmer, geschmeidiger Ton verbindet sich mit einer starken Energie zu einem sehr persönlichen Interpretationsstil. Als Klavierpartner wählte sie Olivier Roberti, einen belgischen Pianisten, mit dem sie bereits verschiedentlich konzertierte. Den beiden Künstlern gelingt eine perfekte Ausgewogenheit zwischen der Geige und dem Klavier, eine Harmonie, die schwer herzustellen ist, in diesem Fall aber vorzüglich gelingt. Das Resultat ist eine Interpretation auf hohem virtuosen Niveau.
Die Aufnahmen fanden im August 2023 auf Schloss Conjoux in Belgien statt. Natalia van der Mersch spielt eine Geige von Gagliano aus dem Jahr 1780, Olivier Roberti einen Steinway-Flügel.
Natalia van der Mersch, who comes from Essen, has been performing successfully for many years and has regularly released CD recordings since 1990. Her warm, supple tone is combined with a strong energy to create a very personal style of interpretation. She has chosen Olivier Roberti, a Belgian pianist with whom she has already performed several times, as her piano partner. The two artists achieve a perfect balance between the violin and the piano, a harmony that is difficult to achieve, but in this case succeeds excellently. The result is an interpretation at a high virtuoso level.
Note 1
Peter Sommeregger, 28. September 2024, für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at