Chopin and beyond: Schwungvoll startet das Hamburger Chopin-Festival

Charles Richard-Hamelin, Klavier  Laeiszhalle Hamburg, 12. Juni 2025

Charles Richard-Hamelin © Amelie Dahl

Mit einem umjubelten Eröffnungsabend von Charles Richard-Hamelin beginnt in der Hamburger Laeiszhalle die 7. Ausgabe des Hamburger Chopin-Festivals. Die musikalische Reise durch Chopins schallenden Klavierschatten reichte von Poulenc bis Ravel, zum Highlight wurden allerdings die vier schwungvollen Scherzi des Festival-Titelträgers!

Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal, 12. Juni 2025

Charles Richard-Hamelin, Klavier

Werke von Claude Debussy, Maurice Ravel, Francis Poulenc und Frédéric Chopin

von Johannes Karl Fischer

Als einziges Klavierfestival der Hansestadt hat sich das Hamburger Chopin-Festival mittlerweile einen mindestens beachtlichen Ruf in der internationalen Chopin-Szene erarbeitet. Davon zeugte nicht zuletzt die fulminante Applausstimmung in einem sehr gut besuchten Kleinen Saal der Laeiszhalle, zu welcher Charles Richard-Hamelin die mittlerweile siebte Ausgabe des Festivals eröffnete. Zurecht: Auf einem grandios sanft klingenden Shigeru Kawai-Flügel segelte der preisgekrönte Pianist zwei kurze Stunden durch die romantische Klavierliteratur und brachte die Saiten seines Instruments schwungvoll zum Klingen!  
Und warum Chopin ausgerechnet an der Elbe? „Weil Hamburg auf halbem Weg zwischen Warschau und Paris liegt!“, so der künstlerische Leiter des Festivals, Hubert Rutkowski. Entsprechend passend auch das Programm, so begann die erste Hälfte des Abends mit einer musikalischen Reise durch die französische Klavierwelt des 20. Jahrhunderts. Debussy, Ravel, dann Poulenc. Chopins schallender Schatten über die Welt der Klavierkunst eben.

© Amelie Dahl

Gerade Debussys Suite bergamasque gehört mit zu den meistgespielten Werken der Klassik, kaum jemand im Publikum dürfte den langsamen Satz Clair de lune nicht schon irgendwo einmal gehört haben. Dennoch ließ Richard-Hamelin den musikalischen Mond auf ganz neue, originelle wie expressive Weise strahlen und das Menuet leichtfüßig durch den Saal tanzen. Auch Ravels funkelnde Sonatine perlte glanzvoll aus den Tasten, sanft schwebten die farbenfrohen, fis-Moll gefärbten Melodien des musikalischen Impressionismus in die Ohren des Publikums.

Das erste Applausfeuerwerk des Abends gab es allerdings für Poulencs weit weniger bekannte Napoli-Klaviersuite. Nach einer sonnig strahlenden Barcarolle, welche das Publikum aus dem eher kühlen Hamburger Juniabend zumindest für ein paar Minuten musikalisch an die Strände Süditaliens versetzte, und einer ebenso ausdrucksvoll musizierten Nocturne war es vor allem die mitreißende Caprice italien, welche schon vor der Pause für stehende Ovationen sorgte.

Charles Richard-Hamelin © Amelie Dahl

Die technischen Herausforderungen dieses Werks erledigte der Solist eindrucksvoll wie mit links und ließ die enorm vielseitigen klanglichen Möglichkeiten seines Instruments im vollen Glanz durch den Saal sausen!

Doch wäre der Abend kaum ein Chopin-Festival ohne die vier Scherzi des Titelträgers, welche zum musikalischen Highlight des Abends wurden. Mit Eifer und Inbrunst stürzte sich der Pianist in die Tasten, ließ die Musik schwungvoll durch den Saal fegen und die Magie der Melodien glanzvoll im Raum resonieren. Als würde hier Chopin selbst am Klavier sitzen und die ganze Leidenschaft seiner pianistischen Kunst aus den Tasten empor tanzen, mit einem regelrechten pianistischen Strudel fühlte man sich in diese Musik hineingesaugt. Besonders im feurigen b-Moll-Scherzo op. 31 schaukelte der Saal stimmungsvoll durch den Chopin-Himmel – eigentlich ein Zugaben-Schlager, der hier allerdings im völlig neuen Glanz erschien und seinen verdienten Platz auf dem Hauptprogramm verteidigte.

Apropos Zugaben… ganz im Chopin-Stil durften die natürlich auch nicht fehlen, gleich dreimal sogar. Nach den sehr bewegten Scherzi ließen vor allem die zwei kurzen, aber wunderbar schwebenden Walzer den Abend ausklingen. Diese zauberhafte Musik könnte man sicherlich noch viele Stunden wohltuend in seinen Ohren aufnehmen…

Mit einem umjubelten Eröffnungsabend beginnt die 7. Ausgabe des Hamburger Chopin-Festivals. Meisterkurse, Musizieren auf historischen Instrumenten und das alles von Preisträgern des renommierten Chopin-Wettbewerbs… nicht nur das heutige Chopin’sche Klavier-Feuerwerk weckt viel Lust auf mehr!

Johannes Karl Fischer, 13. Juni 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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