Den Dirigenten des Symphonischen Chores Hamburg begeistert die "Meisterschaft" Maestro von Dohnányis

Christoph von Dohnányi, NDR Elbphilharmonie Orchester, Henrik Wiese, Kalev Kuljus  Elbphilharmonie, 17. Januar 2020

Foto: Der Dirigent Prof. Matthias Janz, Herausgeber Andreas Schmidt und Mezzosopranistin Fiorella Hincapié

Elbphilharmonie, 17. Januar 2020
NDR Elbphilharmonie Orchester
Henrik Wiese Flöte
Kalev Kuljus Oboe
Dirigent Christoph von Dohnányi

Charles Ives
The Unanswered Question / Two Contemplations Nr. 1
György Ligeti
Konzert für Flöte, Oboe und Orchester
Zugabe des Solisten:
Wilhelm Friedemann Bach
2. Satz Cantabile aus Duett Nr. 2 G-Dur Fk 55 für zwei Flöten
Piotr I. Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique«

Der Dirigent des Symphonischen Chores Hamburg, Professor Matthias Janz, hat am Freitagabend gemeinsam mit klassik-begeistert.de-Herausgeber Andreas Schmidt das Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie unter Leitung von Christoph von Dohnányi besucht. Janz wollte sich damit auch noch einmal mit den Gegebenheiten in dem 2100 Sitzplätze zählenden Konzertsaal vertraut machen, da er hier mit seinem Chor am Sonntag, 23. Februar 2020, um 11 Uhr das Werk Les Béatitudes von César Franck aufführen wird (das Konzert ist ausverkauft, eventuell gibt es Restkarten an der Morgenkasse). Bereits am 9. Dezember 2017 hatte Janz mit seinem Chor in der Elbphilharmonie den „Messiah“ von Georg Friedrich Händel aufgeführt – der Symphonische Chor Hamburg war damit der erste Laienchor, der im Eröffnungsjahr der Elbphilharmonie ein Werk darbieten durfte.

Mittags hatten sich Janz und Schmidt gemeinsam mit der Mezzosopranistin Fiorella Hincapié (sie singt in Les Béatitudes) zum Essen getroffen – die Kolumbianerin feierte an dem Tag ihren 29. Geburtstag und bekam vom Restaurant SE7EN OCEANS (Ballindamm 40 in der Europapassage) eine Gourmet-Torte geschenkt.

Der Dirigent Matthias Janz bilanziert den Abend in der Elbphilharmonie:

„Ich fand das Programm sehr interessant: Amerika – Ungarn – Russland. Sehr schön die räumlich getrennte Aufstellung bei  „The unanswered question“ von Charles Ives: Vier Flöten spielen mit eigenem Dirigenten quasi nach hinten, also in die andere Richtung – die Solotrompete stellt von ganz oben (hinten) sieben Mal die unbeantwortet bleibende Frage. Sehr sanft und weich klingende Streicher spielen mit Christoph von Dohnányi in die übliche Richtung nach vorn … so wird die „Collage – Technik“ von Ives bestens realisiert.

Bemerkenswert, dass  Maestro von Dohnányi  schon die Uraufführung des Doppelkonzertes von Ligeti am 16.9.1972 in Berlin dirigiert hatte.

Bei der 6. Sinfonie von Tschaikowsky beeindruckte mich vor allem der wunderbare 90-jährige Christoph von Dohnányi. Machte man sich beim Auftritt des greisen Maestros wegen seines gebrechlichen Gehens noch Sorgen, so faszinierte er im Sitzen – auswendig dirigierend – mit Souveränität, hervorragender Schlagtechnik, Energie und ständigem Augenkontakt zum Orchester.

© Fotostudio Heinrich

Wie schon am vergangenen Mittwoch im Fernsehen (Bayern alpha) Zubin Mehta  (allerdings erst 84 Jahre alt) beim Gedächtniskonzert für Mariss Jansons in der Philharmonie im Gasteig in München bei Mahlers 2. Sinfonie zeigte auch Dohnányi die Meisterschaft und das Können der großen alten Dirigenten, denen es nicht um eitle Selbstverwirklichung geht (Theodor Currentzis  ist ein besonders abschreckendes Beispiel !), sondern um die Musik. In diesen Dirigentenolymp möchte ich auch noch Herbert Blomstedt und Riccardo Muti heben (Bernhard Haitink hat ja leider aufgehört zu dirigieren).

Das Publikum: Es sind leider immer wieder völlig ahnungslose Hörer in der Elbphilharmonie. Vielleicht müsste Herr Generalintendant Lieben-Seutter wirklich bei jedem Konzert eine Rede halten, in der er um das Ausschalten der Handys bittet und auch darum, dass zwischen den Sätzen einer (noch dazu so ernsten)  Sinfonie nicht geklatscht wird. Im Programmheft stand sogar „…meist mit frühzeitigem Applaus quittiertem… (3.Satz)“. Zwei Mal (nach dem 2. und 3. Satz ) versuchte Maestro Dohnányi mit deutlicher Gestik am Klatschen zu hindern, vergeblich… einige Leute sollten lieber zum HSV gehen – vielleicht hilft Beifall ja den müden HSV-Profis.“

Andreas Schmidt, 18. Januar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Ein Gedanke zu „Christoph von Dohnányi, NDR Elbphilharmonie Orchester, Henrik Wiese, Kalev Kuljus
Elbphilharmonie, 17. Januar 2020“

  1. Sehr geehrter Herr Professor Janz,

    Teodor Currentzis ist einfach ein Rund-um-Künstler. Typen wie er sind die Zukunft. Ob es einem gefällt oder nicht. In einer Welt, in der alle nur mehr Liken und Selfies schießen, in der Schein und Sein dominieren, jedes Bild einen Filter verpasst bekommt und Fakeprofile auf Instagram erstellt werden, ist der Typ im dunklen Gewand mit der Optik eines Underground-Rockers perfekt zu vermarkten.

    Ob Teodor Currentzis deswegen ein „besonders abschreckendes Beispiel“ ist, wie sie sagen, halte ich für fragwürdig. Vor allem ihre Aussage, Dirigenten wie Dohnányi ginge „es nicht um eitle Selbstverwirklichung, sondern um die Musik“, impliziert, Currentzis ginge es nur um Selbstverwirklichung und nicht um die Musik – das ist die Unwahrheit. Ein schärferes Wort erspare ich mir, da ich respektvoll bleiben möchte. Currentzis geht es immer um die Musik! Nur weil er ein außergewöhnlicher Typ ist, der nicht like a gentleman ruhig und zurückhaltend wirkt, ihm zu unterstellen, seine primäre Intention wäre die reine Selbstdarstellung, halte ich für altbacken und engstirnig. Man muss nur zuhören, wenn er mit dem SWR Symphonieorchester Mahler spielt, dann öffnen sich Welten, die kaum ein anderer Dirigent zu offenbaren vermag.

    Außerdem habe ich bislang nur wenige Künstler von Weltrang kennengelernt, seien es Sänger, Dirigenten oder Instrumentalisten, die mit dieser Gelassenheit und Selbstverständlichkeit mit dem Publikum kommunizieren. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel Piotr Beczala. Wenn man mit Currrentzis spricht, fühlt man sich, als würde man mit dem sympathischen Nachbarn von zu Hause sprechen. Kein Anflug der Arroganz, keine Extravaganz, einfach nur pure Authentizität. Gemütlicher Talk unter Freunden sozusagen – selbst, wenn er einen überhaupt nicht kennt. Genauso verhält es sich mit seiner Musik.

    Seine Musik ist immer authentisch. Zwar immer gewürzt mit einer großen Portion Teo, aber das ist gut so! Er erlaubt es sich eben, viele künstlerische Freiheiten zu nehmen. Deshalb verliert er das wichtigste dennoch nie aus den Augen – die Musik! Und er ist auch kein Scharlatan, wie ich es im Musikverein Wien schon aus manchem Mund hab hören dürfen.

    Die Kunst ist frei, hat mal ein Freund zu mir gesagt. Und Igor Levit sagt in der aktuellen Podcastreihe zu den 32 Klaviersonaten Beethovens dasselbe. Vor allem, wenn das Copyright bereits verfallen ist. „Pech gehabt, lieber Beethoven“, wie es Igor Levit auf den Punkt bringt.

    Liebe Grüße aus Wien in den hohen Norden
    Jürgen Pathy

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