Selten, eigentlich nie, habe ich das Abschiedsterzett so schön gesungen gehört wie von Adriana González, Chao Deng und Jana Kuruková

Così fan tutte, Text von Lorenzo da Ponte, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart  Staatsoper Hamburg, 26. Juni 2024

Chao Deng (Don Alfonso), Nicholas Mogg (Guglielmo), Adriana González (Fiordiligi), William Kelley (Dirigent), Martin Mitterrutzer (Ferrando), Jana Kurucová (Dorabella), Kangmin Justin Kim (Despina) (Foto: RW)

Adriana González Sopran ist etwas weicher, runder als Jana Kurucovás tiefengrundierter Mezzo. Das passt zur Seelenlage beider Frauen, zu Fiordiligi als der empfindsameren und zu Dorabella als der entscheidungsfreudigeren der beiden Ferrara-Schwestern. Und im Gleichklang singen sie perfekt mit genügend Schalldruck, bezaubernder Stimmschönheit, aber unterschiedlichem, sich ergänzenden Stimmklang.

Così fan tutte
Text von Lorenzo da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung: William Kelley

Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch, Kostüme: Victoria Behr

Staatsoper Hamburg, letzte Vorstellung dieser Serie, 26. Juni 2024

von Dr. Ralf Wegner

Carmen oder Così fan tutte, beide Oper standen jetzt vor den Ballett-Tagen noch auf dem Spielplan der Hamburgischen Staatsoper. Wir mussten Abo-Tauschkarten einsetzen, und entschieden uns ob der mehrfach guten Besprechungen in diesem Blog für die Mozart-Oper.

Und es hat sich gelohnt. Die mehr als 3 Stunden Nettospielzeit vergingen dank eines herausragenden Ensemblespiels wie im Fluge. Auch musikalisch wurde meisterlich gesungen und vom Orchester gespielt. Einzig der Sänger des Ferrando (Martin Mitterrutzer) drang nicht durch. Sein durchaus schön klingender und beseelt eingesetzter Tenor (Arie Un’aura amorosa) hatte nicht genügend Kraft, um den Klang seiner Stimme in die Weiten des Saals zu tragen.

Das fiel besonders bei den Ensembles auf, wenn er neben der kraftvoll singenden 34-jährigen guatemaltekischen Sopranistin Adriana González (Fiordiligi) seine Einsätze hatte. González sang wunderbar, sie hatte mit dem Hamburger Ensemblemitglied Jana Kurucová (Dorabella) auch eine gleichwertige Partnerin. Selten, eigentlich nie, habe ich das Abschiedsterzett  (Nr. 10: Weht leise, ihr Winde, Sanft schaukle die Welle) so schön gehört wie von Adriana González, Chao Deng und Jana Kurucová.

Beide Sängerinnen verfügen über genügend Schallstärke, um auch den letzten Winkel des Saals zu füllen, beide singen fast vibratofrei bzw. setzen es wenn nötig künstlerisch, also um seelische Schwebezustände zu markieren, ein. González’ Sopran ist etwas weicher, runder als Kurukovás tiefengrundierter Mezzo, aber ohne das letzterer eine Härte zeigen würde.

Das passt zur Seelenlage beider Frauen, zu Fiordiligi als der empfindsameren und zu Dorabella als der entscheidungsfreudigeren der beiden Ferrara-Schwestern. Und im Gleichklang singen sie perfekt mit genügend Schalldruck, bezaubernder Stimmschönheit, aber unterschiedlichem, sich ergänzenden Stimmklang.

Moritz Gogg mit einer überglücklichen Jana Kurucová (Foto: RW)

Der zum Hamburger Ensemble gehörenden chinesische Bassbariton Chao Deng sang einen noch jugendfrisch klingenden, noch nicht vom Charakterfach eingeholten Don Alfonso. Klanglich erwies er sich als außergewöhnliche Bereicherung im Zusammenspiel der sechs Protagonisten.

Ihm beigesellt war der 36-jährige koreanische Countertenor bzw. Mezzo-Sopranist Kangmin Justin Kim als Despina, der mit großer Spielfreude der slapstikhaften Inszenierung von Herbert Fritsch noch einen weiteren Drehimpuls verpasste. Stimmlich erinnerte er mich an Gabriele Rossmanith, die früher häufig als Despina besetzt war, bei insgesamt aber etwas stärkerer Stimmkraft. Bleibt noch Nicholas Mogg, der als Guglielmo das Sextett perfekt ergänzte.

Leider war auch diese letzte Vorstellung dieser Serie nur schwach besucht.

Die nächste folgt genau in einem Jahr, dann mit Dovlet Nurgeldiyev als Ferrando, Jana Kurucová wird wieder die Dorabella singen. Adriana González ist in der nächsten Saison als Pamina besetzt. Das Publikum reagierte mit Jubel auf die schöne Vorstellung, besonders beim Auftritt des Dirigenten William Kelley.

Dr. Ralf Wegner, 28. Juni 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

2. Aufführung: Così fan tutte, Wolfgang Amadeus Mozart & Lorenzo Da Ponte Wiener Staatsoper, 16. Juni 2024 (Premiere)

Wolfgang Amadeus Mozart, Così fan tutte Welsh National Opera WNO, 23. März 2024

Wolfgang Amadeus Mozart, Così fan tutte Aix-en-Provence, THÉÂTRE DE L’ARCHEVÊCHÉ, 11. Juli 2023

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