Eröffnungskonzert mit dem Trio Eclipse, Foto: Dr. Charles E. Ritterband
Das 19. Internationale Kulturfest Sils-Maria
Festival Resonanzen
18. September bis 25. September 2022
Hotel Waldhaus
7514 Sils-Maria
von Dr. Charles E. Ritterband (Text Und Fotos)
Das „Waldhaus“ in Sils-Maria – ohne Übertreibung lässt sich angesichts der langen Liste illustrer Gäste, die sich liest wie das Who’s Who der europäischen Kultur, von Richard Strauss zu Thomas Mann und Friedrich Dürrenmatt, das Attribut „legendär“ verwenden – wird jeden Herbst (wenn das Oberengadin sich von seiner prachtvollsten Seite zeigt) zum Schauplatz eines hochkarätigen Kulturfestes. Und das „Waldhaus“, seit 113 Jahren kontinuierlich in Familienbesitz (eine Rarität, heutzutage), versteht sich zu Recht als „Kulturhotel“. Neben der Eleganz des sich bewusst etwas altmodisch gebenden Grand Hotels aus der Belle Époque und der atemberaubend schönen Natur, die es wie eine mächtige Burg dominiert, bietet dieses Haus ganzjährig kulturelle Höhepunkte, die sich sehen lassen.
Und deren wichtigster ist zweifellos das Festival „Resonanzen“ unter der Ägide der Violinistin und Intendantin Kamilla Schatz mit den ebenso sachkundigen wie empathischen Moderatoren Kurt Aeschbacher und Hans Georg Hofmann.
Was dieses Festival – inzwischen in seinem 19. und vorletzten Jahr (neun davon mit dem „Waldhaus“ als zentralem Veranstaltungsort) – auszeichnet, ist nicht nur dessen Qualität, sondern auch die Vielfalt:
Kammermusik gibt es zu hören mit einem breiten Spektrum an Werken von Barock über Romantik bis hin zur Moderne, spannende Vorträge (der bekannte Bankier, Publizist, Unternehmer und hochrangige Militär Konrad Hummler), ein außergewöhnlich faszinierender Film von Benedikt Schulte („Die Seele der Geige“) und zwei ganztägige, umgehend restlos ausgebuchte Ausflüge (unter der beeindruckend kundigen wie auch heiteren Leitung des Hoteliers Felix Dietrich und des Historikerpaars Mirella Carbone und Joachim Jung) ins Val Bregaglia bzw. Bergell. Ein herrliches Tal, unter vielen Schweiz-Reisenden (selbst Schweizern) unbekannt und daher immer noch ein Geheimtipp: Weltberühmt hingegen ist der Bildhauer Alberto Giacometti, der hier im Jahr 1901 geboren wurde.
Die Liste herausragender Musiker und Musikerinnen, die im Salon des „Waldhaus“ und dann auch in der „Offenen Kirche“ sowie im Schulhaus Sils zu hören waren, ist beeindruckend – und, keine Übertreibung, von Weltniveau: Das „Trio Eclipse“ machte den Anfang mit einer großen Spannweite über Zeitalter und Kontinente von Schumann über Brahms bis Gerschwin. Das richtigerweise so genannte „Next Generation“ Konzert bot vier junge, preisgekrönte Streichmusiker aus Spanien. Und, als besonderen Höhepunkt, die erst 15-jährige Schweizer Klaviervirtuosin Vivien Bachmann, die, wie sie sagt, am liebsten Stücke in Moll spielt und sich an diesem Abend ganz den Werken Chopins gewidmet hat.
Ein sehr spezielles Konzert – im Hinblick auf Qualität und Instrumentierung – bestritten der Oboist François Leleux, der Fagottist Marco Postinghel und die Pianistin Silke Avenhaus: Eine Rarität, denn Beethovens „Gassenhauer-Trio“ in dieser Instrumentierung dürfte ziemlich einmalig sein. Zwei wunderbare Abschluss-Konzerte mit Streichern, die Werke von Beethoven über Schubert bis Debussy intonierten, machten den krönenden Abschluss.
Dr. Charles E. Ritterband, 26. September 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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