Siegfried II. Aufzug – Victoria Randem (Waldvogel), Klaus Florian Vogt (Siegfried), Ya-Chung Huang (Mime), Statisterie der Bayreuther Festspiele © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Auch im Siegfried erzählt uns Valentin Schwarz mit aller Konsequenz den Niedergang von Wotan und seiner Familie. Dass hier keiner Sympathie verdient, ist von Anfang an klar.
Der Ring des Nibelungen
Zweiter Tag: Siegfried
Musikalische Leitung: Simone Young
Regie: Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüm: Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg nach Reinhard Traub
Video: Luis August Krawen
Orchester der Bayreuther Festspiele
Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025
von Axel Wuttke
Auch im Siegfried erzählt uns Valentin Schwarz mit aller Konsequenz den Niedergang von Wotan und seiner Familie. Dass hier keiner Sympathie verdient, ist von Anfang an klar. Siegfried, von Mime schon zu Brutalität im Hinblick auf die Eroberung des Rings erzogen, hat mit seiner Einfältigkeit keine Möglichkeit, aus dem System auszubrechen.
Die als Zielscheibe benutzen Bilder von Fafner sind ein eindeutiges Indiz für die manipulative Erziehung durch Mime. Wenn Siegfried Mime im zweiten Akt ersticht und der junge Hagen alias der Ring den sich noch windenden Mime mit einem Kissen erstickt, sind die Weichen für die alles vernichtende Götterdämmerung gestellt.
Siegfried, der den jungen Hagen nach dem Tod von Fafner mitnimmt, lässt diesen dann, nach dem Entdecken von Brünnhilde, links liegen, woraufhin der junge Hagen verzweifelt und wütend verschwindet. In der Götterdämmerung begegnen wir ihm wieder, brutal, abgestumpft und machtbesessen. Das ist großartiges, spannendes und mitreißendes Operntheater. Die atmosphärischen Bühnenbilder leisten ein Übriges zu diesem kurzweiligen, energiegeladenen Abend.
Auch die Leistung des Festspielorchesters unter dem Dirigat von Simone Young zeugen wieder von der Ausnahmestellung der Musiker und der Dirigentin in diesem Ring. Was an Feinheiten, Motiven und Klangfarben aus dem Orchestergraben herausströmt, ist in den Tempi und im Ausdruck einfach beglückend. Außerdem ist die Dirigentin den Sängern eine außerordentlich feinsinnige Begleiterin, die sie auf Händen trägt. Eine Fähigkeit, die, gerade im Hinblick auf die vielen dialogischen Passagen, unverzichtbar ist.

Zu Recht vom Publikum gefeiert der Siegfried von Klaus Florian Vogt. Wie er die Entwicklung vom Jugendlichen zum jungen Mann sängerisch und darstellerisch gestaltet ist einfach phänomenal. Da passt alles. Der stimmliche Ausdruck und seine vorzügliche Diktion, zusammen mit seinem natürlichen Spiel lassen keine Wünsche offen. Enorm die Kondition des Sängers, der bis zum Schluss, mit ganz leichten Ermüdungserscheinungen, mit gleich hoher Qualität singt. Ein Ausnahmesänger und auf dem Hügel wirklich unverzichtbar.
Tomasz Konieczny fasziniert als Wanderer im ersten Akt mit seiner kraftvollen Stimme und seinem bedrohlichen Auftreten. Gesanglich liegt ihm die von der Musik ruhig und würdevoll angelegte Szene mit Mime am besten. Ähnlich packend die erste Szene des zweiten Akts mit Alberich, der von Ólafur Sigurdarson mit guter Diktion und großartigem stimmlichen Einsatz gesungen und dargestellt wird.

(Alberich), Statisterie der Bayreuther Festspiele © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Man wünscht sich die Rolle des Fafners umfangreicher, da Tobias Kehrer stimmlich und darstellerisch absolut ideal für die Partie ist. Man stelle sich nur den Hagen in seiner Interpretation vor, das wäre ein Erlebnis.
Leider überzieht Ya-Chung Huang die Rolle, was immer wieder unsaubere Intonation und fehlende Textverständlichkeit zur Folge hat. Dabei hat der Sänger eine für die Rolle prädestinierte Stimme und bräuchte diese Ausdrucksmittel nicht. Zumal er darstellerisch ein faszinierendes Portrait des verschlagenen Mimen abliefert.
Anna Kissjudit wirkt als Erda nicht ganz so präsent wie im Rheingold.
Ein Erlebnis, trotz einiger nicht ganz erreichten hohen Töne, ist nach wie vor die Brünnhilde von Catherine Foster. Das erstaunte Erwachen, die Zweifel und schließlich das sich Einlassen auf die Liebe zu Siegfried singt sie jugendlich im Ausdruck und gestaltet die Entwicklung sehr eindringlich und glaubhaft.

Die Besetzung mit Victoria Randem als Waldvogel ist problematisch, da leider überhaupt kein Text zu verstehen ist. Die Bravo-Rufe am Ende sind hier fehl am Platz und vermitteln der Sängerin ein falsches Bild ihrer Leistung.
Großer Jubel am Ende für alle Beteiligten.
Axel Wuttke, 31. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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