Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Höchste Zeit, liebe Leserinnen und Leser! Der Duden hat für alle Sprachfreundinnen und Sprachfreunde beide Geschlechter ins Online-Wörterbuch gehoben. Das allumfassende generische Maskulinum ist vorbei. Endlich bekommen Täter und Täterinnen, Mörderinnen und Mörder, Diebe und Diebinnen, Halunken und Halunkinnen dasselbe sprachliche Gewicht wie die guten Menschen. Auch die Steuerhinterzieherinnen, die bislang auf ominösen CDs nur als „Steuerhinterzieher“ auftraten, kriegen ihr Fett weg.
Lassen Sie uns, liebe Genderanhänger und Genderanhängerinnen, gemeinsam aufatmen. Die ersten Früchte durften wir schon vorige Woche ernten, als auf einer Fernsehseite der Schauspieler Berkel (Komödie „Sportabzeichen für Anfänger“) als Christina statt Christian bezeichnet wurde. Das ist die neue Zeit!
Kolumnisten und Kolumnistinnen allerdings werden es schwerer haben. Für Inhalte bleibt kein Platz mehr. Das ist aber unerheblich, solange die Form stimmt.
Ein Trost: DIE Männlichkeit bleibt weiterhin weiblich. Und der Blödmann männlich.
Endlich eine gute Nachricht – Mit vielen Unbekannten
Ja, sie müssen sein. Die Jahresrückblicke. Denn es geht häufig um Menschen, die einen Einfluss auf unser Leben hatten. Dabei allerdings wird jedes Jahr eine der größten Gruppen vernachlässigt, die uns täglich in der Zeitung, im Radio und im Fernsehen begegnet: die der Unbekannten.
Sie treten meistens im kriminellen Milieu auf: Unbekannte überfallen einen Kioskbesitzer, Unbekannter attackiert einen Autofahrer. „Unbekannter flieht vom Unfallort“, lautete eine Schlagzeile. „Unbekannter bricht in Wohnung ein.“ So geht’s das ganze Jahr. Überall treiben die Wesen ihr Unwesen als unbekannte Unerkannte.
Und so hat das Kollektiv der Unbekannten einen zweifelhaften Promi-Status erworben. Den Schwarzen Peter hat die Polizei, die aus Unbekannten Bekannte machen soll, die möglicherweise unter dieser neuen Bezeichnung auch wieder im Jahresrückblick auftauchen.
Aber machen Sie sich deswegen nicht verrückt. Denn die meisten der fast acht Milliarden Menschen auf der Erde sind uns unbekannt – und nicht kriminell! Das ist die gute Nachricht für 2021.
Reinhard Berger, 17. Januar 2021, für
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Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger