Der Schlauberger 4: Hilfe, ein Wunder ist geschehen! Da stellt sich die Frage ...

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

Da stellt sich die Frage …

Och nee, nun ist’s aber genug. Da hat sich schon wieder eine Bürgerinitiative gegründet, las ich in der Zeitung. Ein physikalisches Wunder. Denn: Wenn sich die Bürgerinitiative selbst gründen wollte, müsste sie ja erst einmal da sein, um handeln zu können. Wenn sie aber schon da wäre, brauchte sie nicht mehr gegründet zu werden. Wie soll etwas aktiv werden, was es noch gar nicht gibt?

Richtig ist: Sie muss gegründet werden.

Und als offiziell anerkannter Korinthenkacker setze ich noch eins drauf: „Da stellen sich viele Fragen“, las ich kürzlich nach einem Verkehrsunfall. Na, das wäre ja noch schöner, wenn sich die Fragen jetzt schon selbst stellen würden. Zweckmäßig wäre es, wenn sie gestellt würden.

Oder nehmen Sie die Zeitungsmeldung von den „diesjährigen Hallenmeisterschaften am vergangenen Wochenende“. Nun, am vergangenen Wochenende konnten nur die diesjährigen stattfinden. Die vorjährigen nicht und die nächstjährigen auch nicht.

Korinthenkackerei macht Spaß, gell?

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Peng, da ist die Pointe futsch: Der Duden ist schuld

Höflichkeit ist mir sehr wichtig. Deshalb fand ich diese Schlagzeile toll: „Viele Bürger begrüßen Gesundheits-Apps.“ Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Morgens, wenn ich mein Handy einschalte, rufe ich: „Guten Morgen, liebe Apps!“ Und sie antworten fröhlich: „Guten Morgen, lieber Schlauberger!“

Beim Wetter mache ich das genauso. Ich begrüße herzlich jeden sonnigen Tag: „Hallo, sonniger Tag, sei willkommen.“ Das habe ich mir von den Politikern abgeguckt. „Politiker begrüßen Rückzug von Thüringens Ministerpräsident“, las ich nach der Wahl von Thomas Kemmerich. Also: „Guten Tag, lieber Rückzug.“

Schade, dass mir der Duden dazwischen grätscht: „begrüßen – freudig zur Kenntnis nehmen, zustimmend aufnehmen“, definiert die Sprachbibel. Und zerstört mir damit meine Pointe. Mist.

Reinhard Berger, 13. Juni 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
aus: HNA

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Reinhard Berger

Allerleikeiten
Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

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Reinhard Berger: Rädzelhaft.
Satirische Rätsel für Ausgeschlafene mit Lexikon für Sprachpanscher.
Wartberg-Verlag

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