Der Schlauberger 40: Lasst uns noch einmal hoppen – Schade: Denglisch ist out

Der Schlauberger 40: Lasst uns noch einmal hoppen – Schade: Denglisch ist out

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Heute mal was ganz Anderes. Jahrelang habe ich mich an der Denglisch-Marotte abgearbeitet. Das ist jetzt vorbei. Überraschung: Die Sprachpanscher sind keine Sprachpanscher mehr! Sie haben gerade zu einer Rolle rückwärts angesetzt.

Die neue Offensive ist zwar sehr zaghaft angelaufen, aber immerhin. In einer Anzeige las ich: Inselhüpfen in der ostfriesischen Nordsee. Um es besser zu verstehen: Gemeint ist island-hopping. Damit können Sie was anfangen, gell? Das ist so was wie bar-hopping, also die Kneipentour. Und channel-hopping. Herumzappen. Da ist wenigstens noch ein kleiner Englischanteil drin. Aber verwechseln Sie das bitte nicht mit dry-hopping. Das kommt aus der Brauereifachsprache und bezeichnet die Mixtur mit getrocknetem Hopfen (englisch: hop).

Auch das habe ich gelesen: illegale Zurückweisung von Flüchtlingen. Zum Verständnis wird in Klammern angehängt: (pushbacks). Das kennen Sie noch, gell?

Alles halb so wild. Dicke Tränen weine ich nur dem berühmtesten Denglischdorf in Österreich nach:

Fucking. Und das ist kein Scherz: Fucking heißt seit dem 1. Januar Fugging.

Musste das sein? Ja, es musste.

Von Tobias „ToMar“ Maier – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43240501 (Ausschnitt)
Alles frei bis zu den Haaren – Heute: Neues aus der Burka-Szene

Puh, was bin ich froh, dass ich nicht in Österreich lebe. Dann hätte ich ernsthafte Probleme mit meinem Gesicht. Denn dort gilt neuerdings ein Verhüllungsverbot. Wie ein Online-Portal zitierte, heißt es in dem Gesetz, dass die Gesichtszüge vom Kinn bis zum Haaransatz in der Öffentlichkeit erkennbar sein müssen.

Sehen Sie, da geht’s schon los. Ich habe keinen Haaransatz. Also: Wo hört mein Gesicht in Österreich auf?

Die Antwort haben die niedersächsische CDU und FDP schon vor ein paar Jahren gegeben, als es um ein Verbot der innerdienstlichen Gesichtsverhüllung, das Burkaverbot, von Beamten ging: „Gesicht ist die vom Haupthaar ausgesparte Vorderseite des menschlichen Kopfes, auf der die Augen, der Mund und die Nase liegen und die vom Kinn, der Stirn und den Ohren begrenzt wird.“ Keine Fragen, Euer Ehren.

Reinhard Berger, 28. Februar 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Der Schlauberger 39: Die Sache mit den Pickeln – Hommage an die Narren

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Reinhard Berger

Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

2 Gedanken zu „Der Schlauberger 40: Lasst uns noch einmal hoppen – Schade: Denglisch ist out“

  1. Sehr geehrter schlauer Herr Kollege Berger!
    Mit Genuss lese ich ihre lehrreichen Artikel. So bemühe ich mich die, soweit ich mich richtig erinnre, aus dem Angelsächsischen eingeführte Bindestrich-Manie einzudämmen.
    Was die substantivischen Anglizismen und das bei Verben und Adjektiven überhand nehmende Denglisch betrifft, habe ich meine eigene Theorie. Wenn unser Griechisch-Professor im Gymnasium uns die älteren, noch nicht verkürzten grammatikalischen Formen auf die Tafel schrieb, erachteten wir das für eine Marotte. Rückblickend erkenne ich, dass es schon vor über zweitausend Jahren die Tendenz zur Sprachverkürzung gab. Vergleichen wir die französische Sprache der Poesie und die Alltagssprache, wo Silben nicht mehr ausgesprochen werden. Ja sogar beim englischen present (Geschenk, Gegenwart, gegenwärtig) fällt zumindest der zweite Vokal, vielleicht nicht die ganze Silbe, aus (preznt). Da Englisch eine silbenarme Sprache ist, mit rein zufälliger Ähnlichkeit mit der chinesischen Sprachengruppe, ist das von Vorteil. Ein anschauliches Beispiel führen Sie selbst an: Zurückweisung ist viersilbig, pushback hat nur zwei Silben. Nehmen wir das Wort Geschäft. 2:1 für Shop. Veranstaltung : Event = 4:2. Bei Event kommt noch der höhere Gefühlswert dazu.
    Mit besten kollegialen Grüßen
    Lothar Schweitzer

    1. Lieber Herr Schweitzer, volle Zustimmung. Bis auf Ihren Griechisch-Professor. Denn den kenne ich nicht. Aber ich weiß jetzt, dass Sie Griechisch gelernt haben. Und Englisch. Beides kann im Leben recht hilfreich sein. Deshalb: Danke für Ihre wohltuenden Anregungen. Ich werde beim nächsten Shopping an Sie denken.
      Bleiben Sie am Ball!
      Herzlichst Reinhard Berger

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