Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Das ist ja mal eine klasse Idee. Ein nordhessischer Sportverein übte sich vor einiger Zeit in einer gewagten Disziplin: Spanferkelkegeln. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als sofort meinen Senf dazuzugeben.
Nun, das Spanferkel hat ja als Kegelobjekt eine lange Tradition. Komisch ist nur, dass der Tierschutz noch nicht eingeschritten ist. Selbst gegenüber dem Adelsstand haben die Jünger der neun Holzfiguren keine Hemmungen und schrecken noch nicht einmal vorm Königskegeln zurück. Dabei gibt es in unserer nächsten Umgebung gar nicht so wahnsinnig viele Könige, die sie mit ihren Kugeln umhauen könnten. Die Queen steht sicherlich nicht zur Verfügung.
Die Karnevalisten und Schützen sind da von ganz anderem Kaliber. Sie laden jedes Jahr zum Prinzen- und Fürstenschießen ein. Anscheinend gibt es noch genügend Adlige, die sich für diesen Jux zur Verfügung stellen. Waidmanns heil!
Unbewaffnet sollten hingegen Haushaltshilfen sein. Diese Erkenntnis bekam ich beim Studium privater Stellenanzeigen (im Fettdruck Originalzitate aus solchen Anzeigen). Wichtige Merkmale für eine Erfolg versprechende Bewerbung: Sie sind jung, haben jahrzehntelange Lebenserfahrung, Abitur, abgeschlossenes Hochschulstudium, Fremdsprachenkenntnisse und sind psychologisch geschult im Umgang mit älteren Menschen. Dann steht einer Karriere als Haushaltshilfe nichts mehr im Weg.
Bildung ist alles, wie schon der deutsche Chef-Philosoph Edmund Stoiber wusste, als er einst sagte: „Wir müssen den Kindern mehr Deutsch lernen.“
Sie sind ehrlich, verantwortungsvoll und tatkräftig? Das soll Ihr Schaden nicht sein.
Den Kleinanzeigen aus der Rubrik Stellenangebote gehen die Attribute nicht aus: Junge weibliche Person mit Auto – und jetzt kommt’s endlich – bei solventer Bezahlung. Das ist doch mal ’ne Ansage. Ruhig wäre nicht verkehrt, und handwerkliches Geschick dürfte kein Thema sein. Wenn Sie jetzt auch noch belastbar sind und sich freiwillig als Putzfee bezeichnen lassen, steht einem Aufstieg nichts im Wege.
Für mich wär’ das nichts.
Reinhard Berger, 7. November 2021, für
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Reinhard Berger
Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger