Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Es war beim Frühstück, und die Küche duftete nach Kaffee. Müsli-Idylle. Dann kamen sie. Die Däpfel. Und ich fragte meine Frau, die Nanne: „Sag mal, weißt du, was Däpfel sind? Brater-Däpfel?“ Sie lächelte nachsichtig. Zwei Tage später lächelte ich auch: Einen Tag nach der Entdeckung dieses sprachlich-launigen Intermezzos erschien meine Kolumne in einer Zeitung. Mit unabsehbaren Folgen und tausend guten Ratschlägen.
In dem verbalen Erste-Hilfe-Kurs erfuhr ich: Es handele sich um ERDÄPFEL. Und Erdäpfel seien Kartoffeln. Aha. Ein anderer fragte, ob ich ihn veräppeln wolle. Na klar. Was sonst. Aber wenn schon, dann höchstens vererdäppeln (noch so’n klasse Wort).
Was mir dazu noch einfällt: Kennen Sie Baucharme? Stand in der Anzeige eines Immobilienmaklers, der ein Objekt als Altbaucharme bezeichnet hatte. Oder nehmen Sie die Sterchen, die ein Informant entdeckt hat. Korrekt heißt es Hoffensterchen.
Lieber eine Canne loni als eine Wanne Eickel, sage ich da nur, bevor ich mich dem Ohrzucker zuwende. Der hat absolut nichts mit Rohren zu tun. Höchstens mit Rohrohrzucker. Roh-Rohrzucker. Mit Strich wird es deutlicher.
Aber nicht mit dem Fließestrich, der überall, nur nicht am Strand, am Alpenostrand, zu finden ist.
Na, ist Ihnen ein Stern aufgegangen? Vielleicht ein Zwergelstern?
Sie sehen schon: Unsere Sprache präsentiert sich in neuen Zügen, in Nachteilzügen. Ich weiß vor allem deren Vorteil zu schätzen.
Reinhard Berger, 12. Dezember 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Zuerst erschienen in: HNA
Cannelloni, Wanne-Eickel
Fließestrich = Fließ-Estrich
Alpenostrand = Alpen-Ostrand
Zwergelstern = Zwerg-Elstern
Nachteilzüge= Nacht-Eilzüge
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Reinhard Berger
Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger