Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
Na, das ist doch mal ´ne klare Ansage. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass es noch eine Steigerung des Unfugs gibt.
von Reinhard Berger
ICH WERDE GENDERN! Das ist mein guter Vorsatz im neuen Jahr. Weil ich endlich auch mal einer Minderheit*in angehören möchte.
Natürlich weiß ich, dass fast dreiviertel aller Deutschen diesen Unfug ablehnen. Hat ja die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrage des ZDF schon vorigen Sommer herausgefunden. Natürlich weiß ich, was Elke Heidenreich im SPIEGEL dazu gesagt hat: „Das ist alles ein verlogener Scheißdreck“. Und was Dorothee Bär, einst Staatsministerin im Kabinett Merkel davon hält: „Ich finde das alles total gaga, sowohl das Binnen-I als auch das Gendersternchen.“Ist mir aber alles egal. Na ja, die Kulturszene wartet ja förmlich darauf, dass eine*r mal den Anfang macht. Die Dirigent*innen werden mir dankbar sein. Die Dirigierenden auch. Die Pianierenden haben es nämlich satt, als Klavierspielende bezeichnet zu werden. Pianisten*innen und von mir aus auch *außen haben das Recht, diesen ideologischen Modegag einer Minderheit übergestülpt zu bekommen. Da wollen die Singenden sicherlich nicht hinterherhinken. Und die Flötenden erst recht nicht. Was ist eigentlich mit den Trompetenden und den Schlagzeugenden? Jawoll, auch sie sollen angemessen bedacht werden.
Angeblich soll die zweite Frau von Johann Sebastian Bach die Urmutter des Genderns sein. Anna Magdalena habe sich „die Bachin“ genannt. Las ich in einigen Portalen. Bitte, ich war ja nicht dabei. Klingt aber plausibel.
Andere gesellschaftliche Randgruppen sind noch auf der Suche nach der Sprachzerstörung. Der Obermaat wird weiterhin seinem Kapitän melden: „Alle Mann an Bord!“ Und der Waidmann ist fieberhaft auf der Suche nach der Waidfrau. Die Frauenfußballmannschaft liegt noch auf auf der Lauer und hofft, dass eine Männerfußballfrauschaft aushilft.
Keine Ahnung, was aus dem herrenlosen Damenfahrrad wird und ob die Kuh als Wiederkäuerin bezeichnet werden muss. Worauf ich aber bestehe, ist der Mann im Mond. Und auch die Muttererde bleibt, wo sie ist. Wer den Weihnachtsmann in Frage stellt, ist ein Blödmann. Und zwar ohne Sternchen. Basta.
Eine gute Nachricht habe ich noch: Kaufmann bleibt Kaufmann. Nix mit Kauffrau.
Sie sehen, es gibt noch viel zu tun, um unsere Sprache restlos in die Tonne zu treten.
Vielleicht war das mit meinem guten Vorsatz doch keine so tolle Idee.
Reinhard Berger, 16. Januar 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Zuerst erschienen in: HNA
Ladas Klassikwelt (c) erscheint jeden Montag.
Frau Lange hört zu (c) erscheint unregelmäßig.
Schweitzers Klassikwelt (c) erscheint jeden zweiten Dienstag.
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Pathys Stehplatz (c) erscheint jeden zweiten Donnerstag
Hauters Hauspost (c) erscheint unregelmäßig.
Daniels Antiklassiker (c) erscheint jeden Freitag.
Dr. Spelzhaus Spezial (c) erscheint unregelmäßig.
Ritterbands Klassikwelt (c) erscheint unregelmäßig.
Der Schlauberger (c) erscheint jeden Sonntag.
Reinhard Berger
Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger