DIE MONTAG-PRESSE – 3. FEBRUAR 2025

DIE MONTAG-PRESSE – 3. FEBRUAR 2025

Burgtheater © Nikola Hergovich

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 3. FEBRUAR 2025

Wien
Theater blicken auf Corona zurück: „Man kann sagen: Es ist vorbei!“
Coronahilfen und Kurzarbeit verhinderten Bundestheater-Pleite. Das Publikum ist zurück, kauft aber kurzfristiger Karten und hat einen Hang zur leichten Muse.
Kurier.at

Sir András Schiff im Konzerthaus: So ideal verbinden sich Interpreten und Werk nicht immer (Bezahlartikel)
Der ungarische Pianist widmete sich als Solist und Dirigent seiner Cappella Andrea Barca ausgewählter Wiener Klassik. Dabei überzeugte Mozart mehr als Haydn.
DiePresse.com

Wien/Konzerthaus
Tritsch-Tratsch auf Speed: So enttäuscht das teure Strauß-Jahr
Wolfgang Mitterers „Remix“ von 19 Strauß-Hits mit dem Klangforum im Konzerthaus blieb oberflächlich.
DiePresse.com

Burgenländerin hofft mit RSO auf Grammy
Die Bratschistin Lara-Sophie Schmitt hofft mit dem ORF-Radiosymphonieorchster (RSO) in der Sparte Klassik auf einen Grammy.
burgenland.orf.at

Salzburg
«Mozart lebt!»: Für Rolando Villazón bleibt Mozart der König unter den Komponisten (Bezahlartikel)
Der bekannte Tenor und ehemalige Bühnenpartner von Anna Netrebko ist seit 2017 Intendant der Salzburger Mozartwoche. Er hat dem Traditionsfestival eine exemplarische Programmvielfalt beschert.
NeueZürcherZeitung.ch

Drive, Glanz und Feinsinn: Oksana Lyniv debütierte bei der Mozartwoche
Mit den Wiener Philharmonikern, die sie erstmals dirigierte, gab die Dirigentin Mozart, Händel und Dimitri Bortniansky – prachtvoll
DerStandard.at

Mozartwoche: Aus der „kleinen“ wird eine „große“ Symphonie (Bezahlartikel)
Dirigentin Oksana Lyniv riss die Wiener Philharmoniker aus ihrer Komfortzone: Auf dem Programm des dritten „Philharmonischen“ in der Mozartwoche standen ausschließlich Salzburger Werke von Wolfgang Amadé Mozart.
SalzburgerNachrichten.at

Vergänglichkeit: Bach-Kantaten im Rahmen der Mozartwoche in Salzburg
opernmagazin.de

Winter, Kuss und Kaiser-Schmarren
Das Sommerfrische-Singspiel Im Weißen Rössl diente als Vorbild für ein als „Pop-Operette“ bezeichnetes Wintersport-Musical namens Skiverliebt, welches bei der Uraufführung am Samstag (1.2.) im Landestheater nicht nur von der Tourismuswirtschaft, sondern auch vom genrespezifischen Publikum lauthals gefeiert wurde.
DrehpunktKultur.at

„Skiverliebt“: Satire-Musical zur Ski-WM in Saalbach bejubelt (Podcast)
BR-Klassik.de

„Skiverliebt“: Uraufführung im Landestheater – durch Klischees carven in einem Slalom der Liebe (Bezahlartikel)
SalzburgerNachrichten.at

Alfons Haider feiert Bühnen-Comeback in WM-Musical
salzburg.orf.at

Berlin
„Schall & Rausch“ – Festival für brandneues Musiktheater – Komische Oper Berlin
Theaterkompass.de

München
Opernpremiere: „Alcina“ im Gärtnerplatztheater: Spitzentöne im Spießerparadies (Bezahlartikel) Die Inszenierung von Georg Friedrich Händels Oper „Alcina“ wird am Gärtnerplatztheater zum Fest der Stimmen – nur gibt es leider auch ein Bühnenbild.
SueddeutscheZeitung.de

St.Gallen
Gefangen in einer mörderischen Spirale:
Das Theater St.Gallen zeigt Verdis Oper «Macbeth» (Bezahlartikel)
Tagblatt.ch

Luzern
„Trouble in Tahiti“ – Das Luzerner Theater präsentiert unbekannte Bernstein-Oper (Podcast)
srf.ch

Tonträger
Album der Woche: Münchener Kammerorchester spielt Mozart
ndr.de

Links zu englischsprachigen Artikeln

Wien
Lise Davidsen is delightfully diva-ish in Sven-Eric Bechtolf’s ironic Vienna Ariadne auf Naxos
seenandheard-international.com

Gstaad
A masterclass in concert form: Yo-Yo Ma inspires in Gstaad
bachtrack.com/de

Paris
Playing midwives to an egg
Nigel Wilkinson reports on Teodor Currentzis and Peter Sellars’s new production of Rameau’s Castor et Pollux in Paris.
parterre.com

London
The week in classical: Aida; Chineke!; Paddington Trio – review
Royal Opera House; Queen Elizabeth Hall; Kings Place, London
TheGuardian.com

Biss, BBCSO, Hrůša, Barbican review – electrifying Shostakovich at a crucial time
The Royal Opera’s next music director achieves blazing results in a rich programme
theartsdesk.com

Boston
Operatic and Cinematic Dialectics: Korngold’s Die tote Stadt
classical-scene.com

Philadelphia
Opera Philadelphia pulls off a sparkling production of ‘The Anonymous Lover’
The humorous and witty opera is one of only six of Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges’ surviving works.
inquirer.com

Chicago
Engaging Salonen premiere headlines CSO’s return
chicagoclassicalreview.com

Dallas
Hadelich excels in Dallas Symphony program of Brahms, Bruckner
texasclassicalreview.com

San Francisco
At 97, Conductor Herbert Blomstedt Is Back to Business With SF Symphony
sfcv.org

Recordings
CD Review: Deutsche Grammophon’s ‘Adriana Mater’
Eighteen years is far too long to go without recording an opera like Kaija Saariaho’s “Adriana Mater.”
operawire.com

Ballet / Dance

A poetic and transcendent performance of Los Angeles Ballet’s Memoryhouse
seenandheard-international.com

Sprechtheater

Theater in Dresden: Auftrag zum eigenen Leuchten Auf, hoch zum Himmel
Tilman Köhler setzt seine Theaterarbeit an der deutschen Geschichte fort und inszeniert in Dresden die Uraufführung von Durs Grünbeins „Komet“
FrankfurterAllgemeine.net

Medien

ORF
„Report“-Chef Wolfgang Wagner: „Es hat sich niemand eingemischt“
ORF-Magazin-Redaktion weist heftige Kritik von SPÖ-Stiftungsrat Lederer zum Auftritt von FPÖ-Koalitionsverhandler Westenthaler zurück.
Kurier.at

Film

Die Callas? Nein, nur eine Maria
Angelina Jolie schlüpft im Film „Maria“ in die Rolle der großen Operndiva in ihren letzten Tagen. Eine launische Frau, die nicht mehr singen kann – für die die Welt aber immer noch eine Bühne ist.
DiePresse.com

Politik

Paukenschlag: ÖVP bewegt sich bei der Bankenabgabe
FPÖ und ÖVP scheinen sich plangemäß einen Schritt näherzukommen. Wie die „Krone“ erfuhr, geht die Volkspartei bei der heiklen Bankenabgabe auf die Freiheitlichen zu. Man dürfte sich auf einen Beitrag der Banken „für die Menschen, nicht aber für den Staat“ einigen.
krone.at

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Unter’m Strich

Wien/Opernball
Sie setzen ein Zeichen: Erstmals eröffnet rein männliches Paar Opernball
Wo die Liebe hinfällt! Bei Mediziner Josef Takats und Grafikdesigner Stefan Pfister war der Fall offenbar von Anfang an klar. Noch dazu hat das Paar ein großes, gemeinsames Faible für den Tanz und für Bälle. Deshalb eröffnen sie heuer, als erstes rein männliches Paar überhaupt, den Opernball. Der Krone-Talk.
krone.at

Nach 12 Jahren: Die Steiermark bekommt einen neuen Weihbischof
Die Diözese Graz-Seckau hat erstmals seit zwölf Jahren wieder einen Weihbischof: Johannes Freitag wurde von Papst Franziskus ernannt. Seine Bischofsweihe findet am 1. Mai im Grazer Dom statt.
5Min.at

Österreich
Schulpflicht verletzt? Lang, bevor Opa starb, Reise zum Begräbnis geplant
Ein skurriler Fall von Fernbleiben vom Unterricht beschäftigte sogar das Bundesverwaltungsgericht. Eine Mutter beantragte Monate vor dem Tod des Großvaters Sonderurlaub für eine Schulanfängerin, um an der Trauerfeier in Gambia teilnehmen zu können. Das wollte die Bildungsdirektion aber nicht so recht glauben.

krone.at

Österreich/Fußball
ÖFB-Cup: LASK kickt Salzburg in Verlängerung raus
Der LASK darf weiter vom zweiten Cupsieg der Vereinshistorie träumen. Am Sonntag setzten sich die Linzer im letzten Viertelfinale des Bewerbs zuhause gegen Red Bull Salzburg nach Verlängerung mit 2:1 (1:1,1:1,1:0) durch.
krone.at

Jetzt droht eine sibirische Kältewelle
Noch sammelt sich eine große Menge sibirischer Kaltluft östlich von Deutschland, doch ein Kältetief könnte diese eisigen Luftmassen in Bewegung setzen und bis in die erste Februarwoche hinein nach Mitteleuropa lenken. Das berichtet Meteorologe Dominik Jung von „wetter.net“.
msn.com

INFOS DES TAGES (MONTAG, 3. FEBRUAR 2025)

INFOS DES TAGES (MONTAG, 3. FEBRUAR 2025)

Quelle: onlinemerker.com

Die Jury des 5. Basel Composition Competition gab die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner bekannt. Erstmals wurde 2025 zudem ein Publikumspreis verliehen

Die Gewinner  des 5. Basel Composition Competition stehen fest. Beim Finalkonzert mit anschliessender Preisverleihung am 2. Februar im Paul Sacher Saal des Don Bosco Basel ehrte die Jury unter dem Vorsitzenden Michael Jarrell folgende Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer:

1. Preis «Nine Odes to the Night» von Qianchen Lu (CHF 60.000,-)
2. Preis: «The Gaze of Nmemosyne» von Erqing Wang (CHF 25.000,-)
3. Preis: «Bird in Space» von Ramón Humet (CHF 10.000,-)

Erstmals wurde ein Publikumspreis verliehen, an dem neben den Zuschauern  in Basel auch die Viewer des Live-Streams weltweit teilnehmen durften. Die mehr als 600 Teilnehmenden entschieden sich für «Nine Odes to the Night» von Qianchen Lu. Der Preis ist mit CHF 5.000,- dotiert.

In Kooperation mit der Universal Edition werden Qianchen Lu und Erqing Wang in die Universal Edition aufgenommen und erhalten das scodo-Abo für ein Jahr kostenlos.

Die Preisträger

1. Preis und Publikumspreis: Qianchen Lu wurde im Jahr 2000 in Anhui, China, geboren. Sie studiert am Shanghai Conservatory of Music (2018–2023, Bachelor; 2024–laufend, Master) in der Klasse von Qian Shen-Ying. Ihre Kompositionen umfassen ein breites Spektrum an Genres, darunter Vokal- und Chormusik, Instrumentalsoli, Kammermusik und grosse Orchesterstücke. Sie hat mit verschiedenen Ensembles und Künstler:innen zusammengearbeitet, darunter Mitglieder des Ensemble Modern, der Birmingham Contemporary Music Group und des Shanghai Philharmonic Orchestra.

«Qianchen Lu ist es auf gelungen, eine spannende Wechselwirkung zwischen ihren musikalischen Ideen, der formalen Gestaltung und der zeitlichen Dimension der Komposition zu erschaffen. Mit einer persönlichen Klangsprache hat sie ein Werk geschaffen, das die Jury durch seine emotionale Kraft tief berührte. Besonders die musikalische Konstruktion und ihre architektonische Geschlossenheit hinterliessen einen nachhaltigen Eindruck», so der Jurypräsident Michael Jarrell.

2. Preis: Erqing Wang ist ein chinesischer Komponist, dessen Werk sich auf Orchester und Kammermusik erstreckt. Derzeit studiert er an der Kunstuniversität Graz bei Annesley Black. Zuvor wurde er von den Komponisten Wenchen Qin, Stratis Minakakis und Beat Furrer ausgebildet.

3. Preis: Ramón Humet wurde 1968 in Barcelona geboren. Seine Kompositionen drücken eine tiefe Verbundenheit zur Natur aus. Er wurde unter anderem mit dem Internationalen Kompositionspreis Olivier Messiaen und dem Königin Sofia Kompositionspreis ausgezeichnet. Seine Werke wurden von renommierten Ensembles wie der London Sinfonietta und dem Spanischen Nationalorchester aufgeführt.

Vom 31. Januar bis zum 1. Februar brachten die drei grossen Basler Orchester – das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Tito Ceccherini, die Basel Sinfonietta unter Pablo Rus Broseta, das Sinfonieorchester Basel unter Roland Kluttig – die 12 nominierten Werke der Finalist:innen zur Aufführung. Die Jury bestand neben Michael Jarrell aus dem Direktor der Paul Sacher Stiftung Dr. Florian Besthorn, sowie den renommierten Komponist:innen Liza Lim, Augusta Read Thomas und Andrea L. Scartazzini. Um deren Schaffen dem Publikum näherzubringen, fanden am 31. Januar und 1. Februar im Heinz Holliger Auditorium des Don Bosco Basel Vorkonzerte statt. Studierende der Hochschule für Musik Basel FHNW/sonic space bringen Werke der beiden Jurymitglieder Liza Lim und Augusta Read Thomas zur Aufführung.

Ganz im Sinne des 1999 verstorbenen Basler Dirigenten Paul Sacher möchte der Wettbewerb die spannendsten Komponist:innen des 21. Jahrhunderts nach Basel bringen. Die Artistic Management GmbH von Christoph Müller veranstaltete 2017 in Zusammenarbeit mit der Paul Sacher Stiftung erstmals den Basel Composition Competition, welche unter anderem auch von Wolfgang Rihm mit initiiert wurde. Seit 2019 veranstaltet die eigens gegründete Stiftung Basel Composition Competition das biennal stattfindende Projekt.

Die 6. Basel Composition Competition findet vom 10. bis 14. Februar 2027 statt.

Weitere Informationen sowie das gesamte Programm finden Sie unter: baselcompetition.com
Livestream: http://www.youtube.com/@baselcompositioncompetitio7785
Tickets: bcc.kulturticket.ch

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Paris/Opéra Bastille: DAS RHEINGOLD – Premiere am 29. Januar 2025

Zaghafter Beginn des neuen Pariser „Ring“

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© Herwig Prammer

Das mit Spannung erwartete „Rheingold“ in der Neuinszenierung von Calixto Bieito als Vorabend des neuen „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner an der Opéra de Bastille Paris geriet einigermaßen enttäuschend. Vielleicht hatte man zu viel erwartet, denn das ursprüngliche Enfant terrible Bieito erweist sich mittlerweile doch als recht zahnloser Visionär. Selten sah man das Erste Bild im Rhein von größerer Langeweile, zumindest, was die Personenregie angeht. Ein wabernder, Wasserbewegungen andeutender  Vorhang im Bühnenbild von Rebecca Ringst, unter dem die fast bewegungslosen Rheintöchter in türkisen Tauchanzügen mit Sauerstoffflaschen hervorkommen und sich weitgehend bewegungslos vom heftig verkabelten bedauernswerten Alberich hier und da mal am Zeug flicken lassen. Am Ende seiner Demütigungen durch die Taucherinnen, die ihm gemeinerweise noch die Stirn aufritzen, weint er bitterlich…

Dass er den im Moment seines Fluches über die Liebe herabfallenden Vorhang wie ein Bühnenarbeiter aufraffen und umständlich zur Seite entsorgen muss – dieser ist wohl das Rheingold, obwohl weiß – ist an Banalität und Phantasielosigkeit nicht zu überbieten. Das macht man normalerweise schnell aus dem Seiten-Off. Dabei war in einem riesigen grauen metallenen Kubus mit unzähligen Löchern hinter dem Vorhang zuvor das Gold geheimnisvoll leuchtend zu erkennen wie auch interessante Einblicke in die Gänge und Zimmer von Walhall. Denn das sollte er dann darstellen, wie das Zweite Bild offenbarte. Die Lichtarbeit von Michael Bauer und die Videos von Sarah Derendinger mit den schimmernden und leicht mysteriösen Videos auf dem Vorhang waren also attraktiv und ließen auf Tiefgründigeres hoffen – immerhin führte ja Calixto Bieito Regie!

Die „Götter“, Menschen unserer Tage mit einem „Feuergott“ Loge, der aussah wie ein LKW-Fahrer mit Baseballkappe ganz in Schwarz, leben nebeneinanderher und lassen die Äpfel rollen wie im letzten Pariser „Ring“ Günther Krämer die Orangen. Der viel zu alt wirkende Wotan Iain Paterson ganz in Schwarz liefert sich mit der attraktiven und viel jüngeren Fricka von Ève-Maud Hubeaux auf dem schwarzen ledernen Canapé Szenen einer Ehe à la Ingmar Bergman, sogar physisch. Fafner von Mika Kares sieht aus wie ein texanischer Farmer mit Cowboy-Hut und der viel kleinere Fasolt von Kwangchul Youn wie ein Versicherungsberater mit Krawatte. Das wallende Kostüm von Fricka ist hingegen ein absoluter Hingucker. Froh sieht aus wie ein Ersatz-Jesus aus „Ben Hur“ und Donner wie ein Baseball-Spieler. Freia kommt in einer Öljacke daher wie Senta aus dem „Fliegenden Holländer“, bekanntlich immerhin auch von Wagner. Die Kostüme von Ingo Krügler sind also völlig uneinheitlich, zum Teil ansehnlich, zum anderen Teil abstoßend wie das von Mime, der als ultimativer Spießer in kurzer Turnhose, Unterhemd  und alten Socken daherkommt.

Der Walhall-Kubus verfügt über Türen, die gelegentliches Verschwinden der Akteure ermöglichen, und einer im Finale herunter kommenden Rampe, auf der Wotan und Fricka sich an ähnlich wie auf der Rampe von Robert Lepage an der Met (dort nur eleganter) an Kabeln – die überhaupt eine Hauptrolle in der Optik des Vorabends spielen – mühsam in die Burg hangeln. Immerhin eine passende Message, dass der Triumph der Götter am Schluss nur ein vermeintlicher ist. Donner und Froh sind schon früher oben eingezogen, wo sie kaum sichtbar die Gewitter- und Regenbogenmusik besingen, auch wenn natürlich kein Regenbogen, nicht mal andeutungsweise, zu sehen ist. Freia wird unten vergessen.

Der im ganzen Stück auf den Bühne stehende Kubus engt die Spielfläche allerdings auf wenige Meter der Vorderbühne ein. Das nimmt der ganzen Produktion doch sehr viel an möglichen Dimensionen, die einen höheren Tiefgang erlaubt hätten. So wird das Ganze eher zu einem Kammerspiel einer untergehenden Familie à la Thomas Manns Buddenbrooks. Allein die immer wieder Herzanfall-ähnlichen Attacken Wotans lassen die Figur einmal in einem anderen, menschlicheren Licht erscheinen. Das war besonders bei Alberichs Fluch eindrucksvoll, wo Wotan in der Tat wie nach einem Herzstillstand schmerzverzerrt lange auf dem Boden bleibt. Sein Kommentar zu Loge mit der „geifernden Lust“ passt allerdings nicht dazu… Dennoch wirkt Wotan bei Bieito wie ein unsympathisches Ekel.

Im Dritten Bild agiert Alberich in einem aus der Bühnentiefe hochkommenden Kabuff mit Mime und bastelt an vielfältig farbenfroh verkabelten Humanoiden, deren Gliedmaßen schauerlich von der Decke hängen. Auch hier also ein déjà vu mit dem Wiener „Ring“ von Sven-Eric Bechtolf und jenem von Dimitri Tscherniakov in Berlin, wo auch kleinmanufakturelle Bastelarbeiten zu sehen sind. Ein solcher bereits zum „Leben“ erweckter Humanoide, Gisela genannt (Juliette Morel), räkelt sich auf dem Boden und bleibt auch dann noch länger liegen, nachdem Alberich bei einer albernen Kröten-Imitation überwältigt und weggeschafft worden ist. Noch einfallsloser war der von ihm vermeintlich vorgeführte Drache. Ein hektisches Herumlaufen auf der Bühne mit gebleckten Zähnen war das – in der Tat kein Aufreger!

Als Gold dient ein Haufen Goldmünzen, von Mime auf einem Einkaufswagen, wie jene in den einschlägigen  Gartenmärkten, hereingefahren. Sie werden einfallslos über die praktischerweise auf einer schwarzen Plastikplane liegende Freia gestreut. Nibelungen glatte Fehlanzeige! Aber auch hier steht der Entsorgungsaspekt im Vordergrund. Fafner wirft den strangulierten Fasolt nämlich zu den Goldmünzen  auf den Wagen und verlässt so unspektakulär die Bühne. Wenn man da an Patrice Chéreau in Bayreuth denkt, wie umwerfend er diesen Moment 1976 schon gestaltete.

Allerdings wartet Bieito hier mit einem ganz und gar neuen Goldring auf. Er ist nämlich so groß wie eine Halskrause und wirkt durchaus spektakulär, da eben aus glänzendem Gold. Die Frage ist nur, wie sich so ein Riesen-Ring durch den ganzen Pariser „Ring“ handeln lässt. Wenn man sich an frühere Arbeiten Calixto Bieitos erinnert, und da war vieles doch immer wieder neu und spektakulär, denkt man an diesem Abend an der Bastille manchmal, es müsste noch etwas gut durchdacht Überraschendes kommen. Es kam aber nicht.

Sängerisch stand es auch nicht so ganz zum Guten wie an der Scala in Mailand, die ebenfalls gerade einen neuen „Ring“ begonnen hat. Große Erwartungen lagen natürlich auf Ludovic Tézier, der als Wotan debütieren sollte. Ein französischer Wotan, das hätte man lange nicht gehört und klang spannend. Leider musste der großartige Bariton absagen, und Iain Paterson übernahm die Rolle. Nicht ganz überzeugend. Die Stimme hat doch etwas zu wenig Volumen und Resonanz, und auch in der Tiefe könnte es etwas mehr sein. Darstellerisch ist er natürlich voll überzeugend. Ève Maud-Hubeaux beeindruckte als Fricka durch ihre resolutes Spiel und war auch stimmlich sehr präsent, wenngleich die ekstatische Art und Weise, mit der sie die Rolle interpretieren musste, nicht immer dem vollen Klangpotential ihres guten Mezzo entgegenkam.

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Rheintöchter mit Alberich © Herwig Prammer

Simon O’Neill als Loge ist vom Timbre her auch nicht ganz ideal. Die Stimme hat nur ein begrenztes Facettenpotential für diese so spezielle Rolle. Brian Mulligan debutierte als Alberich und hat bei vielen guten Ansätzen noch Luft nach oben in vokaler Qualität und Ausdruckskraft. Kwangchul Youn war wie immer ein guter Fasolt mit seinem vollen Bass, und Mika Kares, immer mehr als Hagen unterwegs, gab auch einen stimmlich guten Fafner. Gerhard Siegel ist weiterhin ein exzellenter Mime. Matthew Cairns war ein guter Froh und Florent Mbia ein vor allem sängerisch überzeugender Donner. Eliza Boom sang die Freia mit viel Emphase. Die Rheintöchter, Margarita Polonskaya als Woglinde, Isabel Signoret als Wellgunde und Katharina Magiera als Flosshilde sangen einwandfrei, konnten sich aufgrund der verhaltenen Regie aber darstellerisch kaum ausdrücken. Marie-Nicole Lemieux sang die Erda zwar gut, aber von der Lage her viel zu hoch. Auch wurde ihr Erscheinen ziemlich banalisiert. Mythos sollte aber wohl mal wieder nicht sein…

Der Star des Abends war der spanische Maestro Pablo Heras-Casado mit dem Orchestre de l’Opéra national de Paris. Nach seinem „Ring“ in Madrid und der Bayreuth-Erfahrung mit „Tristan und Isolde“ 2024 mausert er sich immer mehr zu einem sehr guten Wagner-Dirigenten. Das war musikalisch ein „Rheingold“ mit elegant federnder Leichtigkeit bei großer Transparenz und Klangschönheit des Orchesters. Man hatte sogar sechs Harfen aufgeboten und hörte bei der bekannt guten Akustik des Hauses mit seinen 2.800 (!) Plätzen im Finale selten solch schöne Klänge von diesem wunderbaren Instrument. Heras-Casado wusste aber auch die dramatischen Momente einnehmend zu gestalten, wie beispielsweise den Ab- und Aufstieg nach Nibelheim oder das hohl tönende Finale.

Darin nähert sich Loge mit einem kleinen Feuerchen der Freia, die sich offenbar mit Rohöl eingeschmiert hat. Andeutung an den kommenden Weltenbrand? Aber gab es das Öl nicht schonmal bei Frank Castorf in Bayreuth…? Am Schluss ließ sich Regisseur Calixto Bieito mit dem leading team nicht zum Applaus sehen. Man sagte mir, er käme erst nach der „Götterdämmerung“, also erst in 2-3 Jahren. So etwas macht doch nur Sinn, wenn eine Neuinszenierung des „Ring“ zyklisch in wenigen Tagen über die Bühne geht wie in Bayreuth. Wer erinnert sich nach der „Götterdämmerung“ noch, wie das „Rheingold“ war, wenn er überhaupt drin gewesen sein sollte?! Also, nach der „Walküre“ erwarte ich Calixto Bieito vor dem Vorhang.

Klaus Billand

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ORF III -ERLEBNIS BÜHNE: PROGRAMM FEBRUAR 2025

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WIEN/ mozart trifft auf ullmann! – 1+1 aktion

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ZUM VIDEO / TRAILER

Als treue Besucher*innen möchten wir Ihnen heute unsere Premierenproduktion → KaiserRequiem besonders ans Herz legen. Vor dem Hintergrund des aktuellen Zeitgeschehens, setzt sie — über die Tragik des Inhalts hinaus —  ein kraftvolles Zeichen der Hoffnung. Die Premiere am vergangenen Samstag wurde von Publikum und Kritik gefeiert:

»Hier fügt sich alles zu einem bewegenden Ganzen. Sänger, Tänzer und Chor interagieren derart ineinandergreifend, wie man es im Musiktheater selten sieht.« (Kurier)

→ KaiserRequiem,  eine Idee von Omer Meir Wellber, ist Musiktheater, das gleichermaßen berührt und inspiriert — ein Erlebnis, das sowohl Tanzbegeisterte als auch Opernliebhaber*innen tief anspricht. Heute möchten wir Sie und Ihre Liebsten dazu einladen, sich selbst ein Bild zu machen:

2 Karten zum Preis von 1

Gemeinsam ins Ballett? Mit dem Code LEBEN gibt es für die Vorstellungen am 2./5./8. Februar eine „Nimm 2 Zahl 1“-Aktion (bis zu 4 Personen).

JETZT 1+1 gratis TICKETS BUCHEN

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ZUM VIDEO / Kurzeinführung/etwa 5 Minuten

Kaiser Overall verkündet den Krieg aller gegen alle. Doch er hat seine Rechnung ohne den Tod gemacht. Als dieser seinen Dienst verweigert, ist die Macht des Tyrannen gebrochen.
Ein Requiem für die Toten mit einer Musik von übermenschlicher Schönheit und Transzendenz, aber auch voller Dramatik trifft auf eine Oper, die 1943/44 inmitten des Grauens des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager von Theresienstadt komponiert wurde. Viktor Ullmann schrieb mit seinem Kaiser von Atlantis ein Kammerspiel gegen menschenverachtende Kriegstreiberei und totalitäre Machtstrukturen. In der von Dirigent Omer Meir Wellber entwickelten Fassung KaiserRequiem fügt sich dieses mit Mozarts unvollendet gebliebenem Requiem d-Moll KV 626 in der Regie und Choreographie von Andreas Heise zu einem Musiktheater, das unter die Haut geht.

Musik: Wolfgang Amadeus Mozart / Viktor Ullmann
Musikalische Fassung: Omer Meir Wellber
Choreographie & Regie: Andreas Heise
Musikalische Leitung: Omer Meir Wellber / Keren Kagarlitsky (19.2 /5.3)

Besetzung: finden Sie → hier
Termine: 2. / 5. / 8. / 19. / 26. Februar und 3. / 5. März 2025
Dauer:1 ½ Stunden (keine Pause)
Spielstätte: Volksoper Wien
Kostenlose Werkeinführung: jeweils ½ Stunde vor Vorstellungsbeginn im Galerie-Foyer

Zur Einstimmung:
→ Probeneindrücke und Inhalt 
 Interview mit Omer Meir Wellber 
 Das berichtet die Presse 
Hörprobe Requiem d-Moll kv 626

Die Karten sind mit dem Aktionscode LEBEN ausschließlich → online erhältlich.
Loggen Sie sich ein oder registrieren Sie sich für den Online-Kauf, wählen Sie im Spielplan der Volksoper Wien Ihre bevorzugte Vorstellung (2./5. oder 8. Februar) von KaiserRequiem, wählen Sie im Saalplan Ihre gewünschten Sitzplätze aus und legen Sie diese in den Warenkorb. Achtung: Die Plätze sind hier noch nicht ermäßigt.
Wählen Sie bitte E-Ticket und klicken Sie auf »Weiter«
Im Warenkorb geben Sie den Aktionscode LEBEN im Feld »Kundenkarte/Aktionscode« ein. Das Feld finden Sie im Schritt »Prüfung und Zahlung«. Der Preis der Karten reduziert sich nach Eingabe des Aktionscodes automatisch.
Das Angebot gilt für maximal 4 Karten pro Vorstellung gültig.
Es handelt sich um ein limitiertes Kontingent an ermäßigten Karten. Sollte der Code nicht funktionieren, ist das Kontingent an Ihrem gewählten Termin bereits ausgeschöpft.
Nicht mit anderen Ermäßigungen kombinierbar und nicht auf bereits getätigte Bestellungen, Käufe sowie Reservierungen anwendbar.

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Wiener Volksoper: Preisermäßigte Eintrittskarten über „Verbund“

Zum Selbstbestellen

Besetzung, Beginnzeit und Inhalt über die Homepage – www.volksoper.at

Auch die Kartenbuchung bitte direkt aus dem jeweiligen Saalplan vornehmen oder mit dem Link direkt im Spielplan

https://tickets.volksoper.at/webshop/webticket/shop?eventlist

die Karten kosten 25.-€ und der Aktionscode ist Frühling

 7.2. La rondine

11.2. La rondine

19.2. KaiserRequiem

(Werkeinführung um 18 :30 im Galerie-Foyer)

25.2. Ein bisschen trallalala

(Eine Hommage an Fritzi Massary und Max Pallenberg)

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WIEN/ BURGTHEATER/ AKADEMIETHEATER: Preisermäßigte Eintrittskarten über „Verbund“

Zum Selbstbestellen

Ihre Bestellungen richten Sie bitte an .

Preise
Burgtheater: PG 1 – 3: € 18,00 | PG 4 – 6: € 14,00

Akademietheater: PG 1 – 3: € 18,00 | PG 4: € 14,00

Eingehende Bestellungen von Regiekarten werden nach Verfügbarkeit und Möglichkeit vergeben:

Akademietheater

 Sa 01.02., 20 Uhr: Das große Heft / Der Beweis / Die dritte Lüge

Burgtheater

 Sa 01.02., 19:30 Uhr: Der Menschenfeind

Mo 03.02., 20 Uhr: Dantons Tod

Mi 05.02., 19:30 Uhr: Toto oder vielen Dank für das Leben

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Eine Ausnahmeerscheinung der Opernwelt: Kammersängerin Iordanka Derilova im Gespräch

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Iordanka Derilova. Foto: Dani jpg

Die Opernwelt lebt von Persönlichkeiten, die nicht nur mit ihren Stimmen, sondern auch mit ihrer Präsenz und Authentizität berühren. Eine dieser herausragenden Künstlerinnen ist die bulgarische Sopranistin Iordanka Derilova, die mit ihrer kraftvollen Interpretation der Brünnhilde bei den letztjährigen Richard-Wagner-Festspielen in Sofia zutiefst beeindruckte. Ihre Bühnenkarriere führte sie von den Anfängen in Bulgarien über Engagements in Prag bis nach Dessau, wo sie seit Jahren ein festes künstlerisches Zuhause gefunden hat. Im Gespräch mit unserem Redakteur Dirk Schauß gewährt sie faszinierende Einblicke in ihre außergewöhnliche Biografie, ihre künstlerische Philosophie und die Herausforderungen großer Opernpartien.

DS = Dirk Schauß ID = Iordanka Derilova

DS: Frau Derilova, lassen Sie uns einen Blick auf Ihre Biografie werfen! Was waren Ihre ersten wichtigen Stationen? Wie entstand der Wunsch, Sängerin zu werden?

ID:Auf Wunsch meiner Mutter besuchte ich bereits mit etwa vier Jahren eine Ballettschule, bis ich in die Grundschule kam. Damals suchten Trainer verschiedener Sportarten regelmäßig die Schulen auf, um Kinder mit guten körperlichen Voraussetzungen auszuwählen und sie gezielt zu fördern. Auch ich wurde entdeckt und für das Geräteturnen ausgewählt. Das machte mir jedoch nicht lange Spaß, und so wechselte ich zur rhythmischen Sportgymnastik. Doch auch diese Begeisterung hielt nicht lange an, und ich begann, unter dem Einfluss meiner Freundinnen, Leichtathletik zu trainieren. Später wechselte ich zum Schwimmen, bevor ich mich schließlich dem Tanzsport (Lateinamerikanischen Tänzen und Standardtänzen) widmete. Diese Phase dauerte am längsten, etwas mehr als fünf Jahre und hatte mir großes Spaß gemacht bis mich mein Weg schließlich zur Musik führte. Übrigens tanze ich auch heute noch mit größtem Vergnügen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Schon während meiner aktiven Zeit im Sport verbrachte ich viele Stunden mit meiner besten Freundin damit, Sängerinnen aller Art zu imitieren. Unser Mikrofon war ein Staubsaugerrohr und in langen Nachthemden spielten wir auch Opernsängerinnen.

Meine Eltern wünschten sich, dass ich auf dem Sprachgymnasium bleibe, doch in mir regte sich ein ganz besonderer Wunsch, den ich als Eingebung beschreiben würde: Plötzlich wusste ich, dass ich Sängerin werden wollte – zunächst im Bereich der Popmusik. Diese Entscheidung teilte ich meiner Mutter mit, und sie unterstützte mich von ganzem Herzen.

DS: Wie zeigte sich das?

ID: Eine Freundin meiner Mutter (eine Opernsängerin) schlug vor, dass ich unsere Musikschule in Sofia besuche. Dort sollte ich bei einem bestimmten Professor vorsingen, der meine gesanglichen Fähigkeiten beurteilen könnte. Er war sofort begeistert und meinte, meine Stimme sei perfekt für klassische Musik geeignet. Da ich damals noch keine 16 Jahre alt war, konzentrierte ich mich zunächst auf Klavier und Tonlehre. Später begann ich mit Gesangsunterricht und wurde schließlich an der Musikschule „L. Pipkov“ in der Gesangsklasse der Opernsängerin Boyka Koseva aufgenommen.

Nach meinem Abschluss dort ging es weiter an die Musikakademie „P.Vladigerov“ bei Prof. Mati Pinkas,wo ich noch im letzten Studienjahr mein Operndebüt auf der Bühne in Burgas feierte in der Rolle der Elisabeth aus Verdis „Don Carlos“, gemeinsam mit meinem Ehemann in der Rolle des Königs Philipp II.
Wir wurden als Solisten an der Oper in Burgas engagiert. Außerdem habe ich auch eine Spezialisierung an der Kunstakademie „B. Christoff“ in Rom absolviert, wo ich bei der weltbekannten Opernsängerin Alexsandrina Milcheva studierte.

DS: Das war ein exponierter Start mit einer schweren Rolle! Wie alt waren Sie damals?

ID: Sehr jung! Ich hatte das große Glück, schon früh eine fantastische Lehrerin zu haben. Wie bereits erwähnt, handelte es sich um die große Mezzosopranistin Alexandrina Milcheva. Sie legte das Fundament für meinen Weg als Sängerin. Nach meinem Debüt führte mich mein Weg vor allem zu italienischen Partien, wie zum Beispiel der Desdemona (Otello). Später erhielten mein Mann und ich jeweils ein Angebot als Solisten an der Oper Stara Zagora. Dort folgten Rollen wie Mimi (La Bohème), Fiordiligi (Così fan tutte), Amelia (Un ballo in maschera) und weitere.Zur selben Zeit sang ich auch als Gast an der Oper in Sofia und Varna.

1998 fand ein großes Vorsingen für Solisten an der Staatsoper Prag statt, an dem mein Mann und ich erfolgreich teilnahmen. Daraufhin verließen wir unsere Heimat und traten eine Festanstellung in Prag an. In der folgenden Zeit hatte ich zahlreiche Engagements an verschiedenen Opernhäusern und Opernfestivalsin in der Welt. Seit 2003 bin ich fest am Theater in Dessau engagiert, wo ich bis heute meinen Lebensmittelpunkt habe.

DS: Wie kam es dazu, dass Sie nach Dessau gingen?

ID: In Dessau war ein großer Verdi-Zyklus geplant, und dafür wurde ein Sopran gesucht. Nach meinem Vorsingen wurde mir sofort ein Vertrag angeboten. So führte mich mein Weg nach Dessau.

DS: Wann kam Ihre erste Wagner-Rolle?

ID: Das war 2006 die Isolde.

DS: Das war Ihre erste Wagner-Rolle? Ich bin beeindruckt. Als ich die DVD davon sah, war ich ganz baff. Ihre Interpretation wirkte so komplett und hinreißend gesungen, dass ich eine ganz andere Vermutung hatte.

ID: Ursprünglich war das auch nicht in Sicht. Ich war für die italienischen Partien vorgesehen und wir mussten damals alle Partien auf Deutsch singen. Felsenstein hatte mit mir viele andere Opern auch inszeniert, z. B. „Rusalka“, „Don Carlo“, „Giovanna d’Arco“, Amalia (I Masnadieri), „Don Giovanni“, „Mignon2 von Ambroise Thomas, „Macbeth’’… Plötzlich waren wir bei Wagner. Unvergessen bleibt der Moment, als er zu mir sagte: „Was denkst Du über Isolde?“.Wagners Welt war mir zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich fremd. Also schaute ich mir die Noten von „Tristan und Isolde“ an und begann, mir die Rolle konkret vorzustellen. Dann war für mich die Entscheidung klar: Ich mache es! Mit dem Partienstudium erblühte die Liebe zu dieser herrlichen Partie.Nach meinem großen Erfolg als „Isolde“ wurde ich sogar in der Fachzeitschrift „Opernwelt“ als „Beste Sängerin des Jahres“ nominiert. Weiter ging es dann mit Kundry „Parsifal“ in Dessau und Venus „Tannhäuser“ in Theater Osnabrück. Anschließend Ortrud „Lohengrin“ in Dessau, Dortmund und Nationaloper Ostrava. Es folgte erstmals der Ring des Nibelungen in Dessau, wobei ich sämtliche „Brünnhilde“ Rollen sang (Walküre, Siegfried und Götterdämmerung). Später sang ich Senta „Der fliegende Holländer.“ Wagner wurde zu einem meiner Lieblingskomponisten und ich singe seine Opern mit großem Vergnügen.

DS: Sie sind eine der raren Sängerinnen, die über eine hervorragende Textverständlichkeit und eine wissende Interpretation verfügen. Was ist die Grundlage dafür?

ID: Felsenstein! In Dessau gab es zu Felsensteins Zeiten alles auf Deutsch. Er war ganz besessen von dieser Idee. Wir haben an der Sprache äußerst intensiv gearbeitet – eine harte Schule, aber wirkungsvoll.

DS: Wie war das in der Praxis? Hattet ihr Artikulationsproben?

ID: Wir haben wie Schauspieler gearbeitet! Zu Beginn der szenischen Einstudierung standen intensive Leseproben an. Lesen und Interpretation, eine ganz intensive Arbeit. Die Vermittlung des Inhalts stand an oberster Stelle. Das war sie, die große Felsenstein – Schule.

Felsenstein war sehr fordernd und anspruchsvoll. Es war ganz besonders, mit ihm zu arbeiten.

DS: Was bei Ihnen sehr markant ist, ist Ihre Identifikation mit der jeweiligen Rolle. Sie wirken stets emotional beteiligt.

ID: Ich bin ein sehr emotionaler und temperamentvoller Mensch. Ich mag es nicht, meine Rolle zu statisch oder wie bei einer Konzertaufführung darzustellen..

DS: Ich denke, das ist etwas sehr Deutsches – die Angst vor großer Emotionalität. Auf der anderen Seite: Wer wie Sie mit viel Emotionalität singt, ist automatisch eine viel stärkere Farbe. Dadurch wird die Bühnenfigur viel größer und zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich. Und das wollen die Regisseure nicht. Sänger sind im Vergleich zu ihnen eher die Krümel.

Sie haben ein riesiges Repertoire. Welche Rollenwünsche haben Sie noch?

ID: Ich würde sehr gerne z. B. die Maddalena in „Andrea Chénier“, die Adriana Lecouvreur oder die Medea singen. Natürlich wäre auch „La Gioconda“ wunderbar. Spannend wäre auch die „Salome“ oder Giordanos „Fedora“ und natürlich auch viel mehr…

DS: Ihre Stimme ist staunenswert alterslos. Sie klingt ewig jugendlich. Wie haben Sie Ihre Stimme so gut frisch gehalten? Keiner außer Ihnen vermag es derzeit in der Welt, auf gleich hohem Niveau so unterschiedliche Partien wie Butterfly,Donna Elvira, Isolde,Brünnhilde und so weiter zu singen.

ID: Das hat mir meine Lehrerin Alexandrina Milcheva beigebracht. Ihre Stimme klingt auch heute noch frisch und nahezu zeitlos. Wenn ein Sänger die richtige Technik hat, ihr stets folgt und sie weiterentwickelt, dann wird er natürlich auch seine Stimme lange erhalten. Von ihr habe ich gelernt, wie ich meine Stimme auf jede Partie anpasse, vor allem durch die richtige Atemführung. Jede Rolle hat mich weiterentwickelt und mir neue Erkenntnisse gebracht. Was die Gesangstechnik noch betrifft, bin ich ein sehr intuitiver Mensch und verlasse mich auch auf meinen Instinkt.

Ich kann sagen, dass heutzutage viele junge Sänger keine richtige Technik haben, sie singen ohne richtige Stütze, nur aus dem Hals und „mit Muskeln“. Und noch schlimmer ist es, wenn sie in einem solchen Zustand bereits an einem Theater engagiert sind. Deshalb haben sie in vielen Fällen nach zwei, drei bis fünf Jahren bereits stimmliche Probleme und einige von ihnen hören sogar ganz mit dem Singen auf. Ein richtig gewähltes Repertoire ist dabei von großer Bedeutung. Leider gibt es heutzutage nur noch selten Pädagogen, die die Sänger in diesen äußerst wichtigen Details unterrichten.

DS:Haben Sie ein Credo, das Sie durch Ihr Leben getragen hat?

ID: Ich bin immer ich selbst und möchte stets authentisch sein. Mit dem falschen und künstlichen Heiligenschein einer Diva schmücke ich mich nicht.

DS: Vielen Dank für das offene und sympathische Gespräch.

ID: Ich danke Ihnen. Es hat mir Freude gemacht.

 

Dirk Schauß sprach mit Kammersängerin Iordanka Derilova anlässlich ihres Gastspiels als Brünnhilde beim Richard Wagner Festival in Sofia

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WIEN/ L.E.O. /Letztes erfreuliches Operntheater: Erinnerung an Fritz Löhner-Beda mit der Revue-Operette AUSGERECHNET BANANEN

02.02.2025 | Operette/Musical

Das Letze Erfreuliche Operntheater im 3. Bezirk in der Ungargasse 18 – bekannt als L.E.O. – erinnert in unterhaltsamer und berührender Weise an den Librettisten Fritz Löhner-Beda mit der Revue AUSGERECHNET BANANEN

www.theaterleo.at

Bericht über für die Aufführung am 31.01.2025 aus der Aufführungsserie im Jänner, alle Vorstellungen ausverkauft!

Elena Schreiber, Sopran
Stefan Fleichhacker, Tenor
Marie-Theres Arnbom, wissenschaftliche Expertise und Conference
Kaori Asahara, Klavier

Haben Sie Lust auf Revue hautnah?

Dann kommen Sie ins L.E.O.

 Beheimatet in den Räumen der ehemaligen Bäckerei Schmutz bietet das Theater barrierefrei Platz für etwa 60 Zuschauerinnen bzw. Zuschauer.

Der Direktor und Tenor Stefan Fleischhacker und Elena Schreiber, klassisch ausgebildete Sopranistin, präsentieren in Form vieler Medleys Musik von Franz Lehar, Emmerich Kalman, Paul Abraham und anderen, Schlager und Operettenmusik mit Texten von Fritz Löhner-Beda, Alfred Grünwald und Ludwig Herzer.

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Stefan Fleischhacker, Elena Schreiber. Foto: Valentin Fischlmayr

Hier lebt das Revuetheater! Die Protagonisten und das Publikum genießen die witzigen, doppeldeutigen Texte. Das traurige Schicksal der Librettisten erfährt man von Marie-Theres Arnbom.

Resümee: gute Unterhaltung mit Tiefgang. Operette war und ist Flucht aus dem Alltag in eine andere schönere Welt, eine Traumwelt.

Die Volksoper hat 2023 mit der Produktion „Lass uns die Welt vergessen – Volksoper 1938“ u.a. an das Schicksal des Librettisten Fritz Löhner-Beda erinnert: musikalisch brillant und ungemein betroffen machend. Ähnliches gelingt dem L.E.O. mit der Revue AUSGERECHNET BANANEN.

Wer war Fritz Löhner-Beda?

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Fritz Löhner-Beda 1928. Foto: Karl Winkler

©Österreichische Nationalbibliothek, Wien

24.6.1883 (Wildenschwert, Böhmen) – 4.12.1942 (KZ Auschwitz-Monowitz)

Am 24. Juni 1883 wird Fritz Löhner-Beda (auch: Beda-Löhner) als Fritz Löwy in Wildenschwert (Usti nad Orlici) geboren. Er studiert Jura und promoviert 1905 an der Universität Wien zum Dr. jur. Vor dem Ersten Weltkrieg schreibt er Satiren, 1920 erscheint der Lyrikband „Ecce ego“. Als Librettist von Franz Lehárs Operette „Land des Lächelns“ erlangt er 1928 Weltruhm. Daneben schreibt er Schlagertexte wie „Ausgerechnet Bananen“, „In der Bar zum Krokodil“, „O Donna Clara“ oder „Ich hab´ mein Herz in Heidelberg verloren“; 1933 „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Gern hab´ ich die Frauen geküßt“. Daneben verfasst er Filmdrehbücher. Fritz Löhner-Beda wird Vizepräsident des österreichischen Schriftsteller-Verbandes und Präsident des Wiener jüdischen Fußballvereins „Hakoah“.

Die Revue-Operette „Gruß und Kuss in der Wachau“ mit Musik von Jara Beneš, Libretto von Hugo Wiener und Kurt Breuer, Gesangstexte von Fritz Löhner-Beda wurde im Februar 1938 an der Volksoper aufgeführt. Ende März 1938, nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich, wird Fritz Löhner-Beda sofort verhaftet und am 1. April mit dem sogenannten „Prominententransport“, dem ersten Transport von Österreichern, ins KZ Dachau eingeliefert.

Im September 1938 wird er nach Buchenwald überstellt, arbeitet in der Strumpfstopferei und ab September 1939 im Gärtnerei-Kommando. Vergeblich hofft er, Franz Lehár werde sich für seine Freilassung einsetzen. Im Lager beteiligt er sich an Kleinkunst-Aufführungen für Mithäftlinge.

1938 dichtet er den Text des „Buchenwald-Liedes“, den Hermann Leopoldi vertont. Im Oktober 1942 wird Fritz Löhner-Beda in das KZ Auschwitz-Monowitz deportiert. Beim Morgenappell wird er durch Schläge eines SS-Mannes so schwer verletzt, dass er am 4. Dezember 1942 stirbt.

https://www.buchenwald.de/geschichte/biografien/ltg-ausstellung/fritz-loehner-beda

Teile einer Ausstellung über „Die großen Librettisten Fritz Löhner-Beda, Ludwig Herzer und Alfred Grünwald“ (Bad Ischl 2024) sind in den Pausenräumen des L.E.O. zu sehen. Einiges zu Fritz Löhner-Beda und die Arisierung seiner Villa kann man im Stadtmuseum Bad Ischl, dem ehemaligen Hotel Austria, erfahren.

Elisabeth Dietrich-Schulz

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Salzburg/ Universität Mozarteum: Vorgestern fand das erste Ensemblekonzert „zeit“ des œnm . œsterreichisches ensemble fuer neue musik in diesem, seinem Jubiläumsjahr 2025 statt. 

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Foto: Oenm/ Peter Beer

Im nahezu ausverkauften Solitär wurden 100 Zuhörerinnen und Zuhörer vom Ensemble, seinem Leiter Johannes Kalitzke und der Sopranistin Christina Daletska mit auf eine Zeitreise genommen, die mit langanhaltendem, tosendem Applaus bedacht wurde.

Die Solistin des Abends wurde nach der Österreichischen Erstaufführung von Stefan Wirths Stück „Mnemosyne“ viermal auf die Bühne gebeten. Wirth verriet uns nach dem Konzert, dass das œnm ihn als Komponisten überhaupt zum ersten Mal in Österreich spielte. Welche Freude!

Ein weiteres Highlight war die Uraufführung von Mark Andres zerbrechlichen „Vier Stücken für Ensemble“, die mit freundlicher Unterstützung der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung dem œnm zugeeignet wurden. Die kostbaren, filigranen Klangwelten wurden kurzerhand zweimal gespielt, weil das Publikum derart gebannt zuhörte, dass sie mit nur wenigen Minuten Dauer viel zu flüchtig vorübergingen. Auch das: ein einzigartiges und einmaliges Ereignis an diesem denkwürdigen Abend.

Dieser nahm den Ausgang bei Bernd Alois Zimmermanns philosophisch-alttestamentarischer Abhandlung von „Omnia tempus habent“.

Alles hat seine Zeit: Nichts könnte treffender am Beginn des Konzertjahres des œsterreichischen ensembles fuer neue musik stehen, in dem es 50 Jahre alt wird und sich nicht exzellenter präsentieren hätte können.

Dies bewies auch œnm Mitglied Katharina Teufel-Lieli als Soloharfenistin aus den eigenen Reihen bei Elliott Carters ÖEA „Mosaic“ eindringlich.

Ich darf Sie schon jetzt auf das nächste Ensemblekonzert „klang“ am 17. Mai 25 aufmerksam machen, das ebenso im Solitär der Universität Mozarteum stattfindet und mit einer Uraufführung von Otto Wanke sowie dem famosen „Pure Bliss“ von Sara Glojnarić  eine nächste Sensation verspricht.

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