Foto: 2022 Füchslein – A. Brower, E. Tsallagova – © W. Hösl
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 17. JULI 2022
München/ Bayerische Staatsoper
München: Erhabenheit, Vollkommenheit und Finesse
Auch mit dieser Ausnahmeproduktion, dem „Schlauen Füchslein“ von Leoš Janáček, hat die Bayerische Staatsoper in München bewiesen, dass sie mit Abstand das beste und inspirierendste Opernhaus in Deutschland ist. Zwar geben sich an der Wiener Staatsoper (noch) mehr Weltstars die Hände, aber was der australische Regisseur Barrie Kosky hier an Erhabenheit, Vollkommenheit und Finesse kreiert hat, hat das Haus am Ring noch nicht gesehen.
Klassik-begeistert.de
München/Bayerische Staatsoper
David Marton über „Capriccio“ an der Bayerischen Staatsoper: Müssen Künstler politisch korrekt sein?
David Marton brachte die Oper vor neun Jahren in Lyon heraus. Am Sonntag hat seine Inszenierung im Rahmen der Münchner Opernfestspiele im Prinzregententheater Premiere.
MünchnerMerkur.de
Salzburg
Markus Hinterhäuser: „Auch Verstörung gehört zu unseren Aufgaben“
Intendant Markus Hinterhäuser findet Auftrittsverbote „zutiefst unsympathisch“, auch angesichts des Krieges: „Das diskreditiert uns als Gesellschaft.“ Aber dass die Festspiele Diskussionen auslösen, gefällt ihm.
DiePresse.com
Bregenz
Elisabeth Sobotka: „Aufrechte russische Geister unterstützen“
Die Bregenzer Festspiele beginnen wieder: Intendantin Elisabeth Sobotka über gute Verkaufszahlen, Corona und den Krieg.
WienerZeitung.at
Alles außer gewöhnlich – Über das Besondere an Bregenz
Böse – oder vielmehr kulinarische – Zungen behaupten, das Beste an den Bregenzer Festspielen sei die Küche im Gasthof Hirschen in Schwarzenberg im Bregenzer Wald. Oder der Auftritt von James Bond, der bei einer Verfolgungsjagd das halbe Festspielhaus zerlegt hat. Aber zu Recht weltberühmt sind die Bregenzer Festspiele wegen ihrer ungewöhnlichen, spektakulären Opernaufführungen am Bodensee.
BR-Klassik.de
Mörbisch/ Seefestspiele
Asien, ein Augenschmaus
Applaus für die erste, opulente Premiere von Mörbisch-Intendant Alfons Haider: „Der König und ich“.
WienerZeitung.at
Regensburg
Mit Anna Netrebko: Thurn und Taxis-Schlossfestspiele starten
Nach zwei Jahren Corona-Pause beginnen in Regensburg die Thurn und Taxis-Schlossfestspiele. Ein prominentes Line-up aus Pop, Jazz und Klassik sorgt für musikalische Unterhaltung. Mit von der Partie ist auch die umstrittene Operndiva Anna Netrebko.
BR.Klassik.de
Berlin
Barockes Hoftheater in der Großen Orangerie Charlottenburg Premiere: „Polifemo – Wenn Liebe Leiden schafft“ (Podcast)
rbb-online.de
Passau
Interview: Rolando Villazón bei den Europäischen Wochen Passau „Die Herzen der Leute sollen tanzen“
BR-Klassik.de
Erfurt
„Nabucco“ bei den Erfurter Domstufen-Festspielen: Große Bilder, wenig Feinheiten
Mdr.de.klassik
Schwetzingen
„Così fan tutte“ in Schwetzingen: Der süße Schreck
Und wenn man sich noch eins fest vornimmt für die endende Spielzeit: „Così fan tutte“ in Schwetzingen.
FrankfurterRundschau.de
Tonträger
Album der Woche – „Robert Schumann: Die vier Symphonien“ – Rausch und Verausgabung
BR-Klassik.de
Links zu englischsprachigen Artikeln
News
Famed opera singer Simon Estes to retire
radioiowa.com
Leipzig
Spellbinding Parsifal caps Oper Leipzig’s massive Wagner 22 Festival
bachtrack.com.de
Lissabon
OPERAFEST Lisboa Announces 2022 Festival Season “Destiny in Vertigo’
operawire.com
London
Russell Thomas at Covent Garden is on the way to a substantive Otello but not quite there yet
seenandheard.international
Prom 1, Verdi’s Requiem, BBCSO, Oramo review
introspective sorrow and consolation between the blazes
theatersdesk.com
The First Night of the Proms review – moments of beauty amid the fury
TheGuardian.com
Back with a bang: Verdi’s Requiem opens the BBC Proms season in grand style
bachtrack.com.de
West Horsley
The Flying Dutchman, Grange Park Opera, review: no storm and no ship in this prosaic economy staging (Subscription required)
A straight concert performance might have been better than this awkward half-measure, but Bryn Terfel is a commanding Wagnerian lead
telegraph.co.uk
Layer Marney Tower, Essex
Così fan tutte review – a cheeky 70s Mozart makeover
TheGuardian.com
Lichfield
Beyond the Garden review – Susan Bickley is magnificent as fact and fantasy blur
TheGuardian.com
Sydney
Il Trovatore (Opera Australia)
A powerful new production of Verdi’s drama of revenge is crowned by stirring music-making.
limelightmagazine.com.au
Il Trovatore provides vividness, mystery, colour and pressing relevance
TheAge.com.au
Adelaide
La Traviata | Opera Queensland
australianstage.com.au
Recordings
Gustavo Dudamel and the Los Angeles Philharmonic to Release Recording of Dvořák’s Final Three Symphonies
broadwayworld.com
Ballett/ Tanz
Haralds Passionen IX: „La Russie, mon amour“
„La Russie, mon amour“ – nur, wer einen Strawinsky so liebt wie diese Gabrielle Chanel, Spitzname Coco, den Auteur ganzer Suiten für die Ballets Russes, lässt es sich nicht nehmen, 1924 für „Le Train Bleu“ des Sergei Diaghilev die Kostüme zu entwerfen – derart reduziert und klar und für die damalige Zeit unerwartet karg, dass sie für Furore sorgen – allerdings sind die Tennishosen und das Badekostüm des armen Solisten Anton Dolin derart eng, dass er kaum seine Jétés tanzen kann.
Von Nicolas N. Stanzol
Klassik.begeistert.de
The Paris Opera Ballet Graces the Hollywood Bowl
https://www.sfcv.org/articles/preview/paris-opera-ballet-graces-hollywood-bowl
Rock/Pop
Wien
Keine Rock’n’Roll-Show und darum die beste: Die Rolling Stones in Wien
Darf Mick Jagger leutselig über Stelze und Bier plaudern? Aber ja. Solange seine Band ihre dunkle Energie stets neu am Chaos auflädt. Das tat sie auch im vollen Praterstadion. Höhepunkte: „Out Of Time“, „Midnight Rambler“.
Die Presse.com
Ausstellungen/ Kunst
Kassel
Nach documenta-Eklat: Geschäftsführerin Schormann legt Amt nieder
Die Managerin stand durch ihren Umgang mit antisemitischen Bildern auf der Kunstschau stark in der Kritik
Kurier.at
Fotografie
Das Missgeschick des Augenblicks
Wieso gelten verwackelte oder unscharfe Fotos als misslungen? Ein Plädoyer für eine andere Annäherung an die Fotografie.
WienerZeitung
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Unter’m Strich
München
Bad Maria Einsiedel: Kurzfristige Schließung wegen Keimbelastung
Das beliebte Naturfreibad schließt vorübergehend seine Türen – rein „vorsorglich“, wie die Stadtwerke München betonen.
Münchner Abendzeitung.de
Barcelona
Instagram-Ankündugung
Ist es Lewandowski? Barcelona lässt Fans rätseln
https://www.krone.at/2762437
INFOS DES TAGES (SONNTAG, 17. JULI 2022)
INFOS DES TAGES (SONNTAG, 17. JULI 2022)
Quelle: onlinemerker.com
München/ Bayerische Staatsoper: DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN – „OPER FÜR ALLE“
Der Intendant bei der Begrüßung. Foto: Andreas Schmidt
München: Erhabenheit, Vollkommenheit und Finesse
Auch mit dieser Ausnahmeproduktion, dem „Schlauen Füchslein“ von Leoš Janáček, hat die Bayerische Staatsoper in München bewiesen, dass sie mit Abstand das beste und inspirierendste Opernhaus in Deutschland ist. Zwar geben sich an der Wiener Staatsoper (noch) mehr Weltstars die Hände, aber was der australische Regisseur Barrie Kosky hier an Erhabenheit, Vollkommenheit und Finesse kreiert hat, hat das Haus am Ring noch nicht gesehen.
Angela Brower, Elena Tsallagova. Foto: Wilfried Hösl
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BAYERISCHE STAATSOPER: HEUTE PREMIERE „CAPRICCIO“ IM PRINZREGENTENTHEATER
Diana Damrau (Gräfin). Foto: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper
Konversationsstück für Musik von Richard Strauss
Komponist Richard Strauss. Libretto von Stefan Zweig, Joseph Gregor, Clemens Krauss, Richard Strauss und Hans Swarowsky. Neuproduktion.
Premiere am 17. Juli 2022
Münchner Opernfestspiele Sonntag, 17. Juli 2022, 19.00 Uhr, Prinzregententheater.
1. Teil (ca. 19.00 – 20.00 Uhr) Pause (ca. 20.00 – 20.30 Uhr) 2. Teil (ca. 20.30 – 22.00 Uhr)
PREMIERE!
Münchner Opernfestspiele, Capriccio
Preise PAA , € 191 /152 /105 /- /-
Clairon (Tanja Ariane Baumgartner), Michael Nagy (Graf). Foto: Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper
Musikalische Leitung | |
Inszenierung | |
Szenische Einstudierung | |
Bühne | |
Kostüme | |
Licht | |
Dramaturgie |
Die Gräfin | |
Der Graf | |
Flamand | |
Olivier | |
La Roche | |
Die Schauspielerin Clairon | |
Monsieur Taupe | |
Eine italienische Sängerin | |
Ein italienischer Tenor | |
Der Haushofmeister |
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KOMMENTAR VON SUNE MANNINEN ZUR SITUATION (Bashing)
Mit Interesse las ich Ihren heutigen Kommentar zum Netrebko-Bashing. Diese ganze Hexenjagd gegen russische Künstler im Allgemeinen und Sänger im Speziellen geht mir gewaltig gegen den Strich. Es sollte doch bekannt sein, dass jedes russische Opernhaus ein staatliches Theater ist (siehe Mariinsky = Staatliches Akademisches Mariinsky-Theater), also mit Geldern des Staates = Putin gefördert. Soll man aus dieser Tatsache schließen, dass jeder am Mariinsky arbeitende Künstler Putin und dessen Krieg in der Ukraine unterstützt? Wenn dem so wäre, dürfte keiner dieser Künstler im Westen auftreten. Blogs wie Operawire.com oder slippedisc.com (Norman Lebrecht) wetteifern damit, dass sie westliche Operndirektoren vor Engagements russischer Künstler warnen wie z.B. Yuliya Matochkina oder Evgeny Nikitin, die an der MET auftraten oder auftreten sollten, obwohl sie Mitglieder des Mariinsky-Theaters sind. Darf Nikitin an der MET Telramund singen, obwohl er am „Victory Day“ die Titelrolle in Borodins „Fürst Igor“ sang und (so wird geschlussfolgert) damit Putin unterstützte?
Mich stört außerdem die Ungleichbehandlung. Offiziell ist nicht bekannt, warum Ildar Abdrazakov seinen Auftritten an der Wiener Staatsoper nicht nachkam (nachkommen durfte?). Seiner Facebook-Seite entnahm ich jedoch, dass er zur Zeit am Königlichen Opernhaus Covent Garden Verdis Attila probt. Was ist mit Ekaterina Sannikova, die gerade in St. Margarethen Abigaille sang? Oder Irina Churilovaals Gioconda an der Scala? Ist keinem der Inquisitatoren aufgefallen, dass diese Sänger (man könnte sie auch als Gergievs Favoriten abqualifizieren) Mitglieder des Mariinsky-Theaters sind? Man könnte diese Liste fast beliebig weiterführen, denn auch Ekaterina Semenchuk, Alexei Markov, Vladislav Sulimsky, Roman Burdenko, Andrei Popov und viele mehr tummeln sich im Westen. Wurde von ihnen verlangt, sich von Putin zu distanzieren, so wie es vom Tenor Alexander Mikhailov verlangt wurde, der am Prager National-Theater den Duca in „Rigoletto“ hätte singen sollen? Nicht verwunderlich, dass er dieser Distanzierung nicht nachkam, denn dies ist in Putin-Russland ja unter Strafe gestellt. Konsequenz : Sein Vertrag wurde aufgelöst.
Mit besten Grüßen aus Finnland
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Seefestspiele Mörbisch: „The King and I“ entthront den Walzerkönig (14.7.2022)
Das vormals so gepriesene und lautstark beworbene ‚Mekka der Operette‘ ist im austrocknenden Neusiedlersee versunken. Ein ebenso angepriesener wie beworbener Broadway-Ableger soll nun dafür die Herzen der Burgenländer und vieler, vieler Angereister beglücken. So haben es die Kulturpolitiker des Bundeslandes vorgeschrieben. Der Bruch mit dem Wechsel von heimischer Tradition zu gängigen Verkaufsshows mag durchaus typisch für die heutige österreichische Kulturszene ohne eigene geistvolle Schaffenskräfte anzusehen sein.
Die früheren sozialen Reize am Beginn der Mörbischer Seefestspiele sind mit den Jahren mehr und mehr einem mit aufwendiger Werbung betriebenen Konsumbetrieb gewichen …. die Weinbauern der Gegend spielen claro wichtig mit. Der Bühnenkonsum in diesem Jahr: Nicht ganz so alte Unterhaltungsware wie die Gräfin Mariza aus dem nahen Ungarland, aber trotzdem eine schon ein halbes Jahrhundert und einiges mehr gereifte und gut zu genießende. „Der König und ich“ heißt es in dieser Saison, es geht Richtung altes Siam. Dieses Rodgers & Hammerstein II–Erfolgsprodukt stammt vom New Yorker Broadway aus dem Jahr 1951 und besticht durch sehr ansprechende komödiantische Qualitäten, gefällige Musik wie auch durch seine Aussage – scheint hier jedoch nicht den so ganz richtigen Platz gefunden zu haben.
Das alte Siam ist seebühnenbombastisch zu erleben. Eher unterkühlt, nicht allzu stimmungsvoll. Denn die gefügig trippelnd herumlaufenden und angsterfüllten Untertanen müssen sich in ihren revueglitzernden Asia-Dressen vor ihrem ungemütlich schreienden König Mongkut – ein unangreifbarer Diktator in auch heute angesagter ostischer Manier – immer und immer wieder auf den Boden werfen. Wohl nebensächlich, gibt der Show jedoch einen rassistischen Anstrich. Die durchaus fein gedachte Story lässt aber mehr an ein Kammerspiel mit subtiler humaner Aussage statt an eine üppige Orient-Show denken. Und die zutraulichen lockeren Melodien klangen zu derb aus den am Premierenabend noch nicht ideal eingestellten Lautsprechern. Der König von Siam (Kok-Hwa Lie) ist hier kein Schmuseboy. Milica Jovanovic versteht als die in der Mitte des 19. Jahrhunderts an dessen Prunkhof verschlagene englische Lady ihr Gesicht zu bewahren. Aufkeimende Spannung? Eher bloß eine matte. Regisseur Simon Eichenberger kann immerhin mit der herzigen großen Schar der kleinen, von der Madam zu erziehenden Kindern des Königs punkten.
Das menschliche Gewirre an solch einem Premierenabend ergibt eher das Flair eines Stadions als einer Kulturstätte. Und es scheint, dass zur Zeit nicht liebevoll mit Kultur geflirtet wird sondern einfach jegliches Publikum herbei geholt werden soll. Andreas Gabalier steht demnächst auf der Menuekarte. Und nächste Saison ist das „Mamma Mia!“-Wunder von Schwedens ABBA zu erleben. Der Strauß-Schani und Meister Lehár dürften in Mörbisch vorläufig wohl ausgebootet sein. Und damit ein Stück wertvollster österreichischer Kultur.
Meinhard Rüdenauer
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ARENA DI VERONA
Before a practically sold-out audience, Anna gives her second performance tonight in the titular role of Verdi’s Aida at the mythical Arena di Verona. Anna’s final
https://fb.watch/eiRdujs9Xd/
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LINZER LANDESTHEATER: LA TRAGÉDIE DE CARMEN (DIE TRAGÖDIE DER CARMEN) (ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG)
VON PETER BROOK UND MARIUS CONSTANT NACH GEORGES BIZETS OPER „CARMEN“
INSZENIERUNG GREGOR HORRES | MUSIKALISCHE LEITUNG CLAUDIO NOVATI
PREMIERE SO 25. SEPTEMBER 2022, 20.00 UHR, BLACKBOX MUSIKTHEATER | LINZ
DIE NÄCHSTEN VORSTELLUNGSTERMINE 29. September, 1., 3., 7., 9., 11., 14., 16., 18., 21., 23., 26., 29. Oktober 2022
Opernpremiere „La tragédie de Carmen“ am 25. September.
Regie führt Gregor Horres. Claudio Novati dirigiert das Bruckner Orchester Linz.
Die weltberühmte Oper Carmen von Georges Bizet (1838–1875) diente dem Theaterregisseur Peter Brook als Vorlage für eine verdichtete Version dieser Geschichte über Liebe, Eifersucht und Tod. Carmen, die mit allen Männern in ihrem Umkreis unverhohlen flirtet, verdreht dem Unteroffizier Don José dermaßen den Kopf, dass dieser ihretwegen zum Deserteur und schlussendlich zum Mörder wird. Auch der gefeierte Torero Escamillo muss sich mit Hilfe von Carmen gegen Don Josés Eifersucht zur Wehr setzen. Doch das Schicksal hat entschieden, dass Carmens Leben tragisch enden soll. So stirbt nicht nur Escamillo, für den sich Carmen entschieden hat, durch einen Stier, sondern auch sie findet den Tod durch die Hand Don Josés.
Marius Constant arbeitete die Arien der musikalischen Vorlage Bizets gekonnt zu delikaten Miniaturen um und lässt die Musik das ganze Stück über nicht verstummen. In dieser Version kann das Publikum gar nicht anders, als von der ersten Minute an gebannt das Ende dieser Tragödie zu erwarten.
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WIEN/ ImPulsTanz/ Volkstheater: Anne Teresa De Keersmaeker, Amandine Beyer: „Mystery Sonatas“
Die zwischen 1678 und 1687 entstandenen Mysterien- oder Rosenkranzsonaten des böhmischen Barockkomponisten und seinerzeit gefeierten Geigers Heinrich Ignaz Franz Biber wählte die belgische Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker, seit 1994 mit 38 Arbeiten als Choreografin und/oder Tänzerin bei ImPusTanz zu Gast, für ihre jüngste, hier als Österreichische Erstaufführung zu erlebende Arbeit „Mystery Sonatas / For Rosa“ als musikalische Grundlage. Und sie blieb ihrem zentralen Thema treu. Musik und geometrische Strukturen.
Die 15 in drei Fünfer-Blöcken (freudig, schmerzhaft und glorreich) komponierten – und sehr selten aufgeführten – Sonaten, sie unterstützten das Beten des Rosenkranzes, werden live von der französischen Violinistin Amandine Beyer und ihrem Barock-Ensemble „Gli Incogniti“ mit Original-Barockinstrumenten gespielt. 135 Minuten hochvirtuose Geigenmusik, zudem in 13 der 15 Sonaten in den sogenannten „Scordatura“, 13 unterschiedlichen, vom Standard abweichenden Stimmungen zu spielen. Das Ziel: Die melodischen und harmonischen Möglichkeiten der Geige zu erweitern. Sich selbst und die Geige transzendierende Musik.
Anne Teresa DeKeersmaeker, Amandine Beyer: Mystery Sonatas. (c) Anne VanAerschot
Aber auch herausfordernde 135 Minuten Konzentration auf schöne, sehr komplexe und für wohl Viele noch nie gehörte Musik. Garniert mit der Kälte einer Choreografie, die die TänzerInnen in die Mechanik eingehender Untersuchungen des menschlichen Körpers, seiner Bestandteile und wie diese sich allein und zueinander bewegen und verhalten können sowie der Positionierung, Bewegung und Bewegungsgeschwindigkeit der Körper im Raum zwingt. Sie tanzen die Fibonacci-Reihe in rotierenden Linien und sich öffnenden Spiralen. In Form einer solchen erfolgt auch fast jeder Abgang der TänzerInnen.
Aber: de Keersmaeker überführt die mathematisch-geometrischen Strukturen in eine komplexe spirituelle Ebene. Die Fibonacci-Folge (und -Spirale) ist eine in der Natur vielfältigst zu entdeckende Gesetzmäßigkeit, ein Bauplan für anorganische und organische Moleküle, für den Wuchs von Pflanzen und Tieren, für Erbfolgen und vieles mehr. Die Choreografie lebt von vielen Wiederholungen ähnlicher Bewegungsmuster und -Sequenzen in ständig variierenden Kontexten. Und: Die Endlich- weil Einmaligkeit einer Live-Aufführung bindet sie in die zeitlich und räumlich unendliche Gültigkeit der Natur- und der geistigen Gesetze und die für die Ewigkeit niedergeschriebene Komposition.
Anne Teresa DeKeersmaeker, Amandine Beyer: Mystery Sonatas. (c) Anne VanAerschot
Die Rose als Symbol für Geheimnis, Schönheit und dornigen Widerstand zugleich gibt nicht nur ihrer 1983 gegründeten Kompanie ihren Namen, sie ist hier mit dem Untertitel „For Rosa“ auch Veweis auf widerständige Frauen gleichen Namens (Rosa Parks, Rosa Bonheur, Rosa Luxemburg, Rosa Vergaelen (ehemalige Lehrerin de Keersmaekers) und Rosa, die junge Klimaaktivistin, im letzten Jahr mit 15 umgekommen bei Überschwemmungen in Belgien), denen die Choreografin dieses Stück gewidmet hat. Weil das Patriarchat und seine unheilvollen Wirkungen KEIN Naturgesetz sind. Und tatsächlich wird nach langen, für nicht Wenige zu langen Phasen kühler Abstraktion – die Flucht der ZuschauerInnen spricht von nicht intendierten (aber endlich:) Emotionen – in den eingebetteten Soli auch die Resistance getanzt.
In der Sonate IX („Die Kreuztragung“) tanzt ein Tänzer in einem Kegel aus Licht, fast wie ein Käfig, den er vorübergehend auch verlässt. Auch hier: Die Notwendigkeit, sich selbst zu transzendieren, ist eine die menschliche Existenz prägende. Für eines der Soli erscheint ein siebenter Tänzer in leuchtend gelbem Hemd. Wie ein Messias, der kraftvoll, energetisch, virtuos die Erlösung durch kämpferischen Widerstand verspricht. Getanzt in Sonate XIII: „Sendung des Heiligen Geistes“. Der strahlt mit über das Auditorium wanderndem Licht hinaus in die Welt. Und mündet in von sechs TänzerInnen erstmals mit Körperkontakt getanzte Freude. Leichtigkeit, Tanzes- und Lebenslust, die das Publikum hinrissen zu Zwischenapplaus, dem eine Erlösung von der bis hierher mindestens eineinhalb Stunden anhaltenden Rationalität der Choreografie deutlich anzuhören war.
Anne Teresa DeKeersmaeker, Amandine Beyer: Mystery Sonatas. (c) Anne VanAerschot
Die irgendwann vordem mit ihren Bewegungen durch den Raum in diesen gezeichneten Blütenblätter prognostizierten das Aufblühen. Das der TänzerInnen, das des Emotio, das der Spiritualität.
Die Bühne (wie das Licht von Minna Tiikainen) ist leer. Auf dem Boden sind verschiedenfarbige, ineinander greifende, radialsymmetrisch in einen großen Kreis gezeichnete Kreisausschnitte, von einer diagonalen Linie geschnitten, gezeichnet. Links hinten sitzen in warmem Licht fünf Musiker, die Geigerin steht. Und über der Bühne schwebt ein durchhängender silberner Streifen, der das auf ihn gestrahlte Licht in vielerlei Brechungen auf die Bühne wirft und in Verbindung mit dem Seiten- und dem von vorn gesetzten Diagonal-Licht Stimmungen zwischen mystisch, kathedral, höhlengleich und himmlisch erzeugt. Genial!
Die Umstimm-Pausen zwischen den Sonaten, eingeleitet von kurzem Blitzlicht, füllt de Keersmaeker mit von den TänzerInnen gestellten Körper-Skulpturen, die unwirklich schön auf den Inhalt der folgenden Sonate weisen und das Formale des Tanzes brechen, ja transzendieren. Die Kostüme von Fauve Ryckebusch, vielfach transparent, deuten Gleiches an. Die Fünfer-Gruppen der Sonaten trennen Einspielungen des Schlagers von Lynn Anderson „I never promised you a rose garden“. Den hatte weder Gott der Jungfrau Maria und ihrem Sohn Jesus Christus noch das Leben den widerständigen Rosas versprochen.
Anne Teresa DeKeersmaeker, Amandine Beyer: Mystery Sonatas. (c) Anne VanAerschot
Auf vielen Ebenen inszenierte Metaphoriken ergeben ein Werk von immenser Komplexität. Genießen können das Stück Mathematiker und Musikliebhaber. Wer in der Erwartung kam, durch Tanz berührt zu werden, wurde über weite Strecken enttäuscht. Die Länge des Abends mit seinen 135 Minuten ohne Pause und die Rationalität der Choreografie, die kopfgeboren eben diesen adressiert, veranlasste nicht wenige zum vorzeitigen Verlassen des Saales. Die vor allem in den Soli präsentierte Meisterschaft der sieben TänzerInnen, die wunderschöne Barockmusik, die Brillanz ihrer Live-Präsentation durch das belgisch-französische Ensemble „Gli Incogniti“ unter der Leitung der Ausnahme-Violinistin Amandine Beyer und insbesondere deren nicht mehr durch Tanz begleitetes Solo zum Abschluss der Performance (Sonate 16: Passagaglia „Der Schutzengel“) versöhnten mit der über weite Strecken kühlen Abstrahiertheit der Choreografie.
Rando Hannemann