DIE SONNTAG-PRESSE – 28. JULI 2024

DIE SONNTAG-PRESSE – 28. JULI 2024

Wolfgang Rihm. Foto: Wikipedia

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE – 28. JULI 2024

Ein Großer der Neuen Musik: Deutscher Komponist Wolfgang Rihm gestorben
Der Deutsche (1952 – 2024) prägte die Nachkriegskomposition – und zwar höchst erfolgreich: Praktisch jeden Tag wird eines seiner Werke aufgeführt.
Kurier.at

Nachruf
Zum Tod von Wolfgang Rihm: Tonkünstler und Ermutiger zum Eigensinn
swr.de

Zum Tod von Wolfgang Rihm: Komponist ohne Schubladen
BR-Klassik.de

Zum Tod von Wolfgang Rihm: Der Berührbare
FrankfurterAllgemeine.net

Bayreuth
Pathys Stehplatz (51): Die Unart des Bayreuther Publikums – ein No-Go
Buh für Sänger – geht ja gar nicht. Schämen sollte man sich, bei dem, was einem aus Bayreuth wieder zu Ohren gekommen ist. Regisseure – klar, nur draufhauen, was das Zeug hält. Die lassen sich nach der Premiere nie wieder blicken. Deren Mist muss das Publikum meist jahrelang ertragen. Bei Sängern ist das aber ein absolutes NO-GO! Man stelle sich nur vor: Da geht man auf eine Bühne, singt teils stundenlang um sein Leben. Nur, um am Ende den schmerzhaften Pfeil tief in seiner offenen Wunde zu spüren. Ja, Sänger empfinden ein Buh direkt nach einer Vorstellung genauso. Sänger ist nämlich kein Beruf wie jeder andere.
Klassik-begeistert.de

Kritik – „Tannhäuser“-Wiederaufnahme in Bayreuth: Kratzer hänselt, Publikum jubelt
Sie gilt als beliebteste Produktion auf dem Hügel: Tobias Kratzers Tannhäuser. 2019 war Premiere. Maria Ossowski hat dieses Roadmovie jedes Jahr gesehen und amüsiert sich über aktuelle Veränderungen.
BR-Klassik.de

Wagners „Tannhäuser“ zieht in in Bayreuth mehr denn je – auch im fünften Jahr
Klaus Florian Vogt bekommt als Tannhäuser zurecht den meisten Applaus an diesem Abend – Klatschen, Bravi, Fußgetrampel. Es ist auch der Klaus-Florian-Vogt-Tag in Bayreuth. Aber auch Elisabeth Teige als Elisabeth, Irene Roberts als Venus, Markus Eiche als Wolfram von Eschenbach und Günther Groissböck als Landgraf Herrmann ernten reichlich Applaus und Bravi.
Klassik-begeistert.de

Dieser „Tannhäuser“ ist Everybody’s Darling in Bayreuth (Bezahlartikel)
Mit Tobias Kratzers Inszenierung von Wagners „Tannhäuser“ haben die Bayreuther Festspiele einen Publikumsliebling im Sortiment.
HamburgerAbendblatt.de

Tannhäuser“ in Bayreuth: Eine der besten Opernproduktionen (Bezahlartikel)
Jubel für eine grandiose Aufführung in der Regie von Tobias Kratzer und mit Nathalie Strutzmann am Pult.
Kurier.at

Bayreuth
Bayreuther Festspiele: Söder kritisiert Roth-Aussage: „Wagner muss Wagner bleiben“

Claudia Roths Gedankenspiele über andere Opern als Wagner in Bayreuth nimmt die bayerische Staatsregierung weiterhin auseinander. Roth setzt sich zur Wehr. Die Premiere hingegen erntet Lob.
Tagesspiegel.de

Salzburg
Festspieleröffnung: Chruschtschowa warnt vor Canceln russischer Kunst
Da die Salzburger Festspiele mehr als nur ein Kunstfestival sind, sondern auch Bestimmungsort Österreichs gegenüber der Welt, kommt der Eröffnungsrede des Festivals immer größere Bedeutung zu. Die Festrednerin 2024, Nina Chruschtschowa, Politologin und Enkelin des ehemaligen sowjetischen KP-Chefs, erinnerte an die Kraft der Kunst, gerade auch im Ukraine-Konflikt Brücken zu bauen. Russische Kunst zu canceln führe zum Gegenteil einer Verständigung, so ihre Botschaft. Am Anfang ihrer Rede entschuldigte sie sich bei der Ukraine für den Angriff Russlands.
Mit VIDEO der Rede
topos.orf.at

Salzburg
Strauss’ „Capriccio“ bei den Salzburger Festspielen: Salzburger Goldstandard
BR-Klassik.de

Premierenkritik „Capriccio“ bei den Salzburger Festspielen: Silberstift und Silberstimme (Bezahlartikel)
SalzburgerNachrichten.at

In Salzburg verschmolzen Töne und Worte in eins (Bezahlartikel)
Exzellent: Richard Strauss’ „Capriccio“ in konzertanter Fassung, mit Christian Thielemann am Pult der Wiener Philharmoniker
Kurier.at

Savonlinna
Savonlinna brilliert und befremdet mit „Nabucco“
Nabucco ohne Hebräer, zerstörten Tempel und Babylonisches Exil – das ist wie Oberammergauer Passionsspiele ohne Jesus (oder mit Jesus, aber „woke“ als lesbische dunkelhäutige Frau). Savonlinna hat es geschafft: „Va’, pensiero“, die Hymne des italienischen „Risorgimento“ und der vielleicht berühmteste Chor aller Zeiten wird hier, auf der mittelalterlichen finnischen Burg Olavinlinna nicht von den nach Babylon verschleppten Juden gesungen, die sich nach ihrer Heimat sehnen und die Zerstörung ihres Tempels beklagen, sondern von tapferen Klima-Aktivisten („eco warriors“ in den Worten der griechischen Regisseurin Rodula Gaitanou), eingezwängt in lindengrüne Pyjamas mit läppischen Stoffkäppchen.
Von Dr. Charles Ritterband
Klassik-begeistert.de

Savonlinna Opera Festival begeistert mit „Don Giovanni“
Es ist eines der besten und speziellsten Opernfestivals der Welt – aber wohl auch das abgelegenste und im breiteren Opernpublikum unbekannteste: Das einmonatige sommerliche Savonlinna Opera Festival mit vier großen Opern sowie weiteren musikalischen Darbietungen.
Von Dr. Charles E.Ritterband
Klassik-begeistert.de

Schnell erklärt: Was bedeutet eigentlich Belcanto?
Dass der Begriff etwas mit „schönem Gesang“ zu tun haben muss, liegt auf der Hand, macht ihn aber nicht weniger verwirrend. Schließlich geht es bei Operngesang doch immer darum, diesen mit größtmöglicher Schönheit auszustatten. Oder etwa nicht? Natürlich ist die Sache ein wenig komplexer: Eine fließende Melodieführung und eine virtuose Gesangsästhetik…  langen, fließende Melodielinien (Legato), technische Virtuosität – einschließlich der Verwendung von Koloraturen –, Trillern und anderen Ornamenten – wie auch von einer starken Betonung der emotionalen Ausdruckskraft des Gesangs. Kurz: Virtuosität und Emotionalität des Gesangs stehen im Vordergrund.
Buehne-magazin.com

Interview mit Jonas Kaufmann:„Ich bin als Sänger auch immer Anwalt des Komponisten“  Für Jonas Kaufmann ist Puccinis „Tosca“ ein Thriller mit unfassbar guter Filmmusik. In der Übertragung bei Oper für alle singt er den Maler Cavaradossi. Wie er zu unkonventionellen Regieeinfällen steht, warum er die Schreie in der Folterszene besonders liebt und was er nach fünf Minuten Dauer-Applaus des Münchner Publikums tun würde.
Sueddeutsche.de

Lübeck
Meisterschüler – Meister. Wagner im Caféhaus – Lübeck stimmt sich auf Bayreuth ein!
Gleichsam als leichtgewichtiger Antipode zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele luden „Meister“ Uri Caine, Marko Trivunović und das Elaia Quartett am 25. Juli 2024, passend zur diesjährigen Mottostadt Venedig, zu Wagner ins venezianische Caféhaus, wobei dies in der Lübecker St. Gertrud-Kirche imaginiert wurde.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

Bayreuth
Vergangenheitsbewältigung
Richard Wagner: Tristan und Isolde
die-deutsche-buehne.de

Turteltauben im Nebel: „Tristan und Isolde“ in Bayreuth
DerStandard.at/story

Bayreuther Festspiele: Kunst aufräumen und Leiche schubsen
concerti.de

»Tristan und Isolde« in Bayreuth: Statt eines Höhepunkts nur Paartherapie (Bezahlartikel)
DerSpiegel.de

Langatmige Inszenierung im Dämmerlicht – Eröffnung der Bayreuther Festspiele mit „Tristan und Isolde (Podcast)
swr.de

Links zu englischsprachigen Artikeln

London
The week in classical: BBC Proms week one review – hallelujahs all round
TheGuardian.com

PROM 6: A striking Verdi Requiem of blazing force and compelling drama
operatoday.com

PROM 7: Orliński serves up a tasty late-night supper of little-known Italian delicacies
operatoday.com

oper
Prom 9: BBC Scottish SO/Wigglesworth review – meticulous making of unexpected connections
TheGuardian.com

Prom 10, Van der Heijden, BBCSSO, Ryan Wigglesworth review – an engaging and esoteric delight
TheArtsdesk.com

High infidelity – a double bill of comedy and tragedy at Opera Holland Park
operatoday.com

Longborough
The joy of Longborough’s Ring Cycle is its purity
reaction.life

New York
Teatro Nuovo 2024 Review: I Capuleti e I Montecchi – Stephanie Doche Shines in Bellini’s Masterpiece
operawire.com

Teatro Nuovo 2024 Review: Anna di Resburgo – A Solid Cast Makes a Strong Case for Long-Forgotten Bel Canto Gem
operawire.com

Lady willpower
I suspect Carolina Uccelli was tough.
parterre.com

Review: Rediscovering Uccelli’s ANNA, Teatro Nuovo Again Proves It’s Indispensable
Will Crutchfield’s First-Class Company Doubles Bel Canto Opera’s Performance Record with Modern Premiere
broadwayworld.com

Lenox
Christie’s Tanglewood Fairy Queen has some magic moments but ultimately fails to enchant
seenandheard-international.com

Detroit
L.A. director Yuval Sharon extends his contract with Detroit Opera
latimes.com

Sydney
Opera Australia 2024 Review: Il trittico
operawire.com

Recordings
Klaus Tennstedt’s Conducting Genius Revealed In Live Radio Recordings
ludwig-van.com

Ballett / Tanz

ImpulsTanz-Festival in Wien: Bewegung, die ihr Leben bedeutet
FrankfurterAllgemeine.net

Ausstellungen/Kunst

Erwin Wurm ist 70: „Nie habe ich gedacht, da habe ich einen Durchbruch“
DerStandard.at/story

Rock/Pop

Indiepop-Helden
Kettcar sagen: „Böse Menschen haben doch Arien“
Kettcar aus Hamburg imponierten in der Arena Wien mit angriffigen Texten und dreckigen Riffs.
DiePresse.com

Ausstellungen/Kunst

Furcht vor Attacken: Israelische Museen leihen ihre Werke anonym
Leihgaben aus dem Israel Museum wurden in Berlin nicht ausgewiesen. Die Praxis könnte auch die Chagall-Schau in der Albertina betreffen
Kurier.at

Politik

Viktor Orbán, das Trojanische Pferd in Europa
Ungarns Präsident hofiert Autokraten aus aller Welt, während er der EU auch wirtschaftspolitisch auf der Nase herumtanzt. Die EU kann sich Orbáns doppeltes Spiel aber auch zunutze machen.
DiePresse.com

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Unter’m Strich

Wien
Fluggäste amüsiert: „Öl tötet“: Flop bei Störaktion auf Wiener Airport
Nachdem vergangenen Mittwoch Klimaaktivisten weltweit für Chaos auf den Flughäfen gesorgt hatten, geht es auch für die Letzte Generation in Österreich am Samstag in die zweite Runde. Doch für viel Aufregung sorgt die Kundgebung diesmal nicht
krone.at

INFOS DES TAGES (SONNTAG, 28. JULI 2024)

INFOS DES TAGES (SONNTAG, 28. JULI 2024)

Quelle: onlinemerker.com

Universal Edition trauert: Komponist Wolfgang Rihm gestorben

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Wolfgang Rihm. Foto: Wikipedia

Mit Wolfgang Rihm verliert die Musikwelt nicht nur einen begnadeten Komponisten, sondern einen Universalgelehrten, dem die Förderung des Nachwuchses ebenso am Herzen lag wie sein persönliches Engagement für Kulturpolitik.

1952 in Karlsruhe geboren, beschäftigte sich Wolfgang Rihm früh mit Malerei, Literatur und Musik. Mit elf Jahren begann er zu komponieren und studierte während seiner Schulzeit von 1968 bis 1972 an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Eugen Werner Velte. Hier setzte er sich intensiv mit der Musik Arnold Schönbergs und Anton Weberns auseinander und schloss zeitgleich mit seinem Abitur auch das Studium in Komposition und Musiktheorie ab. Weitere Studien führten ihn zu Karlheinz Stockhausen nach Köln sowie an die Hochschule für Musik nach Freiburg, wo er Komposition und Musikwissenschaft studierte. Es folgten eigene Dozententätigkeiten in Karlsruhe, an der Musikhochschule München sowie bei den Darmstädter Ferienkursen, die er regelmäßig besucht hatte. 1985 übernahm Rihm die Professur für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe.

Der breiten Öffentlichkeit wurde Wolfgang Rihm mit der Aufführung seines Orchesterwerks Morphonie – Sektor IV bei den Donaueschinger Musiktagen 1974 bekannt. Ein weiterer Meilenstein gelang ihm mit der Kammeroper Jakob Lenz 1977, die den Beginn seiner Zusammenarbeit mit der Universal Edition darstellen sollte.
Zu den wichtigsten Werken Wolfgang Rihms zählen die Opern Die Eroberung von Mexico, Die Hamletmaschine, Dionysos, Jakob Lenz, Proserpina und Das Gehege. Im Bereich des Orchesterrepertoires sind vor allem Verwandlung 1-6, Nähe fern 1-4, Transitus III, sein Zweites Klavierkonzert und die Werke Ernster Gesang, Gesungene Zeit oder Lichtes Spiel zu nennen. Für kleinere Ensembles schrieb er neben vielen anderen Werken Jagden und Formen, Séraphin-Sphäre, Fetzen oder Mnemosyne.

Neben seinem musikalischen Schaffen, das über 400 Werke zählt, war Rihm für sein kulturpolitisches Engagement bekannt. Er war Präsidiumsmitglied des Deutschen Komponistenverbands, des Deutschen Musikrats, Kuratoriumsmitglied der Heinrich-Strobel-Stiftung und Mitglied des GEMA-Aufsichtsrates. Des Weiteren betätigte er sich von 1984-1989 als Mitherausgeber der Musikzeitschrift Melos und fungierte als musikalischer Berater für die Deutsche Oper Berlin sowie des Zentrums für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.

Zahlreiche Ehrungen würdigen Rihms musikalische Karriere. So wurde ihm 1995 das Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival gewidmet, 1998 erteilte ihm die Freie Universität Berlin die Ehrendoktorwürde. 2001 erhielt er den französischen Orden „Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres“. Ihm wurde der Ernst von Siemens Musikpreis zuteil, der Goldene Bär der Biennale von Venedig und der Orden „Pour le Mérite for Sciences and Arts“. In der Saison 2013/2014 ernannte ihn die Sächsische Staatskapelle Dresden zum „Capell-Compositeur“, er wurde „Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres“, er erhielt den Robert Schumann Prize for Poetry and Music, die Ehrenmedaille des Landes Salzburg, 2016 wurde ihm die Künstlerische Leitung der Lucerne Festival Academy übertragen und er wurde zum Mitglied der „Académie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique“ bestellt. 2022 erhielt er anlässlich seines 70. Geburtstags die Festspielnadel der Salzburger Festspiele mit Rubinen durch Intendant Markus Hinterhäuser.

Wolfgang Rihm zählt zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponist:innen Europas. Bis zuletzt war er als Künstlerischer Leiter der Akademie in die Planungen des Lucerne Festivals miteingebunden. Die Berliner Philharmoniker widmen Rihm und seinen Werken eine Composer-in-Residency in der bevorstehenden Saison 2024/25. Der Ausnahmekomponist starb nun in der Nacht zum 27. Juli 2024 im Alter von 72 Jahren.

Astrid Koblanck, Vorstandsvorsitzende der Universal Edition, über Wolfgang Rihm:

„Wolfgang Rihm wird uns als Schöpfer von musikalischen Werken mit unzähligen Bedeutungsebenen in Erinnerung bleiben. Persönlich berührten mich insbesondere die wunderbaren und von Humor geprägten Gespräche mit diesem eloquenten Universalgelehrten, der bis zuletzt ein tiefes Interesse an seinen Mitmenschen zeigte und sich stets der eigenen Vorbildwirkung sowie der kulturpolitischen Verantwortung bewusst war. Mit Wolfgang Rihm verliert somit nicht nur die Universal Edition, sondern die gesamte zeitgenössische Musikwelt eine wichtige Schlüsselfigur.“

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Buh – und danke recht schön!

Buh, Buh, Buh – nein, meine Buh-Rufe hätten nicht dem neuen „Tristan“ in Bayreuth gegolten. Gut, die Kollegen überschlagen sich schon wieder in witzigen Formulierungen von „Kunst und Krempel“ bis „Trödelladen“ für das Bühnenbild von Vytautas Narbutas (das zumindest ein logistisches Kunststück erster Ordnung ist, wenn man sonst schon nichts gelten lässt). Und die Regie von Thorleifur Örn Arnarsson (den man aus vier unterschiedlichen Produktionen am Burgtheater kennt) bekam auch einiges ab („Stupides Stehtheater“, „trostlos“).

Ich meine halt, dass das Bühnenbild versucht hat, etwas zur Geschichte beizusteuern: Die vollgemüllten Leben, die für viele Menschen in den mittleren Jahren (und Tristan und Isolde sind nicht jung) typisch sind – und dass man es abschütteln kann für einen Neuanfang, auch wenn das Schicksal ihn nicht will. Und die Regie? Ist es Stehtheater, wenn Sänger nichts tun müssen, was ihrem Text, ihrer Figur, ihrem Gefühl widerspricht? Ist es ideenlos, wenn die Geschichte erzählt wird?

Und ist  das tatsächlich ein Rückschritt? Oder nicht eher ein Fortschritt, weil es mit der Zerstörung ja nicht ewig weiter gehen kann. Wenn es schrecklich langweilig wird, sich immer von blödsinnigen Regieideen zuschütten zu lassen, unter denen die Werke nicht mehr kenntlich sind – man aber Null Lust hat, zu grübeln, was Herr XY sich möglicherweise ausgedacht haben mag?

Ja, die Werke. Richard Wagner. Schon sehr gestrig, der Alte, nicht wahr? (Vor allem, wenn man die Werke  nicht wirklich kennt.)  Und er macht nicht einmal mehr Kasse in Bayreuth. Mag ja teilweise stimmen, und Katharina, die Urenkelin, hat sicher ihren Anteil daran. In meiner Jugend (das war rund um den Chereau-„Ring“) war in Bayreuth wirklich keine Karte zu bekommen. In den letzten Jahren mussten Freunde von mir, die die Nase voll hatten, froh sein, wenn ihnen jemand ihre Vollpreis-Karten für die Hälfe oder weniger abgenommen hat. Meinen Mann hat der Castorf-„Ring“ aus Bayreuth vertrieben. „Nie wieder“, sagte er und hielt sich daran…

Unbedingt weiterlesen in https://onlinemerker.com/apropos-buh-und-danke-recht-schoen/
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Bayreuth: Regisseur Tobias Kratzer macht im „Tannhäuser“ Witze auf Kosten von Ministerin Claudia Roth

Witze auf Kosten von Claudia Roth (Von Maria Ossowski/ BR-Klassik)
Auch Claudia Roth bekommt in Bayreuth ihr Fett weg.  Venus landet im Citroënkastenwagen mit ihren Jungs, dem kleinen Oskar, dem Dragartisten Le Gateau Chocolat und Tannhäuser an einer urigen Hexenhütte, sie machen Pause, futtern geklaute Hamburger und entdecken ein kleines gelbes Veranstaltungs-Plakat, das „Dr. Claudias Kasperletheater“ ankündigt. „Hänsel und Gretel“. Kulturpolitischer Spott zum Vorschlag der Kulturstaatsministerin, die Wagnerstätte Bayreuth für Komponisten wie Humperdinck zu öffnen.

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Bildquelle: Maria Ossowski

Klaus Florian Vogt singt im zweiten Jahr jene Rolle, die zuvor Stephen Gould unvergessen interpretiert hatte. Die allgegenwärtige Videokamera zeigt im Wohnwagen den kleinen Blechtrommel-Oscar mit Tränen in den Augen. Er schenkt sich einen Schnaps ein und blickt wehmütig auf das Foto des früh verstorbenen amerikanischen Sängers. Spontaner Applaus brandet auf. Das Bayreuther Publikum vergisst seine Lieblinge nicht.

Kritik – „Tannhäuser“-Wiederaufnahme in Bayreuth: Kratzer hänselt, Publikum jubelt
Sie gilt als beliebteste Produktion auf dem Hügel: Tobias Kratzers Tannhäuser. 2019 war Premiere. Maria Ossowski hat dieses Roadmovie jedes Jahr gesehen und amüsiert sich über aktuelle Veränderungen.
BR-Klassik.de

Wagners „Tannhäuser“ zieht in in Bayreuth mehr denn je – auch im fünften Jahr

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2. Akt, Irene Roberts (Venus), Manni Laudenbach (Oskar), Le Gateau Chocolat, Klaus Florian Vogt (Tannhäuser), Elisabeth Teige (Elisabeth), Günther Groissböck (Landgraf Hermann), Chor der Bayreuther Festspiele
© Enrico Nawrath

Klaus Florian Vogt bekommt als Tannhäuser zurecht den meisten Applaus an diesem Abend – Klatschen, Bravi, Fußgetrampel. Es ist auch der Klaus-Florian-Vogt-Tag in Bayreuth. Aber auch Elisabeth Teige als Elisabeth, Irene Roberts als Venus, Markus Eiche als Wolfram von Eschenbach und Günther Groissböck als Landgraf Herrmann ernten reichlich Applaus und Bravi.
Klassik-begeistert.de

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Salzburg
Festspieleröffnung: Chruschtschowa warnt vor Canceln russischer Kunst

Da die Salzburger Festspiele mehr als nur ein Kunstfestival sind, sondern auch Bestimmungsort Österreichs gegenüber der Welt, kommt der Eröffnungsrede des Festivals immer größere Bedeutung zu. Die Festrednerin 2024, Nina Chruschtschowa, Politologin und Enkelin des ehemaligen sowjetischen KP-Chefs, erinnerte an die Kraft der Kunst, gerade auch im Ukraine-Konflikt Brücken zu bauen. Russische Kunst zu canceln führe zum Gegenteil einer Verständigung, so ihre Botschaft. Am Anfang ihrer Rede entschuldigte sie sich bei der Ukraine für den Angriff Russlands.
Mit VIDEO der Rede

topos.orf.at

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Gestern in München: OPER FÜR ALLE: „TOSCA“

mit Eleonora Buratto und Jonas Kaufmann

toscd

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GRAMOLA, WINTER & CO BRINGT DIE CD „MÄNNERLIEBE UND LEBEN“ (Beethoven, Bruckner, Brahms) mit GÜNTHER GROISSBÖCK und MALCOLM MARTINEAU AUF DEN MARKT

Katalog Nr. 99294
CD 1
Code 323

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Nach dem erfolgreichen Album „Nicht Wiedersehen“ widmen sich der weltweit reüssierende Bassist günter Groissböck und einer der profiliertesten Pianisten seines Faches, Malcolm Martineau, mit ihrem neuen Programm nun dem Sujet der Liebe, unter dem Titel „Männerliebe und Leben“ gehen sie – in Anlehnung an an Schumanns bekannten Zyklus „Frauenliebe und -leben“ – der Liebe aus Männersicht auf den Grund. Beginnend mit dem wohl ersten Liederzyklus der Musikgeschichte „An die ferne Geliebte“ von Ludwig van Beethoven präsentiert das bestens eingespielte Duo im Weiteren Schumanns „Dichterliebe“. Drei Lieder aus der Feder von Anton Bruckner („Im April“, „Herbstkummer“ und „Mein Herz und deine Stimme“) stehen weiteren ausgewählten Lieder von Johannes Brahms u.a „Wie bist du, meine Königin“, „Unbewegte laueLuft“, „Die Mainacht“ od „Nicht mehr zu dir zu gehen“ voran.

grio
ZUM VIDEO

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 BAYREUTHER FESTSPIELE -PROGRAMM 2024

bay
25 Juli
Tristan und Isolde (Neuinszenierung) – Premiere

26 Juli
Tannhäuser

27 Juli
Parsifal

28 Juli – 03 August
Ring I
28. Juli, 18.00 Uhr: Ring I – Rheingold 29. Juli, 16.00 Uhr: Ring I – Walküre 31. Juli, 16:00 Uhr: Ring I – Siegfried 02. August, 16:00 Uhr: Ring I – Götterdämmerung
28. Juli 20243. August 2024

01 August
Holländer

 03 August
Tristan und Isolde

04 August
Tannhäuser

06. August
Tristan und Isolde

07 August
Parsifal

08 August
Holländer

 09 August
Tristan

10 August
Parsifal

11 August
Holländer

12 August
Tannhäuser

14 August
Parsifal

15 August
Tristan

16 August
Tannhäuser

17 August
Parsifal

18 August
Tristan

20 – 26August
Ring II
Ring II – Rheingold 21. August, 16.00 Uhr: Ring II – Walküre 23. August, 16:00 Uhr: Ring II – Siegfried 25. August, 16:00 Uhr: Ring II – Götterdämmerung
20. August 2024 26. August 2024

22 August
Tannhäuser

24 August
Parsifal

26 August
Tristan

27 August
Tannhäuser
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ORF III-Wochenhighlights: „Kabarett unter Sternen: „Tafelrunde Open Air“ aus Melk, „Wiener Blut“ live-zeitversetzt aus Baden

Weiters u.a.: Neue Dokumentation über Erotikfilme der 1960er, -70er und -80er Jahre – von 29. Juli bis 4. August

Wien (OTS) – „ORF III Kabarettsommer“ mit Gerald Fleischhackers „Tafelrunde Open Air“ aus Melk

Zum „Kabarett unter Sternen: Tafelrunde Open Air“ direkt vor der traumhaften Kulisse von Stift Melk lädt Host Gerald Fleischhacker im Rahmen des „ORF III Kabarettsommers“ am Montag, dem 29. Juli 2024, um 20.15 Uhr. Zu Gast bei den Sommerspielen Melk in der Wachauarena sind Lydia Prenner-Kasper, Benedikt Mitmannsgruber, Petutschnig Hons und Chrissi Buchmasser. Sie widmen sich gewohnt messerscharf dem aktuellen Weltgeschehen sowie den lustigsten Nachrichten des vergangenen Monats. Danach sieht sich Elizabeth T. Spiras Kultreihe „Alltagsgeschichte“ zuerst „Im Park“ (21.30 Uhr) bzw. beim „Treffpunkt U-Bahn“ (22.15 Uhr) um.

„ORF III Kulturdienstag“ über das österreichische Gartenerbe

Im „ORF III Kulturdienstag“ am 30. Juli begibt sich der „Erbe Österreich“-Zweiteiler „Historische Gärten in Österreich“ (ab 20.15 Uhr) auf das heimische grüne Erbe. Der alternde Prinz Eugen interessierte sich viel mehr für seine neuesten Pflanzen als für die Schlachten, die er noch zu gewinnen hatte. An allen wichtigen Häfen, etwa Genua oder Venedig, hatte er seine Agenten platziert, die exotische Gewächse beim Abladen für ihn zur Seite schafften. In Teil zwei der Produktion (21.05 Uhr) geht es u. a. um den Schwarzenbergpark in Wien-Neuwaldegg. Danach steht in der gleichnamigen Doku „Die Adria der Habsburger“ (21. 55 Uhr) als Sehnsuchtsort der Haute-Volée und als Sommerrefugium der Reichen und Mächtigen im 19. Jahrhundert in Mittelpunkt. Abschließend geht es in Originalwaggons „Im k.u.k. Luxuszug an die Adria“ (22.45 Uhr) an Orte wie Abbazia (Opatija), thematisiert wird dabei die Geschichte dieser Bahnstrecke und der Menschen, die sie einst befahren haben.

Quer durch das Land mit „Heimat Österreich“ und „Landleben“

„Heimat Österreich“ präsentiert am Mittwoch, dem 31. Juli, das „Leben im Lesachtal“ (20.15 Uhr). Danach geht es „Im Traunviertel“ (21.05 Uhr) zu einem der schönsten Flecken des Salzkammerguts und „In den Seetaler Alpen“ (21.55 Uhr) hinauf auf 2.300 Meter, wo sich jenseits der Waldgrenze ein klarer Blick auf die steirischen Gipfel und Täler bietet, die diesen Gebirgszug umgeben. Abschließend zeigt der Film „Entlang der Ybbs“ (22.45 Uhr) den Verlauf des Flusses, der im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet bei Mariazell entspringt, durch das westliche Mostviertel fließt und nach etwa 130 Kilometern in der gleichnamigen Stadtgemeinde Ybbs in die Donau mündet.

Neue Doku über Erotikfilme der 1960er, -70er und -80er Jahre

Die Dokumentation „Auf der Alm da gibt’s koa Sünd – Erotikfilme der 1960er, -70er und -80er“ (20.15 Uhr) bietet am Freitag, dem 2. August, einen prägnanten Überblick über die beeindruckende Erfolgsgeschichte des deutschsprachigen Sex- und Erotikfilms, wobei der Schwerpunkt auf den Produktionen von Karl Spiehs und seiner Firma Lisa Film liegt. Sie beginnt mit der ersten Softsexkomödie „Heubodengeflüster in Oberbayern“ (1967) und reicht bis zu „Domenica“ (1993), einem dokumentarischen Spielfilm über das bewegte Leben der Hamburger Edel-Prostituierten und späteren Sozialarbeiterin Domenica Niehoff. Die Dokumentation untersucht zudem die allgemeine Entstehungsgeschichte des Erotikfilms, die eng mit dem Aufklärungsfilm verbunden ist. Aus filmhistorischer Perspektive wird das Genre des Erotikfilms beleuchtet sowie ausführlich auf die Rolle der Frau in jener Zeit eingegangen. Anschließend zeigt ORF III zwei Filmkomödien mit u. a. Thomas Gottschalk: „Piratensender Powerplay“ (21.05 Uhr) und „Die Supernasen“ (22.35 Uhr).

Mit „zeit.geschichte“ vier Mal „Volle Kraft voraus““

Am Samstag, dem 3. August, wirft ORF III im Rahmen eines vierteiligen „zeit.geschichte“-Abends einen Blick auf die Historie der rot-weiß-roten Schifffahrt. Den Auftakt macht der erste Film des Vierteilers „Volle Kraft voraus: Auf allen Meeren in der Kaiserzeit“ (20.15 Uhr). Danach folgt „Die k.u.k. Kriegsmarine“ (21.05 Uhr) über Österreich-Ungarn, die siebtgrößte Kriegsmarine der Welt zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Anschließend erzählt die Produktion „Österreicher auf der Suche nach dem American Dream“ (21.55 Uhr) die Geschichte der Schifffahrtsgesellschaft „Austro-Americana“. Den Abend beschließt der vierte Teil „Der Untergang der ‚Linz‘“ (22.45 Uhr) über das größte Unglück der österreichischen Schifffahrtsgeschichte, der die tragischen Ereignisse an Bord der „Linz“ in der Nacht vom 18. auf den 19. März 1918 nachzeichnet.

Dacapo für „JedermannJedefrau – Das Salzburger Festspielmagazin 2024“ Am Sonntag, dem 4. August, ist in der zweiten Ausgabe des vom ORF Salzburg produzierten ORF-2-Formats „JedermannJedefrau – Das Salzburger Festspielmagazin 2024“ (19.50 Uhr) u.a. „Landkrimi“-Kommissar Christoph Luser zu Gast. Er mimt im Traditionsstück „Jedermann“ auf dem Domplatz den Teufel sowie Jedermanns „Guten Gesell“. Außerdem zeigt die Sendung, wo und wie Pauken und Trompeten für Welt-Orchester wie die Wiener Philharmoniker im Land Salzburg erzeugt werden. Auch „Oper in 30 Sekunden“ gibt es wieder, dieses Mal sogar in doppelter Ausführung mit Mozarts „La clemenza di Tito“ und Weinbergs „Der Idiot“. Aus der Sommerarena Baden: Strauss-Klassiker „Wiener Blut“

Auch heuer überträgt ORF III wieder live-zeitversetzt den Premierenabend in der Sommerarena Baden, diesmal mit der Kult-Operette „Wiener Blut“, zu sehen in „Erlebnis Bühne“ am Sonntag, dem 4. August, um 20.15 Uhr. „Draußt in Hietzing gibt’s a Remasuri“ und natürlich der Walzer „Wiener Blut, eigner Saft, voller Kraft, voller Glut“ sind nur einige der bekannten Melodien dieses Meisterwerks von Johann Strauss Sohn. Der Intendant der Bühne Baden, Michael Lakner, inszeniert selbst, die musikalische Leitung übernimmt Michael Zehetner. Das spielfreudige Ensemble besteht aus Publikumslieblingen der Bühne Baden wie u.a. Clemens Kerschbaumer, Verena Barth-Jurca und Beppo Binder. Außerdem zu sehen: Franz Frickel, Sieglinde Feldhofer, Nicole Lubinger und der sogenannte „Botschafter des Rock ’n’ Roll“ Andy Lee Lang. „Kultur Heute“ meldet sich bereits am Freitag, dem 2. August, mit einer Spezialausgabe von der Bühne Baden. Ani Gülgün-Mayr bittet Ensemblemitglieder, den musikalischen Leiter sowie den Regisseur zum Gespräch.

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Mainfrankentheater  Würzburg auf positivem Kurs

Würzburg, 26. Juli 2024 – Mit einer vorläufigen Bilanz der Spielzeit 2023/24 legt die Leitung des Mainfranken Theaters Würzburg positive Zahlen vor. Demnach konnte das Vierspartenhaus seine aus den Abonnementerlösen erzielten Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um ca. 25 Prozent steigern. Die Anzahl der Abonnentinnen und Abonnenten stieg um rund 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Besucherzahlen auf beachtlichem Niveau – Auslastung bei 79 Prozent

Über 85.000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchten die Vorstellungen des Mainfranken Theaters in der Spielzeit 2023/24. Nach den Entbehrungen der vergangenen Jahre, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, den sanierungsbedingten Auszug aus dem Bestandsgebäude und durch die mehrfache Verzögerung der Eröffnung des Neubaus erreichen die Besucherzahlen des Mainfranken Theaters ein beachtliches Niveau. Die Theaterfabrik Blaue Halle und das Kleine Haus im Theaterneubau konnten jeweils rund 32.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verbuchen. Auf die Probebühne und die Hochschule für Musik entfielen jeweils rund 7.500 Besucherinnen und Besucher. Die Gesamtauslastung der Spielzeit 2023/24 liegt bei 79 Prozent.

Die höchste Zuschauerzahl erzielte, wie auch in den Jahren vor der Pandemie, das Familienstück zur Weihnachtszeit Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (knapp 11.000), gefolgt von der TanzproduktionVier Jahreszeiten (über 7.000), der Operette Die Lustige Witwe (über 6.000). Im Kleinen Haus war Emilia Galotti mit über 5.000 Zuschauern und Zuschauerinnen der stärkste Magnet.

Aber auch zahlreiche andere Produktionen trugen mit ihrer überragenden Auslastung zum großen Erfolg der Spielzeit bei, wie das Musical The Rocky Horror Show, die Tanzproduktionen Chaplin! und Hautnah sowie die Schauspielproduktionen Die Comedian Harmonists, Das schweigende Klassenzimmer und die Komödie Die Affäre Rue de Lourcine sowie die Musiktheater-Produktion Elektra in der Blauen Halle. Besonders erfreulich war, dass auch die zeitgenössische Dramatik und Uraufführungen auffallend gut ausgelastet waren, wie beispielsweise der Doppelabend von Roland Schimmelpfennigs Werken Der Kreis um die Sonne und Der Riss durch die Welt (83 Prozent) oder die Musiktheater-Uraufführung Karl und Anna mit 74 Prozent.

Ebenfalls erfolgreich zeigten sich die Formate des Philharmonischen Orchesters Würzburg, darunter das Neujahrskonzert sowie die Kammerkonzerte. Auch die Sinfoniekonzerte erfreuten sich abermals großer Beliebtheit, die Auslastung liegt hier bei 81 Prozent.

Die Angebote der PlattformX nutzten in der abgelaufenen Spielzeit mehr als 7000 Menschen abseits der reinen Vorstellungsbesuche. Sie nutzten theaterpädagogische Formate wie Workshops und Spielclubs oder nahmen am „Maus-Türöffner-Tag“ und dem bundesweiten Vorlesetag teil.

Intendant Markus Trabusch äußert glücklich: „Wir alle freuen uns ungemein, dass unsere Arbeit auf eine so große Resonanz beim Publikum trifft. Denn wir machen Theater für die Zuschauerinnen und Zuschauer – und können dies nun endlich wieder in geeigneten Spielstätten. Mit fast 80 Prozent ist die Auslastung des Hauses so hoch wie nie zuvor, wenngleich die absoluten Zahlen bedingt durch das Platzangebot noch nicht in Konkurrenz zu denen der Vorpandemiezeit stehen.“

Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor kommentiert: „Die Spielzeit 2023/24 war die erste Saison, in der wir endlich wieder in der Mitte der Stadt angekommen sind. Dass die Menschen den Theaterneubau mit den beiden Spielstätten Kleines Haus und Probebühne so gut angenommen haben, macht uns stolz und zuversichtlich im Hinblick auf die kommende Saison.“

Spielzeitpause vom 27. Juli bis zum 11. September 2024

Während der Spielzeitpause vom 27. Juli bis zum 11. September 2024 bleibt auch die Theaterkasse geschlossen. Der Kartenerwerb ist in dieser Zeit ausschließlich über den Theater-Webshop möglich. Ab Freitag, dem 13. September, 11.00 Uhr, nimmt das Team der Theaterkasse seinen Service wieder auf. In die neue Spielzeit 2024/25 startet das Mainfranken Theater mit dem AUFTAKT!, einem ganztägigen Theaterfest, am 22. September, das sich tagsüber auf die Spielorte im Theaterneubau verteilt und abends in der Blauen Halle mit einer Revue mit Ausblicken auf die neue Spielzeit endet.
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WIEN/ImPulsTanz: DD Dorvillier mit „Dance is the archeologist or an idol in the bone“

Die karge Bühne mit ihrem geschwärzten Mauerwerk hinten und der morbide Charme des Schauspielhauses Wien geben eine passende Kulisse für die in Puerto Rico geborene, seit 2010 in Frankreich lebende Choreografin und Tänzerin DD Dorvillier und ihr Solo „Dance is the archeologist, or an idol in the bone.“, das sie hier als Österreichische Erstaufführung zeigt.

Minimalistisch legt sie dieses 2024 entwickelte Stück an, ohne jegliche Requisite. Von zurückhaltendem Sound und wenigen Variationen des Lichts begleitet, begibt sich DD Dorvillier, inspiriert von einem Traum, den sie nach Bewegungsübungen und Recherchen nahe einer Ausgrabungsstätte in Frankreich hatte, auf die Suche.

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DD Dorvillier: „Dance is the archeologist, or an idol in the bone.“ © Natalia Benosilio La Caldera

In der Stille beginnt sie mit dem Kreisen der Fäuste, beobachtet sie, nimmt die Arme hinzu, erschließt sich den Bühnenraum und intensiviert die Bewegungen. „What if?“ fragt sie mehrfach. Sie öffnet die Hände, vermisst Räume vertikal und horizontal, schließt abwechselnd die Augen, erforscht somit ihre Perspektive, dann das Innere ihres Körpers – sie reißt sich das Fleisch von den Armen, gräbt sich so bis auf die Knochen und also ihr Innerstes frei – und ihre Stimme („Ahhh“), balanciert auf den Ballen, erzeugt eine ungeheure Spannung.

Auch das Rohr an der Ecke ist von Interesse. Sie schreit, kreischt, quietscht, singt hohe Töne. Ihre Bewegungen untermalt sie mit Geräuschen. Als ob ein sehr alter mechanischer Apparat ächzt bei jeder Bewegung. Soundsplitter dazu. Sie quietsch mit den Schuhsohlen auf dem Boden, untersucht so den Grund, auf dem sie steht, prüft die Beschaffenheit der Oberfläche, die tiefer Liegendes verdeckt, läuft im Kreis mit einer imaginären Fahne in den Händen, schwenkt diese im Stand, streckt langsam die Arme empor und richtet die Hände wie ein Spitzdach über sich aus. Und dann geht’s zurück in die Ecke, zum Ausgangspunkt.

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DD Dorvillier: „Dance is the archeologist, or an idol in the bone.“ © Natalia Benosilio La Caldera

Dort startet sie einen zweiten Durchlauf dieser choreografischen Reihe, nun mit ganz leicht abgewandelten und wenigen hinzugefügten Gesten und den akustischen Ereignissen des ersten Zirkels als eingespielte Aufnahme. Zudem fragt sie: „What if… water?“ Und später noch: „What if… distance?“ Und als würde sie einen dritten Lauf beginnen wollen, kommt sie aus der Ecke nur noch, um sich zu verbeugen.

Wasser als geologisch wirksames Element, das weich, aber wegen seiner Stetigkeit und Beharrlichkeit härteste Realitäten zu gestalten im Stande ist, das verschüttete, zugedeckte Schichten erst freizulegen und sie dann fort zu spülen vermag, wird zur vielschichtigen Metapher. Für die Arbeit mit dem eigenen Unbewussten, für die Wirklichkeit formende Kraft der Masse, für Geduld. Die Distanz, aus der heraus sich selbst und die Welt zu betrachten eine zwingende Voraussetzung für Erkenntnis ist, führt sie als erforderliches Werkzeug in der zweiten, der „Gegenwarts-Runde“, ein.

Die Bilder, mit denen sie arbeitet, auch der unaufdringlich zugesetzte elektronische Sound von Sébastien Roux und das die Zyklen rahmend eingesetzte Saallicht (Madeline Best) unterstützen im selben Duktus, sind in ihrer Reduziertheit und Klarheit bestechend und entwickeln eine besondere poetische Kraft. Die vielen Ebenen, die damit angesprochen werden, heben diese Arbeit über eine persönliche hinaus. Die Echos der Vergangenheit in all dem, was wir sind und was die Welt ausmacht, hörbar zu machen, zu zeigen, wie aus Altem immer wieder Neues entsteht und wie jenes dieses nährt, wird zum Bild für eine eine Zukunft, die dem Heute entwachsen wird.

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DD Dorvillier: „Dance is the archeologist, or an idol in the bone.“ © Natalia Benosilio La Caldera

Die Archäologie ist in gewisser Hinsicht auch eine Wissenschaft von der Zukunft, weil das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft Prozesse sind, deren Kenntnis das Verständnis der Gegenwart und die Vorhersage wahrscheinlicher Zukünfte ermöglicht. DD Dorvillier begibt sich mit dieser so sensibel durchgeführten Ausgrabung auf die Suche nach eigenen persönlichen, künstlerischen, ebenso aber auch sozialen, gesellschaftlichen, politischen und spirituellen Vergangenheiten und Traditionen, um deren Widerhall in der Gegenwart zu erspüren und daraus einen Ausblick auf Zukunft in unsere Vorstellung zu projizieren.

DD Dorvillier empfiehlt mit dieser in ihre Reihe „untitled landscapes“ eingebetteten bescheidenen, zärtlichen, vorsichtigen und dennoch konkreten, klugen Arbeit „Dance is the archeologist, or an idol in the bone.“ auch Bewusstheit über diese Kräfte und Prozesse. Weil diese Bewusstheit Freiheit, Kreativität und die Übernahme von Verantwortung ermöglicht und damit die Grundlagen schafft dafür, sich selbst, Zukünfte und Kunst in diesem Sinne gestalten zu können.

DD Dorvillier / human future dance corps mit „Dance is the archeologist, or an idol in the bone.“ am 21.07.2024 im Schauspielhaus Wien im Rahmen von ImPulsTanz.

Rando Hannemann

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