DIE SONNTAG-PRESSE – 9. FEBRUAR 2025

DIE SONNTAG-PRESSE – 9. FEBRUAR 2025

Die Liebe der Danae 2025, M. Byström © M. Ritterhaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE– 9. FEBRUAR 2025

München/Bayerische Staatsoper
Strauss-Premiere an der Bayerischen Staatsoper „Die Liebe der Danae“
Deutschland ist dabei, den Krieg zu verlieren, als „Die Liebe der Danae“ von Strauss uraufgeführt werden soll. Zugrunde liegt dem Stück ein Libretto, das an einen Flickenteppich erinnert: Zwei Mythen wurden verwoben, von Hugo von Hoffmannstahl stammt die Geschichte und vier Librettisten hatten dann noch ihre Finger im Spiel. Es kommt jedoch nur zur Generalprobe bei den Salzburger Festspielen. Das versuchte Hitlerattentat und die Erklärung des „totalen Krieges“ verhindern eine Uraufführung, die erst 1952 stattfinden wird.
BR-Klassik.de

Die Liebe der Danae: Heftig im ersten Akt. Emotional im zweiten! Zäh im dritten.
Vor der Pause im ersten und zweiten Akt unterhält mich die im Untertitel der Oper versprochene „heitere Mythologie“ gut. Der dritte Akt zieht sich in die Länge, wirkt aufgepropft. Ob es die Regie will oder nicht, mit dem Hintergrundvideo eines alten Richard Strauss und Jupiters Liedtext „Herrlich aufruft / Zu ewiger Zeugung! / Aber in weiter Ferne zieht / Der große Ruhelose / In den Abschied des Abends,“ erscheint mir dieser dritte Akt als Gleichsetzung der singenden Figur Jupiters mit dem Komponisten. Eine Huldigung Strauss’ eigener Person und Zeugungskraft. Damit fange ich nichts an. Die Strauss’sche Musik verliert für mich so ihre Wirkung.
Von Frank Heublein
Klassik-begeistert.de

„Die Liebe der Danae“ – Claus Guth inszeniert Strauss in München
Audio von Jörn Florian Fuchs (6,30 Minuten)
deutschlandfunk.de

Bayerische Staatsoper – Die Liebe der Danae – Abendrot ganz ohne sanftes Glühen
Während sich Claus Guth ohne größeres Interesse am Werk in die gehobene Regie-Routine rettet, desavouiert Sebastian Weigle am Pult des Bayerischen Staatsorchesters das ätherische Spätwerk des Richard Strauss zur lärmenden Theatermusik.
concerti.de

Nur Gold ist auch keine Lösung
Richard Strauss: Die Liebe der Danae. Die Bayerische Staatsoper bringt mit Claus Guths Inszenierung von Richard Strauss’ Oper „Die Liebe der Danae“ antike Mythologie in ein modernes Hochhaus. Auch hier zeigt sich, dass Reichtum seine Risiken hat.
DieDeutscheBühne.de

„Nach Golde drängt, am Golde hängt…“– Neue Sicht auf „Die Liebe der Danae“ an der Bayerischen Staatsoper (Bezahlartikel)
NeueMusikzeitung/nmz.de

„Die Liebe der Danae“ in München: Manuela Uhl rettete den Abend
Endlich ein Erfolg für Richard Strauss’ vorletzte, bisher ungeliebte Oper! Doch die Premiere der „Danae“ an der Bayerischen Staatsoper hätte beinah nicht stattgefunden.
DiePresse.com

Wien
Fritz Kreisler: Er brachte Wien zum Klingen
Nach Johann Strauß hat vielleicht nur noch der große Geiger Fritz Kreisler mit seinen Kompositionen einen unverwechselbar wienerischen Tonfall getroffen. Anlässlich seines 150. Geburtstags erinnert Wilhelm Sinkovicz an diesen Musiker, der aus seiner Heimat schon als weltberühmter Mann vertrieben wurde, aber zeitlebens seine Geburtsstadt Wien auch mit großzügiger humanitärer Hilfe unterstützt hat.
DiePresse.com

Benjamin Bernheim: umjubeltes Arienkonzert in München
Ein Ereignis. Er ist der neue Stern am Gesangshimmel: der französische Tenor Benjamin Bernheim. Publikum und Kritik gleichermaßen sind einhellig begeistert. Selbst sonst eher zurückhaltende Kritiker geraten ins Schwärmen. Der gebürtige Pariser feierte Erfolge bei den Festspielen in Salzburg oder an der Bayerischen Staatsoper. Sein Debütalbum erhielt sofort den renommierten Preis „Diapason d’Or“. Gestern Abend war Benjamin Bernheim zusammen mit der Philharmonie Baden-Baden unter Marc Leroy-Calatayud im Münchner Prinzregententheater zu erleben.
BR-Klassik.de

Benjamin Bernheim im BR-Interview
Mit jeder Arie eine neue Geschichte erzählen: Er ist 39 Jahre alt und an allen wichtigen Opernhäusern zu Hause. 2019 und 2023 hat Tenor Benjamin Bernheim kurze Gastspiele an der Bayerischen Staatsoper gegeben. Jetzt kommt er zurück nach München für einen Abend mit Arien im Prinzregententheater.
BR-Klassik.de

Berlin
Berliner Staatsoper ehrt Tiroler Dirigenten
Die Berliner Staatsoper Unter den Linden ehrt den legendären Innsbrucker Dirigenten Otmar Suitner mit einer Statuette. Diese wurde einst vom Bildhauer Hans Pontiller angefertigt, der wie Suitner aus Tirol stammte. Der Festakt geht in knapp zwei Wochen über die Bühne.
tirol.orf.at

In Wien dirigierte Suitner eine „Holländer-Premiere
archiv.wiener-staatsoper.at

Hamburg
Komplett geschenkt: Klaus-Michael Kühne spendiert den Hamburgern ein Opernhaus
Der Logistik-Unternehmer und Musik-Freund Klaus-Michael Kühne macht die Schatulle weit auf. Schon diesen Montag soll es losgehen mit der Planung. Aber es gibt auch Kritik.
FrankfurterAllgemeine.net

Dirigent Nagano: „Bravo“ zur neuen Oper für „Musikstadt Hamburg“
ndr.de

Oper „Ariadne auf Naxos“ in Hamburg: Familientherapie im Altbau
Regisseur Dmitri Tcherniakov braucht in seiner Neuinszenierung Richard Strauss’ Oper einige Kunstgriffe. Spannend ist die Inszenierung dennoch.
taz.de

Schwerin
Mord und Raub im Zeichen pervertierter Religion
Ethel Smyth: Strandrecht (The Wreckers)
DieDeutscheBuehne.de

Mailand
Mailand feiert Maestris meisterlichen Scala-Falstaff
Eine einzigartig mitreißende, feierliche Falstaff-Experience krönt die Scala mal wieder zum weltbesten Verdi-Haus! An der Spitze eines souveränen Gesangsensembles stand Falstaff-König Ambrogio Maestri, Daniele Gatti ließ die Italianità mit Feuer und Flamme aus dem Graben tanzen. Einzig Giorgio Strehlers klassische Traditions-Regie wirkte ein wenig abgestaubt und ideenlos.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

Maribor
„Otello“ oder: Der aufwühlende Suizid der Desdemona
Verdis „Otello“ in Guy Montavons schlüssiger Regie überzeugt am Opernhaus Marburg in allen Bereichen.
KleineZeitung.at

Nachruf
Professor Hans-Peter Lehmann (15.12.1934-5.2.2025) Intendant der Staatsoper Hannover von 1980 – 2001
staatstheater-hannover.de

CD-Besprechung
Mit Ritter Pásmán will sich Johann Strauss auch im Opern-Fach etablieren
Neujahr 1892. An der Hofoper in Wien feierte die erste Oper von Johann Strauss ihre Uraufführung. Der erfolgsverwöhnte Meister setzte große Hoffnungen in das Werk. Schließlich wollte er sich auch im Opern-Fach etablieren. Das Johann-Strauss-Jubeljahr 2025 sollte Anlass genug sein, mal wieder des Komponisten Ritter-Rüstung zu polieren…
Von Ralf Krüger
Klassik-begeistert.de

Links zu englischsprachigen Artikeln

Wien
The secrets of mastering opera’s most demanding role (Subscription required)
Divas love ‘Norma’ — and fear it. Two sopranos taking on the part in Vienna explain how they’re approaching Bellini’s daunting creation
ft.com

Piacenza
Teatro Municipale di Piacenza 2025 Review: Giulio Cesare in Egitto
operawire.com

London
Kicking down the door: a well-sung revival of The Marriage of Figaro at English National Opera
bachtrack.com/de

Phaedra + Minotaur at the Linbury: truly arresting performances
bachtrack.com/de

Late-replacement Carolin Widmann and Walton are the stars of this LSO concert
seenandheard-international.com

Cardiff
The Marriage of Figaro review – WNO’s staging has punch and plenty to savour
TheGuardian.com

The Marriage of Figaro, Welsh National Opera review – no concessions and no holds barred
theartsdesk.com

New York
Review: Strauss’s ‘Salome,’ Squeezed Down to Some Clarinets (subscription required)
Heartbeat Opera specializes in daring reductions of the classics, and this may be its most implausible undertaking yet.
nytimes.com

MasterVoices probes crime and punishment in Blind Injustice
Scott Davenport Richards’s opera Blind Injustice tells a harrowing story of glaring injustice within the US judicial and penal systems.
seenandheard-international.com

OPERA America Releases an Encouraging 2024 Annual Field Report
These findings provide leaders in the field with a comprehensive overview of the financial health and productivity of opera companies in North America.
operawire.com

Boston
A pair of impressive debuts mark the BSO’s program from Beethoven to Stravinsky
bostonclassicalreview.com

Chicago
Salonen, CSO deliver the brilliance and strange of “Bluebeard’s Castle”
chicagoclassicalreview.com

San Francisco
SF Symphony Takes a Dive Into the Weirder Side of Mahler With Paavo Järvi
sfcv.org

Berkeley
Lise Davidsen finds riches with (mostly) majestic singing in her Berkeley recital
seenandheard-international.com

Recordings
Q & A: Jakub Józef Orliński on #LetsBaRock & Creating a Crossover Album
operawire.com

Rock/Pop

„Tickende Zeitbombe“
Er braucht Hilfe! Große Sorge um Justin Bieber
Es sind erschreckende Bilder von Justin Bieber, die kürzlich von Paparazzi in New York gemacht wurden. Geht es dem Sänger nicht gut?
Heute.at

Sprechtheater

Schauspielhaus Graz – „Slippery Slope“ Übertreibung mit Unterboden
Die israelische Dramatikerin Yael Ronen ist zurück am Schauspielhaus Graz: Felix Hafner inszeniert die österreichische Erstaufführung von „Slippery Slope“ als bunte Übertreibung,
krone.at

Neue Volksbühnen-Intendanz: Notwendige Grenzüberschreitung? (Bezahlartikel)
Lange war auf diese Entscheidung gewartet worden, jetzt ist sie da: Matthias Lilienthal übernimmt die Intendanz der Berliner Volksbühne. Ist das gut oder schlecht?
FrankfurterAllgemeine.net

Duell der Blicke: „Salome“ am Bayerischen Staatsschauspiel
Ewelina Marciniak inszeniert fürs Münchner Residenztheater „Salome“ im Cuvilliéstheater und blickt durch die feministische Brille auf das Drama von Oscar Wilde.
MünchnerMerkur.de

Münchner Residenztheater: „Salome“: Glotzt nicht so gierig (Bezahlartikel)
Bibel, Feminismus, Hitler: Am Münchner Residenztheater inszeniert Ewelina Marciniak sehr frei nach Oscar Wilde eine arg überladene „Salome“. Ein großer Moment bleibt aber doch.
SüddeutscheZeitung.de

Ausstellungen/Kunst

Museen
Herbe Besucherrückgänge in Albertina modern und Unterem Belvedere (Bezahlartikel)
Die Bundesmuseen schafften 2024 gemeinsam wieder einen Besucherrekord. Aber es boomt ja auch der Tourismus.
Kurier.at

Politik

USA
Trump herrscht von Gottes Gnaden – und Paula White ist seine Päpstin
Gottesgnadentum braucht eine Autorität, die das bestätigt. Im alten Europa war es der Papst. Für Donald Trump ist es Paula White.
DiePresse.com

US-Richter blockiert Zugang von Musk-Team zu Finanzministeriumsdaten
US-Präsident Trump will seinem Vorgänger Biden indes den Zugang zu Geheiminformationen entziehen. Ein Richter blockierte die bevorstehende Freistellung von zunächst 2.200 USAID-Mitarbeitern
DerStandard.at

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Unter’m Strich

Corona-Aufarbeitung auf Servus TV: „Were we on the wrong path?
Der „Architekt der schwedischen Strategie“ Anders Tegnell könnte am hohen Ross sitzen. Tut er aber nicht, wie man in einem einstündigen Interview mit Michael Fleischhacker sehen konnte. Geführt auf Englisch, übrigens.
DiePresse.com

INFOS DES TAGES (SONNTAG, 9. FEBRUAR 2025)

INFOS DES TAGES (SONNTAG, 9. FEBRUAR 2025)

Quelle: onlinemerker.com

HEUTE in ORF III/ Erlebnis Bühne: Kulissengespräch mit Barbara Rett: Cavalleria rusticana / Pagliacci

Dauer: 15 Minuten
Produktionsjahr: 2025 / 2025

Ausstrahlungstermine
09. Februar, 20:00 Uhr in ORF III

Barbara Rett trifft die Stars der beiden Opern, KS Elīna Garanča, KS Jonas Kaufmann und Jonathan Tetelman zum Gespräch im Teesalon der Wiener Staatsoper.
Garančas Debüt an der Wiener Staatsoper war 2003 in der „Cavalleria rusticana“ als Lola, heute singt sie die Rolle der Santuzza. Für Jonas Kaufmann ist es das Staatsopern-Rollendebüt als Canio in „Pagliacci“. Und Jonathan Tetelman feiert sein Staatsopern-Debüt und singt erstmals die Rolle des Turiddu in der „Cavalleria rusticana“.

Moderation: Barbara Rett

Mitwirkende: Elīna Garanča, Jonas Kaufmann

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Cavalleria rusticana: Elīna Garanča (Santuzza), Adam Plachetka (Alfio) © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

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Pagliacci: Jonas Kaufmann, Maria Agresta © Michael Pöhn

Cavalleria & Pagliacci auf ORF III

„Ein großer Abend in der Wiener Staatsoper“, lautete die Headline im „Merker“: „Cavalleria rusticana“ mit Elīna Garanča und Jonathan Tetelman sowie „Pagliacci“ mit Jonas Kaufmann und Maria Agresta sorgten für Bravochöre. Am Sonntag, den 9. Februar kommt ab 20 Uhr die Aufzeichnung der Verismo-Zwillinge auf ORF III / Erlebnis Bühne. Zu Beginn der Sendung gibt es Gespräche der Protagonisten mit Barbara Rett.

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Berlin/Deutsche Oper : TURANDOT Etwa 20 Fotos Videos, moderne Produktion – Letzte Vostellung am  14.2.2025  (Fritz Krammer). 

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ZU INSTAGRAM mit vielen Foto, Videos

Dirigent: Jordan de Souza
Inszenierung: Lorenzo Fioroni
Bühne: Paul Zoller
Kostüme: Katharina Gault
Chöre: Jeremy Bines
Chor der Deutschen Oper Berlin
Kinderchor der Deutschen Oper Berlin
Kinderchor: Christian Lindhorst

Turandot: Saioa Hernández
Altoum: Clemens Bieber
Calaf: Angelo Villari
Liù: Maria Motolygina
Timur: Byung Gil Kim
Ping: Michael Bachtadze
Pang: Kangyoon Shine Lee
Pong: Thomas Cilluffo
Ein Mandarin: Jared Werlein
Erste Damenstimme: Gyumi Park
Zweite Damenstimme: Seungeun Oh

Orchester der Deutschen Oper Berlin

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Hessisches Staatstheater Wiesbaden Pilotprojekt: Audiodeskription für Tanz

Eine Aufführung des Hessischen Staatsballetts als gleichwertige sinnliche Erfahrung für blinde Menschen

Hörfassungen für Spielfilme sind ein bekanntes und verbreitetes Format. Moderationen von Fußballspielen im Radio fanden großen Anklang, ehe das Fernsehen in die Wohnzimmer einzog. Nun hat die Tanzplattform Rhein-Main ein deutschlandweit bislang einzigartiges Ausbildungsformat ins Leben gerufen: Ein Qualifizierungsprogramm für Audiodeskriptionsautor*innen für Tanz. Die Resultate des seit November 2024 laufenden Ausbildungsprogramms werden als besonderes Angebot für die kommende Premiere des Hessischen Staatsballetts „Chronicles“ am Sonntag, den 16. Februar um 18:00 Uhr im Großen Haus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden präsentiert: Blinde und sehbeeinträchtigte Besucher*innen können der Aufführung mithilfe einer Live-Audiodeskription über Kopfhörer folgen. Außerdem sind Plätze nah an der Bühne reserviert.

Der Startschuss zum Projekt fiel im Herbst letzten Jahres. 40 Interessierte waren der Ausschreibung der Tanzplattform Rhein-Main gefolgt, um die Kunst der Audiodeskription für die Ausdruckform Tanz zu erlernen – ein großer Zuspruch angesichts der neun zu vergebenden Ausbildungsplätze. Während es für den Film seit langem Kurse und neuerdings sogar eine Hörfilmakademie gibt, an der man eine Ausbildung absolvieren kann, wird die Audiodeskription für Tanz bislang noch von wenigen Expert*innen praktiziert, die sich ihre Fähigkeiten selbst angeeignet haben. Zwei dieser Expert*innen leiten das hiesige Programm: Mella Hambrecht und Fabian Lilian Korner als blinde Autor*innen. Zur Seite steht ihnen Jasmin Schädler als sehende Autorin.

Die Ausbildung begann mit einem für alle offenen Einstiegswochenende, an dem die Grundlagen der Audiodeskription vermittelt wurden. Danach wurden die neun Ausbildungsplätze vergeben: „Ein Auswahlkriterium war, dass die Teilnehmenden eine
Bereitschaft mitbringen als kreative Audiodeskriptor*innen Tänzer*innen und Choreograf*innen bei der Öffnung ihrer künstlerischen Praxis hinsichtlich mehr Barrierefreiheit zu begleiten sowie die Frage, wie viel Kontakt die Bewerber*innen bislang mit Behinderten- und Taubenkultur hatten,“ erklärt Lea Gockel, Koordinatorin für Barrierefreiheit und inklusive Kulturpraxis am Mousonturm.

Im Dezember folgte ein Modul, in dem die Teilnehmenden in ihre besondere Arbeitsstruktur übergingen: Drei Teams wurden gebildet, bestehend aus jeweils zwei sehenden und einer/m blinden Autor*in. Außerdem wurden die Teilnehmenden auf das Material der Tanzpremiere vorbereitet. Der Abend „Chronicles“ eignet sich in besonderem Maße, da er sechs kurze Stücke verschiedener choreografischer Stile enthält und somit eine große Bandbreite zu beschreibenden Materials abdeckt. Jedes Audiodeskriptionsteam bekam zwei Stücke zugewiesen.

In den folgenden Wochen wurden die Audiodeskriptionen in engem Austausch mit den Tanzteams und parallel zu den entstehenden Choreografien entwickelt und immer wieder angepasst. Momentan feilen die Teams als regelmäßig Anwesende bei den Proben im Großen Haus und im Austausch mit den Choreograf*innen an den letzten Feinheiten der Deskriptionsskripte.
Was den Unterschied einer rein technischen Beschreibung von Bewegungen zur Form der kreativen Audiodeskription macht, erklärt Lea Gockel: „Das Entscheidende ist, dass hier poetische Sprachbilder und kreative Beschreibungstechniken entwickelt werden, die genau auf das Tanzstück passen. Wie auch Tanz immer wieder danach strebt, Assoziationen zu wecken und nicht nur schöne Bewegungen zu zeigen, entwickeln die Autor*innen Sprachbilder passgenau zur Bewegungssprache, zur Dramaturgie, zum Rhythmus der Musik und der Bewegungen, so dass für blinde und sehbehinderte Zuhörer*innen ein nahezu gleichwertiges ästhetisches Erlebnis entsteht wie für sehende Besucher*innen des Abends.“
Dabei spielt die Mitwirkung eines/r blinden Autor*in im Team eine entscheidende Rolle: „Wenn eine sehende Autorin beschreibt: ‚Die Farben auf der Bühne wechseln zum Farbspektrum eines Sonnenaufgangs‘, dann haben wir als sehende Menschen ein Gefühl und ein Bild im Kopf. Wenn ich eine geburtsblinde Person bin, kann ich zwar aus dem Kontext meiner Sozialisierung schließen, was ‚Sonnenaufgang‘ für ein Gefühl in mir auslösen soll, dies ist aber kein Automatismus in meiner Erfahrungswelt, weil ich noch nie einen Sonnenaufgang gesehen habe. Bei der kreativen Audiodeskription wird nicht aus sehender Perspektive beschrieben, sondern dahingehend, was für eine nichtsehende Person zur Vermittlung des gezeigten Ausdrucks wichtig ist.“

Das Projekt sei in mehrfacher Hinsicht ein Pilotprojekt und eine Bereicherung für alle Seiten, erklärt Lea Gockel: „Es ist deutschlandweit das erste Qualifizierungsprogramm für Audiodeskriptionsautor*innen im Tanz. Wir arbeiten im Sinne der UN-
Behindertenrechtskonvention, die selbstbestimmte Teilhabe und Teilgabe fordert, mit einem Leitungsteam aus zwei blinden Autor*innen, was bislang einzigartig ist. Das Projekt zielt darauf ab, sehbehinderte und blinde Menschen vor und hinter der Bühne stärker selbstbestimmt einzubinden.“ Und damit nicht genug: „Wir schaffen auch ein Netzwerk an Autor*innen für Audiodeskription, die Tanz beschreiben können und die als Expert*innengruppe über das Projekt hinaus mit dem Staatstheater Wiesbaden, mit uns als Mousonturm, aber auch mit anderen Theatern in Hessen kooperieren soll, um mehr Tanzproduktionen für sehbehinderte und blinde Menschen zugänglich zu machen.“

Besucher*innen, die sich für die Live-Audiodeskription am Sonntag, den 16. Februar bei der Premiere des Tanzabends „Chronicles“ interessieren, wenden sich bereits beim Ticketkauf an die Theaterkasse des Staatstheaters Wiesbaden, da eine optimale Platzierung vorgesehen ist. Die Kopfhörer, mit der man die live gesprochene Audiodeskription verfolgen kann, erhält man am Abend vom Einlasspersonal. Bislang ist eine einmalige Audiodeskriptionsbegleitung geplant, weitere Termine werden auf der Homepage des Staatstheaters bekanntgegeben.
Die Tanzplattform Rhein-Main, ein Projekt von Künstler*innenhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett, wird ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, Crespo Foundation, Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung, Dr. Marschner Stiftung, ODDO BHF Stiftung, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt
am Main].
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KÖLN: Hinter den Kulissen der Lambertz Monday Night vom 3.2.2025

Die beliebte Party einmal ganz anders

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

Die inzwischen sicherlich berühmteste, begehrteste, internationalste und schillerndste Kölner Party des Jahres ist die Lambertz Monday Night, die traditionsgemäß während der Internationalen Süßwarenmesse, jeweils am Montag, im legendären Alten Wartesaal am Hauptbahnhof im Schatten des Domes stattfindet. Nach zwei Jahren Pause freute man sich, als 2024 endlich wieder die heiß ersehnte Veranstaltung stattfinden konnte, nachdem man wegen Corona zwei Jahre hatte pausieren müssen. Da leider andere ähnlich gelagerte Events in Köln nicht mehr stattfinden, und dazu gehören die Unicef Gala, der Köln Ball, die Sport Gala und weitere gesellschaftliche Höhepunkte, ist die Lambertz Monday Night nun zum letzten noch stattfindenden Society-Treffpunkt geworden. In diesem Jahr fand sie zum 24. Mal statt und wird im kommenden Jahr ihr 25. Jubiläum feiern können.

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Hermann Bühlbecker auf seinem Messestand mit Ralf Moeller. Foto: Andrea Matzker

Gastgeber Prof. Dr. Hermann Bühlbecker lädt regelmäßig seine illustren Freunde und Bekannten ein und zeigt damit, dass er großen Wert auf Freundschaften legt. Dieses Verhalten sieht man auch beim Einsatz der ellenlangen Personalliste, die vonnöten ist, um solch eine riesige Veranstaltung stemmen zu können. Auch hier sieht man seit vielen Jahren, ja sogar seit Jahrzehnten, dieselben und immer die gleichen freundlichen, lebendigen und positiven Gesichter. All dies sehen die Gäste der großen Party nicht, denn sie sehen erst das Ergebnis monatelanger Vorarbeit und mindestens zweitägiger konzentrierter und anstrengendster Probenarbeit. Wer macht sich schon die Mühe und überlegt, wie viele Monate man an allein einem der kostbaren Kostüme arbeiten muss? Wer denkt darüber nach, wie viele Hairdresser und Visagisten allein an einem der beiden männlichen Models arbeiten müssen, um dessen schwarze lange Haarpracht so schön erscheinen und glänzen zu lassen, wie sie am Ende den Laufsteg passiert? Wer ahnt schon, dass es dazu selbst bei einem Mann gleich drei Profis braucht?! Von den über 40 zauberhaften weiblichen Grazien ganz zu schweigen! Das Make-up allein wird oft von rechts und links bewerkstelligt, während ein oder zwei Künstler die Haarpracht von hinten bändigen. Also kann man sich vorstellen, wie viele Make-up-Künstler, Friseure, Kostümbildner und Choreographen allein bei den letzten Proben vor dem Auftritt in einem Raum vorhanden sind, wenn derart zahlreiche Modelle über den Laufsteg wandeln.

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Mehrere Kilo Mozartkugeln beschweren dieses zauberhafte Kostüm. Foto: Andrea Matzker

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Hinreißend rasante Tanzdarbietung bei den Proben. Foto: Andrea Matzker

Wie sich auch in diesem Jahr wieder zeigte, filmte mindestens die (meist männliche) Hälfte der rund 800 Gäste mit ihren Handys die diversen Acts auf der Bühne. Demnach kann man also nur äußerst selten freie Sicht auf die Modelle erhalten. Aus diesem Grunde entschieden sich die Verfasser dieses kleinen Berichts dazu, die gesamten Veranstaltungen im Vorfeld zu dokumentieren und zu fotografieren, da außerdem letztendlich sowieso nur die Fotos vom Laufsteg am Abend selbst in der Presse zu sehen sein werden. Dieser Artikel soll zeigen, dass der Hauptfokus auf den Kostümen und der natürlichen Schönheit der Mannequins liegt. Denn auf all diesen Probenfotos sind die Künstler und Modelle noch nicht geschminkt, frisiert oder von Kopfputz oder Accessoires geschmückt. Man sieht also allein den persönlichen Charme der Modelle und ihre ausgefallenen Kreationen, vor allem aber auch ihre dauerhaft gute und ansteckende Laune trotz aller Anstrengungen, denn die Stimmung ist einfach nur fantastisch. Auch kein sensationeller Hintergrund auf der Leinwand hinter dem Laufsteg, wie natürlich später während der Live Bühnenschau vor Publikum, lenkt von diesen Details ab.

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Catherine Deneuve während der Show vor OB Reker. Foto: Andrea Matzker

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Ornella Muti und Tochter Naike Rivelli amüsierten sich königlich auf der Party. Foto: Andrea Matzker

Unter dem diesjährigen Motto „Sweet Art“ kamen die prominenten Gäste aus Wirtschaft, Politik, Sport, Gastronomie und Kultur in den Alten Wartesaal. Zu den vielen deutschen Geladenen gehörten, wie jedes Jahr, der rüstige Dieter Hallervorden, der ebenfalls unverwüstliche Jean Pütz, der erschlankte Rainer Calmund sowie verschiedene Fernsehmoderatoren und Meinungsvertreter unserer Gesellschaft. Wolfgang Bosbach erfreute sich am Buffet, Wolfgang Kubicki erklärte entschiedener Maßen, dass dies „die beste Party ganz Deutschlands“ sei, und Günther Klum zeigte sich sichtlich stolz auf seine Enkelkinder, die er vielleicht nächstes Mal mit zur Party bringt. Ralf Moeller, der auch den Messestand von Lambertz besucht hatte, blieb nicht lange, da es seiner Mutter bedauernswerterweise nicht gut ging. Leider musste er am Tag nach der Party mitteilen, dass sie inzwischen verstorben war. Aus Amerika war Schauspieler John Savage angereist. Die absoluten Topstars allerdings waren, wie auch schon in den Jahren zuvor, die Grande Dame des französischen Films, Madame Catherine Deneuve, und die temperamentvolle und hinreißende Ornella Muti aus Italien, die zum ersten Mal von ihrer Tochter Naike Rivelli begleitet wurde. Die beiden sahen aus wie Zwillinge und amüsierten sich königlich.

Zu den Künstlern des vielfältigen Programms gehörten die ehemalige britische Boygroup Blue („Sorry Seems To Be The Hardest Word“ von Elton John) und die britisch-amerikanische Popgruppe Londonbeat („I’ve Been Thinking Of You“). Der US-Musiker Dante Thomas trug seinen Hit „Miss California“ zu den abwechslungsreichen Darbietungen bei. Neben weiteren hervorragenden Show Acts, Musikern und Sängern traten in Gedenken an die Originale auch bekannte Doubles von Tina Turner und Elvis Presley auf. Wie jedes Jahr garantierte Paolo Campi als Organisator vor Ort das Gelingen des gesamten Abends. Alle Gäste waren hoch zufrieden über den großartigen Service und die professionelle Regie, auch im Zusammenhang mit der gegenüberliegenden Kunstbar. Autogrammjäger und Fans warteten trotz klirrender Kälte vor dem Alten Wartesaal, bis einzelne Gäste gingen, doch die Versuche, von ihnen das heiß erstrebte Lambertz-Bändchen zu ergattern, scheiterten. Die Party ging bis zum frühen Morgen, aber um Punkt 9:00 Uhr am Folgetag war der Lambertz-Stand samt Chef wieder komplett besetzt. Bis zum 5. Februar um 16:00 Uhr, als die Messe nach auffallend riesigem Erfolg ihre Pforten schloss. Über 1500 Aussteller aus 70 Ländern waren zugegen, und mit 7 % mehr als 2024 besuchten gut 32.000 Fachbesucher aus 135 Ländern die Messe. Die nächste ISM kommt bestimmt, und die Lambertz Monday Night-Tradition wird am 2. Februar 2026 mit dem Silberjubiläum fortgesetzt.

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Dieser prachtvolle Kopfschmuck stellte das Team vor eine logistische Herausforderung. Foto: Andrea Matzker

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Dieses Kostüm ist eine Huldigung an den Kölner Dom. Foto: Andrea Matzker

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Enlightening the World oder auch Lady Liberty bei der Generalprobe im Wartesaal. Foto: Andrea Matzker

Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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CD: ARS-PRODUKTION : In NORDIC TREASURES, dem neuen Album der Flötistin Katharina Sames und der Pianistin Mari Inoue, rücken die beiden Künstlerinnen das farbenreiche Mosaik der nordischen Klänge in den Mittelpunkt

Das Duo aus Mari Inoue und Katharina Sames fand bereits in der Studienzeit der Künstlerinnen zusammen und gibt seit 2013 regelmäßig Konzerte in Deutschland. Hierbei bedienen sie ein weiteres Spektrum an Stilen und Epochen. Standarwerke dieser Besetzung gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie weniger bekannte Stücke.

In diesem Album führen sie uns durch die nordische Klangkultur – „Momentaufnahmen“ mit hoch individuellen Einflussfaktoren, die durch ein Netz an gemeinsamen Wurzeln spannungsvoll miteinander verknüpft sind. Werke von Carl Reinecke, Laura Netzel und Edvard Grieg zeichnen Generationswechsel an der Schnittstelle zwischen Romantik und Moderne nach, führen Linien der Tradition bei Johan Kvandal bis an den Rand des 21. Jahrhunderts, schlagen Brücken zur Folklore der Britischen Inseln in Hamilton Hartys In Ireland – und schwelgen beim Fantasieren über Jacob Gaes Jalousie in Spielarten des Tangos und der Filmmusik der 1920er Jahre.

Nordisch ist uns als musikalisches Schlagwort fast schon intuitiv geläufig: Botschaften des Hörbaren lassen stille, eisbedeckte Flächen, undurchdringliches Grün und erhabene Schauspiele archaischer Natur vor unserem inneren Auge erscheinen –  polares Leuchten in der Dunkelheit, Spiele von Licht und Schatten, die unheimlichen  Gefilde.

Katharina Sames & Mari Inoue – Nordic Treasures
CD
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  • Hamilton Harty: In Ireland
    +Johan Kvandal: Nocturne op. 56
    +Edvard Grieg: Sonate für Flöte & Klavier Nr. 1
    +Carl Reinecke: Ballade op. 288
    +Jacob Gade / Toke Lund Christiansen: Tango Fantasia
    +Laura Netzel: Berceuse op. 59

APROPOS: Ein bißchen Resilienz, bitte!

Ein bißchen Resilienz, bitte!

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Ein bißchen Resilienz, bitte!

Einmal in der Woche nehme ich mir, meist in tiefer Nacht, die Zeit, mich aufs Sofa zu legen und mir via YouTube den Podcast von Lanz & Precht anzuhören. Ich finde die beiden recht gescheit und anregend. Und letztlich kamen sie vom Ausgangspunkt „Zwischen Grünen und AfD – Wohin steuert der Konservatismus?“ am Ende zu Überlegungen, die punktgenau auf die gegenwärtige Situation passen – und mir natürlich besonders gefallen, weil sie meine Meinung reflektieren.

Die beiden haben sich gefragt, ob die evidente gegenwärtige Schwäche der Gesellschaft nicht in einer Entwicklung der Übersensibilisierung liegt – und ob ein Kollektiv das auf die Dauer aushalten kann. Bei jeder kleinsten Kleinigkeit mit verletzten Gefühlen in die Öffentlichkeit als Kadi zu laufen, sich als Opfer zu gerieren und auf Täter zu zeigen – und eine Gesellschaft, die diese Dinge auch noch unterstützt… so ist man den Realitäten des Lebens, das bekanntlich kein Ponyhof und keine kitschige Fernsehserie ist, nicht gewachsen.

Die aktuellen Fälle sind klar. Warum sich der „Standard“ jetzt zum Hexenjagd-Medium aufschwingt, das einen Promi nach dem anderen vorführt und am liebsten killen würde  – das müssen sie selbst wissen. Diesmal ist Thomas Birkmeir an der Reihe. Grundsätzlich kann ich zu Fragen des Machtmißbrauchs im Theater der Jugend nichts sagen, weil man ja über kein Insider-Wissen verfügt. nur dass mir die aufgeführten Argumente dürftig vorkamen und offenbar trotz des schrecklichen Terrorregimes da immer gute Arbeit geleistet wird.

Man kann nicht detailliert über Dinge schreiben, über die man nichts weiß, und selbst Leute, die man gut zu kennen meint, werden mit Journalisten nur reden, wenn sie diese instrumentalisieren wollen. Die Wahrheit kann ja gewaltig verbogen werden. Ob es überhaupt nötig, dass es überhaupt möglich ist, daraus einen riesigen „Fall“ zu machen, ist das, was man grundsätzlich diskutieren müsste.

Es geht auch um die Causa „Emilia Pérez“. Nun finde ich persönlich diesen Film in seiner Mischung aus Musical und Trans-Problem, aus Zeigefinger-Moralisieren und triefendem Kitsch unerträglich schlecht. Aber man weiß ja, in welcher Welt man lebt, also wundert sich niemand, wenn es hier aus ideologischen Gründen Preise und Nominierungen regnete (13 für den „Oscar“, mehr geht schon gar nicht mehr – und man fasst sich an den Kopf).

Aber, au weh. Da hat sich jemand wieder einmal nicht gut benommen und muss hart abgestraft werden.

Hauptdarstellerin Karla Sofia Gascón, die einst ein „Carlos“ war und vermutlich gerade deshalb als beste „Schauspielerin“ gekürt werden sollte, hat wahrscheinlich  tausende Postings auf Sozialen Medien abgesetzt, Aber wer suchet, der findet auch das Richtige.

Ja, es ist in höchstem Grade geschmacklos und verwerflich, angesichts des #BlackLivesMatter-Opfers George Floyd zu erwähnen, dass er ein verurteilter Straftäter war (auch wenn  es stimmt), denn damit impliziert man gewissermaßen, er habe seinen gewaltsamen Tod verdient. Und es ist dumm und respektlos, den Islam zu diffamieren (abgesehen davon, dass es gefährlich ist – Salman Rushdie kann einäugig ein Lied davon singen). Das Christentum hat sie übrigens auch noch in ihren Wutaufbruch von der religiösen Scheiße, die sie satt hat, einbezogen… aber das interessiert ja niemanden, da protestiert keiner.

Aber wenn man genau ist, besteht das Vergehen von Karla Sofia Gascón in erster Linie darin, dass sie ihre Meinung unverblümt gesagt und damit die terroristischen Sprachregelungen und -Verbote der Wokeness gebrochen hat. Was Menschen denken und sonst nur unter vertrauten Freunden thematisieren (und wer weiß, wer heimlich das Smartphone mitlaufen lässt und das Gespräch prompt dem „Standard“ für den nächsten Skandal verkauft), hat sie dummerweise öffentlich gemacht. Es wird sie nicht nur wahrscheinlich den „Oscar“, sondern wohl ihre Karriere kosten. So mächtig ist Wokeness noch.

Aber wir sollten uns nicht nur überlegen, Karla Sofia Gascón für ihr Fehlverhalten in aller Selbstgerechtigkeit abzuurteilen (sie hat Scheiße gebaut, wer tut das nicht), sondern uns auch fragen, in welcher Welt wir leben. Ach ja, und Luis Rubiales steht in Spanien wegen eines Kusses vor Gericht!!! Schauen wir einmal, wie viele Jahre er in einer Welt, wo Straftäter frei herumlaufen und mörderische Attentate begehen können,, für  sein „Verbrechen“ ins Gefängnis muss…

Was empfehlen Lanz & Precht also? Seid nicht so empfindlich! (Ich würde sagen: wehleidig, jammerlappig, kleinlich, lächerlich in der Unverhältnismäßigkeit der Anklagen) . Sucht nicht immer nach Schuldigen! Entwickelt etwas Resilienz den Tatsachen des Lebens gegenüber. Ein Ziel, aufs innigste zu wünschen.

Renate Wagner

P.S.  All meine Resilienz  (nach Wikipedia:  eine besondere Kraft der Psyche, Belastungen auszuhalten – eine ausgeprägt lebensmutige Haltung)  war vor dem Fernsehschirm gefordert, als die neue Staatsopern-„Zauberflöte“ gezeigt wurde. So viel Blödsinn auf einmal habe ich selten erlebt  (ach ja, im Staatsopern-„Don Carlo“), und ich sehe nicht ein, warum man für eine derartige Verhunzung und Verblödung eines Meisterwerks nicht den Direktor zur Rechenschaft ziehen soll, der es verantwortet.

Andererseits – seien wir nicht so empfindlich. Wir wissen, wie es besser geht, wir haben es gehabt. Und können das neue Produkt der Staatsoper (schade nur, dass es so viel Steuergeld verschlungen hat) mit ruhiger Hand in den Mistkübel des Vergessens kippen.

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