DVD-Rezension
Benjamin Britten
A Midsummer Night’s Dream
London Philharmonic Orchestra
Bernard Haitink
OA1373D
von Peter Sommeregger
Diese Shakespeare-Adaption zählt zu den erfolgreichsten Opern des britischen Komponisten Benjamin Britten. Das Libretto, das weitgehend der Dichtung folgt, wurde von Britten und seinem Partner Peter Pears verfasst.
Die soeben neu aufgelegte DVD zeigt die Produktion Peter Halls für Glyndebourne von 1981. Das wird an der Sängerbesetzung deutlich, fast alle Künstler die damals sangen, haben sich inzwischen von der Bühne zurückgezogen, der Countertenor James Bowman ist inzwischen verstorben. Auch der Dirigent und Regisseur der Aufführung sind nicht mehr am Leben.
Anfangs ist man über die mangelhafte Bild-und Tonqualität der Disc enttäuscht, aber die überragende künstlerische Qualität des Gebotenen entschädigt durchaus dafür. Peter Halls Inszenierung vermittelt den ganzen Zauber der romantischen Komödie Shakespeares, in stimmungsvollen Dekorationen und geschmackvollen Kostümen bewegt sich ein Ensemble der absoluten Spitzenklasse. Es wurde damals alles aufgeboten, was Rang und Namen hatte.
Countertenor James Bowman gibt dem König Oberon sanfte Autorität, seine Titania findet in Ileana Cotrubas eine ideale Besetzung. Der silbern schimmernde Sopran der Künstlerin prädestiniert sie für die Elfenkönigin. Die beiden verwirrten Liebespaare sind mit Dale Duesing (Demetrius), Ryland Davies (Lysander), Cynthia Buchan (Hermia) und Felicity Lott (Helena) geradezu luxuriös besetzt.
In der Gruppe der Handwerker kann der Bottom von Curt Appelgren am meisten überzeugen, aber auch seine Partner liefern stimmige Porträts der simplen Gesellen. Bezaubernd der junge Damien Nash als temperamentvoller Puck, dem ja eine Schlüsselrolle im Stück zufällt.
Brittens Musik nimmt den lyrischen Ton Shakespeares gekonnt auf, deckt die Sänger niemals zu, denn Textverständlichkeit ist bei diesem Stück besonders wichtig. Bewusst vermeidet Britten scharfe Akzente, die lieblichen, melodischen Elemente überwiegen, es entsteht eine schwebende, filigrane Grundstimmung. Der Dirigent Bernard Haitink setzt deutliche Akzente, und führt gleichzeitig das Ensemble sicher durch den Abend.
Die Aufführung fand noch auf der ursprünglichen Bühne des Glyndebourne Festivals statt, das inzwischen ein größeres Haus bezogen hat. Im Sommer 2023 wurde diese erfolgreiche Produktion, die bereits Kultstatus genießt, rekonstruiert und wieder in das Programm aufgenommen. Sie dürfte nichts von ihrer Intimität und ihrem Zauber verloren haben.
Peter Sommeregger, 31. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Benjamin Britten, A midsummer night’s dream, Theater an der Wien
Benjamin Britten PETER GRIMES MANAUS/Teatro Amazonas, 19. Mai 2023
Benjamin Britten, Death in Venice, Royal Opera House London, 21. November 2019