Ruggero Leoncavallo
Zazà
Unitel 805404
von Peter Sommeregger
Der Komponist Ruggero Leoncavallo ist heute eigentlich nur noch mit seiner Oper „Pagliacci“ auf den Spielplänen zu finden. Darüber geriet in Vergessenheit, dass er in der Hochblüte des Verismo auch mit anderen Opern erfolgreich war.
Die Uraufführung der Oper „Zazà“ im Jahr 1900 im Mailänder Teatro Lirico dirigierte kein Geringerer als Arturo Toscanini, der das Werk zu einem großen Publikumserfolg führte. Inzwischen begegnet man dem Werk nur noch sehr selten auf den europäischen Opernbühnen.Erfreulich ist der Wiederbelebungsversuch, den man 2020 im Theater an der Wien unternahm. In dem Regisseur Christof Loy fand man einen Spezialisten für Werke jenseits des Kernrepertoires. Geschickt nutzt er die Drehbühne des Hauses, um den Übergang der einzelnen Szenen der immerhin vieraktigen Oper fließend und zeitsparend zu bewerkstelligen.
Das ORF Radio Symphonieorchester unter Stefan Soltész stürzt sich mit viel Temperament in die durchaus reizvolle Musik, die farben- und abwechslungsreich ist. Zu Beginn erlebt man ein wenig Theater auf dem Theater, Zazà ist eine Revue-Sängerin mit allen dazugehörigen Capricen. Zu Beginn der Handlung trifft sie auf den attraktiven Milio Dufresne, mit dem sie eine heftige Affäre beginnt. Schwer verliebt spioniert sie ihrem Liebsten in Paris nach, nachdem sie einen Hinweis darauf erhalten hat, dass Milio dort Frau und Kind hat. Als sie diesen begegnet, beschließt sie, sich von Milio zurückzuziehen, um sein Familienglück nicht zu gefährden. Im vierten und letzten Akt kommt es zu einer letzten Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Geliebten, in der teilweise böse Worte fallen. Zazà bleibt tief gekränkt zurück.
Leoncavallo unterlegt dieses eher banale Drama mit feuriger veristischer Musik, die durchaus zündet, aber auf den ganz großen „Ohrwurm“ wartet man vergeblich. Die Hauptrollen sind trotzdem äußerst dankbar. Svetlana Aksenova stürzt sich mit Leidenschaft in die anspruchsvolle Titelrolle. Über weite Strecken kann ihr Sopran auch überzeugen, nur bei den großen Ausbrüchen muss man einige scharf geratene Töne in Kauf nehmen. Nikolai Schukoff stattet den Liebhaber Milio mit allem aus, was ein Latin Lover braucht, einen höhensicheren Spinto-Tenor, Spielfreude und ein attraktives Äußeres. Christopher Maltman als Cascart, ehemaliger Liebhaber und Freund von Zazà, setzt seinen kernigen Bariton gekonnt ein, der Fokus der Stimme ist allerdings nicht mehr optimal.
In der Episodenrolle von Zazàs Mutter sorgt Enkelejda Shkosa für das komische Element, in der Sprechrolle des Kindes Totò fliegen Vittoria Antonuzzo die Herzen der Zuschauer zu.
In der Summe eine lohnende Aufführung dieser zu Unrecht vergessenen Verismo-Oper.
Peter Sommeregger, 24. November 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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