John Neumeiers letztes Ballett Epilog zeigt Tiefenspannung und enthusiasmiert das Publikum

Epilog, Ballett von John Neumeier  Hamburg Ballett, Staatsoper Hamburg, 7. November 2024

Vorn Aleix Martínez und Lennard Giesenberg, dahinter Anna Laudere, Jacopo Bellussi, Madoka Sugai, Alexandr Trusch und Xue Lin, links im gelben Hosenanzug Ana Torrequebrada (Foto: RW)

John Neumeiers Ballett Epilog handelt von der Liebe. Es ist eine tröstliche, empathische Liebe, es ist die Liebe der Eltern zu den Kindern, es ist eine freundschaftliche und auch die romantisch erlebte Liebe, es ist die Empathie der Gruppe ihren Einzelgliedern gegenüber.

Epilog, Ballett von John Neumeier

Choreographie, Bühnenbild und Licht: John Neumeier
Kostüme: Albert Kriemler

Musik: Franz Schubert und Richard Strauss, vom Band Simon & Garfunkel

Hamburg Ballett, Staatsoper Hamburg, Vorstellung am 7. November 2024

von Dr. Ralf Wegner

Verglichen mit dem jüngst auf die Bühne gehobenen handlungsfreien Vierteiler The Times Are Racing wurde erneut klar, mit welcher unvergleichlichen künstlerischen Kraft John Neumeier sein hiesiges letztes Werk choreographiert hat. Da stimmte einfach alles, nicht nur die Leistungen der herausragenden Tänzerinnen und Tänzer, auch das Bühnenbild und die Kostüme, die Schuberts Klavierstücke spielenden Pianisten Michal Bialk und Piotr Machnik sowie die begnadet die vier letzten Lieder von Richard Strauss zu Gehör bringende Christiane Karg.

Michal Bialk (Klavier) und die Sopranistin Christiane Karg (Foto: RW)

Mit welcher Beseelung und dynamischer Kompetenz sie ihren klaren, farbreichen Sopran gestalterisch einsetzte, rührte zu Tränen. Die schlüssige tänzerische Umsetzung von Ida Praetorius und ihren männlichen Mitstreitern Aleix Martínez, Alessandro Frola, Louis Musin und Lennard Giesenberg trat dabei fast in den Hintergrund. Neumeier schien sich dessen bewusst gewesen zu sein. Denn er band die Sopranistin in das tänzerische Spiel ein, sie wurde Teil des Neumeier’schen Pantheons.

Neumeier ist Romantiker und glaubensstark zugleich. Seine sich im Tanz ausdrückende christlich-humanistische Sicht berührt tief. Sein Ballett Epilog handelt von der Liebe. Es ist eine tröstliche, empathische Liebe, es ist die Liebe der Eltern zu den Kindern, es ist eine freundschaftliche und auch die romantisch erlebte Liebe, es ist die Empathie der Gruppe ihren Einzelgliedern gegenüber.

Anna Laudere holt den zweiten Pinanisten Piotr Machnik nach vorn, dahinter Ida Praetorius, Madoka Sugai, Louis Musin, Alexandr Trusch, Alessandro Frola und Christopher Evans (Foto: RW)

Fast das gesamte Solistenensemble stand auf der Bühne, neben den oben genannten die Ersten Solisten Anna Laudere und Matias Oberlin, Madoka Sugai und Alexandr Trusch sowie Xue Lin, Christopher Evans und Jacopo Bellussi. Außerdem  beeindruckten Artem Prokopchuk als widerspenstiger Bruder und Olivia Betteridge als romantisch liebende junge Frau. Der große Saal der Hamburgischen Staatsoper war ausverkauft, das Publikum äußerte am Ende langanhaltend seine Begeisterung. Zahlreiche Blumensträuße flogen auf die Bühne.

Dr. Ralf Wegner, 8. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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