Gerald Finley begeistert das Münchner Publikum auf seiner Reise als Liedsänger

Festspiel-Liederabend  Gerald Finley  Prinzregententheater, München, 15. Juli 2025

Bildquelle: Gerald Finley

Wer bin ich als Künstler und was repräsentiert mich als Liedsänger?” Wie im Programmheft erwähnt, stellt der kanadische Bariton diese beiden Fragen in den Mittelpunkt seines Liederabends am Prinzregententheater in München. Die Antwort liefert er an diesem Abend selbst auf wunderbare Art und Weise: Ein außergewöhnlicher Interpret, der in allen Liedsparten sich zu Hause fühlt und jeder seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Begleitet wird er am Klavier von der jungen britischen Pianistin Isata Kanneh-Mason, die ihm eine gefühlvolle und sehr virtuose Begleiterin ist.

Festspiel-Liederabend

Gerald Finley, Solist
Isata Kanneh-Mason, Pianistin

Bayerische Staatsoper, Prinzregententheater, München, 15. Juli 2025

von Jean-Nico Schambourg

Gerald Finley beginnt den Abend mit einigen Liedern von Beethoven, die ihn seit Beginn seiner Karriere begleiten. Seine Auswahl mischt dabei Ernsteres (An die ferne Geliebte und Wonne der Wehmut) mit Lieblichem (Adelaide) und Heiterem (Ein Selbstgespräch, Der Kuss und Aus Goethes Faust). Während er in ersteren durch wunderbare Stimmführung und Klangmalerei faszinieren kann, so lässt er in den heiteren Liedern stimmlich und mimisch seiner Interpretationskunst freien Lauf.

Auch in den folgenden Schubertliedern zeigt Finley seine Sangeskunst. Meeres Stille und Wanderers Nachtlied II werden mit großer Ruhe vorgetragen und schweben regelrecht durch den Konzertsaal. Dabei verliert die Stimme auch in diesen teilweise fast gehauchten Passagen nie ihren dunkeln baritonalen Kern. Seine Begleiterin Isata Kanneh-Mason spinnt ihm dazu einen sanften Klangteppich. Bei Prometheus und Erlkönig beantwortet sie seinen engagierten und suggestiven Interpretationsstil mit entsprechendem Klavierspiel.

Seine Liebe für die Musik Skandinaviens bringt Finley am Beginn des zweiten Teils mit dem Vortrag von fünf der Sechs Liedern op. 48 von Edvard Grieg zum Ausdruck. Auch diese Lieder voller Romantik auf Texte deutscher Dichter werden vom Sänger mal gefühlvoll, mal heiter, mal engagiert ausgeführt. Und das natürlich wie bei allen anderen deutschen Liedern mit vollkommener Textdeutlichkeit. Der Klavierpart wird auch hier virtuos von seiner Partnerin gemeistert.

Bildquelle: Gerald Finley

Sein Freund Mark Anthony Turnage hat ihm den Zyklus Three Songs geschrieben, die einen ironischen Blick auf die Welt aus Sicht der Tiere werfen. Bewegend dabei vor allem das 2. Lied Mourned, das ohne Klavierbegleitung vorgetragen wird.

Den offiziellen Teil des Liederabends schließen dann vier Lieder von Ralph Vaughan Williams aus dessen Songs of Travel. Hier kann sich das Publikum nochmals an der herrlichen dunklen Baritonstimme des Kanadiers erlaben.

Foto: Jean-Nico Schambourg

Nach der Zugabe When I have sung my songs to you vom amerikanischen Komponisten Ernst Charles, spendet das Publikum tobenden Applaus, sodass die beiden Künstler nicht ohne eine weitere Zugabe von ihm entlassen werden. Du bist die Ruh von Franz Schubert beendet diesen wundervollen Abend, mit dem Gerald Finley einmal mehr zeigt, dass er einer der führenden Künstler unserer Zeit ist, sei es durch seine Operngestaltungen, sei es durch seine Liedinterpretationen!

Jean-Nico Schambourg, 16. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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