"Butterfly" in Dresden: Die Semperoper traut sich etwas Großartiges!

Giacomo Puccini: Madama Butterfly (konzertant in 90 Minuten)  Semperoper Dresden, 26. September 2020

Giacomo Puccini: Madama Butterfly
Semperoper Dresden, 26. September 2020

Foto: Semperoper mit Theaterplatz © Semperoper Dresden / Klaus Gigga

von Olaf Barthier

Auf dem Premierenplan der Dresdner Semperoper für die Spielzeit 20/21 stand eine Neuproduktion von Puccinis „Madama Butterfly“.  Was ist daraus geworden?

In dem durch die Corona-Pandemie gekürzten Spielplan hat man sich für eine 90minütige Essenz der „Madama Butterfly“ entschieden.

Nach Beginn des Konzertes hatte man das Gefühl Zeuge zu sein, wie ein traumhaft schöner großer Schmetterling über der Bühne schwebt und letztendlich brutal und erschaudernd mit einer Nadel erstochen und auf dem Bühnenboden fixiert wurde.

Hrachuhí Bassénz, eine armenische Sopranistin, verlieh ihrer Stimme in dieser Oper die Stimme der Cio-Cio-San – und zu alldem war das auch ihr Rollendebüt. Man wollte es nicht glauben, dass sie diese Partie zum ersten Mal vortrug. Sie füllte die Partie mit ihrer Stimme und ihrem Spiel in ergreifender Weise aus. Ihr warmes Timbre überzeugte von der ersten Note an und war exorbitant. Und nicht nur die Titelrolle, sondern die komplette Besetzung war ein musikalisches Highlight.

Kammersängerin Christa Mayer als Suzuki, was soll man bei ihr noch schreiben, sie kann alles singen.

Jonathan Tetelman als B.F. Pinkerton, ein großartiger Tenor aus Chile ohne irgendwelche Allüren und voll auf das Stück konzentriert.

Kammersänger Christoph Pohl sang Sharpless in bekannter Souveränität. Aaron Pegram in der Rolle des Goro, energiegeladen und mit etwas Humor.

Dazu kamen weitere Solisten und einige Damen des Staatsopernchores.

© Klaus Gigga

Das alles unter der musikalischen Leitung von Giampaolo Bisanti. Der Mailänder dirigierte die Sächsische Staatskapelle mit vollem körperlichem Einsatz, manchmal hat er es nicht geschafft, den Stimmen der Solisten den nötigen Platz zu schaffen.

Das Gesamtkunstwerk an diesem Abend war aber so prächtig, dass es sich jetzt verbietet das Stück zu filetieren und einzelne Arien und Passagen zu bewerten.

Zum Schluss konnte man fast visualisiert spüren, wie der „kleine Gott“ den Hügel herunterläuft zu der Stiefmutter und im gleichen Moment der Mutter das Herz zerbrach. Das Publikum war physisch und psychisch aufgewühlt, es brauchte einen Moment bis zum stürmischen Beifall – der endete mit Ovationen im Stehen.

Für mich war diese Aufführung an der Semperoper genauso großartig wie Richard Wagners „Lohengrin“ mit Anna Netrebko 2016.

Olaf Barthier, 27. September 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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