Rossini zum Anfassen in Münchens kleinstem Opernhaus

Gioachino Rossini, La Cenerentola
Komische Oper nach Aschenputtel
Wagenhalle der Pasinger Fabrik, 15. Juli 2017
Arrangement: Jörg-Oliver Werner und Andreas Pascal Heinzmann
Dirigent: Carlos Domínguez-Nieto

von Bianca Heitzer

Ist es möglich, eine Aufführung von Gioachino Rossinis La Cenerentola mit einem zehnköpfigen Orchester, einer Handvoll Solisten und ohne die Unterstützung eines mächtigen Opernchores auf die Beine zu stellen? In der Pasinger Fabrik, „Münchens kleinstem Opernhaus“, ist dieses Experiment gelungen. Während es sich die Zuschauer an den kleinen Bistrotischen bei Weißbier und Wein gemütlich machten und die Musiker auf der Bühne Platz nahmen und sich einspielten, lagen Vorfreude und entspannte Zwanglosigkeit in der Luft.

Ein Gefühl von Unmittelbarkeit und „Oper zum Anfassen“ schufen sowohl die kleine Besetzung und die überschaubare Größe der Wagenhalle als auch Julia Dippels übersetzte Textfassung. So erklang dann unter anderem die Arie Una volta c’era un Re auf Deutsch und auch Don Ramiro und Cenerentola wandten sich in der Erkenntnis, „dass es das Glück und die Liebe noch gibt“, einander zu.

Mit viel Fingerspitzengefühl und dynamischer Bandbreite setzte das Orchester Andreas Pascal Heinzmanns und Jörg-Oliver Werners Rossini- Arrangement um. Unter der Leitung von Carlos Domínguez-Nieto konnte eine harmonische Einheit zwischen Orchestermusikern und Sängerensemble entstehen, die die Zuschauer von Beginn an begeisterte.

Die Mezzosopranistin Hitomi Kawai (Cenerentola) entführte die Zuhörer zusammen mit dem italienischen Tenor Giancarlo Paola (Don Ramiro) in Aschenputtels Märchenwelt und verzauberte mit ihrer samtigen Stimme und fließenden Koloraturen. Dass zu jedem perfekten Märchen jedoch auch ein finsterer Bösewicht gehört, der das harmonische Gleichgewicht ins Wanken bringt, zeigte der Bass Philipp Gaiser, der mit großer Spielfreude den Familiendespoten Don Magnifico gab. Unterstützt wurde er von der Sopranistin Yvonne Prentki (Clorinda) und der Mezzosopranistin Carolin Ritter (Tisbe), die mit gesanglicher Klarheit und Leichtigkeit überzeugten und in den Rollen der zickigen Stiefschwestern Cenerentola das Leben schwermachten. Wie gut, dass es da noch Don Ramiros Berater Alidoro (der Bass Paul Wiborny) gab, der Cenerentola als gute Fee zur Seite stand und ihr schließlich doch noch zum Ball verhalf.

Der Bariton Herfinnur Árnafjall war an diesem Abend als charmanter Diener Dandini eine große Freude: Mit klangvollem, sonorem Gesang und einem Augenzwinkern zeigte er Don Ramiro, dass nicht der gläserne Schuh, sondern der goldene Armreif zur Herzensdame Cenerentola führt.

Einen gelungenen optischen Rahmen setzten Claudia Weinharts fantasievolle Kostüme, die sie selbst als eine Mischung aus „Marge-Simpson-Perücken, gepuderten Apfelbäckchen und einer Prise Vivienne Westwood“ bezeichnet.

Am Ende gab es viel Applaus für eine gelungene Cenerentola auf Münchens kleinster Bühne. Weitere Vorstellungen laufen noch bis zum 20. August 2017 in der Wagenhalle der Pasinger Fabrik, sowie beim Ope(r)n Air auf Schloss Blutenburg zwischen dem 20. und 25. Juli 2017 – ein Highlight, das man nicht verpassen sollte!

Bianca Heitzer, 17. Juli 2017, für
klassik-begeistert.de

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert