Fotos ©Ennevi Foto/Fondazione Arena
Großartiges Bühnenbild, ein engagiertes Orchester mit perfekter Bühnenmusik – und phänomenale Sänger. Eine in jeder Hinsicht grandiose Aufführung.
Giuseppe Verdi, Rigoletto
Dirigent: Michele Spotti
Orchester, Chor und Techniker der Fondazione Arena di Verona
Chorleiter: Roberto Gabbiani
Regie: Ivo Guerra
Bühne: Raffaele del Savio
Kostüme: Carla Galleri
Licht: Claudio Schmid
Arena di Verona, 29. August 2025
von Dr. Charles E. Ritterband
Vor fast einem Jahrhundert, im Jahr 1928, schuf der aus Verona stammende und dort gestorbene Bühnenbildner und Maler Ettore Fagiuoli seinen Entwurf zum Bühnenbild des in jenem Jahr erstmals in der Arena aufgeführten „Rigoletto“.
Die Produktion aus dem Jahr 2003 greift zurück auf das historische Vorbild, welches den mächtigen Palast des – am Vorbild der historischen Figur des Vincenzo I Gonzaga orientierten – Herzogs in Mantua. Großartiges Bühnenbild, ein engagiertes Orchester mit perfekter Bühnenmusik – und phänomenale Sänger. Eine in jeder Hinsicht grandiose Aufführung.
Im Hintergrund der imposante „Palazzo Ducale“ im nahen Mantua, Herrschaftssitz der mächtigen Familie Gonzaga, im Vordergrund ein aufwendiges Ballett mit Neptun und anderen Wassergöttern – dem gigantischen Reichtum des Herzogs geschuldet, den man im herzöglichen Palast in Mantua bestaunen kann.

Fantastische Kulissen, wie man sie sich von der Arena di Verona stets erhofft – Regie und Bühnenbildner ist es hervorragend gelungen, den Geist des 16. Jahrhunderts an diesem Fürstenhof auf die Bühne zu bringen.
Es gibt keine Limits für diesen ebenso lüsternen wie brutalen Herzog – Geld spielt keine Rolle, Moral ebenso wenig. Rigoletto ist die rechte Hand und Sprachrohr dieses skrupellosen Potentaten; seine Aufgabe ist es, dessen Untaten mit Sarkasmus zu decken und zu kaschieren.
Besonders aufwendig der Bühnenaufbau des letzten Aktes, der Behausung des professionellen Mörders Sparafucile und seiner schönen Schwester Maddalena. Hier wurde eine ganze Flusslandschaft auf die Bühne gebracht (was entsprechend viel Zeit in der verlängerten letzten Pause in Anspruch nahm) – eine Landschaft, wie man sie in Mantua ja unmittelbar vor dem Palazzo Ducale bewundern kann. Rigoletto und seine unglückliche Tochter Gilda fahren in einem Kahn zu diesem verrufenen Ort und beobachten das Geschehen versteckt hinter Fischernetzen, die für sie transparent sind, wo sie selbst aber unsichtbar bleiben. Hervorragende szenische Ideen.
Der im Jahr 1851 im Teatro La Fenice (Venedig) uraufgeführte „Rigoletto“ gilt als das erste große Meisterwerk Verdis. Mit dieser Oper begründete der erst 38-Jährige erstmals seinen Weltruhm.

Das Orchester unter der Leitung von Michele Spotti intoniert dieses Werk mit Subtilität und Dynamik. Der junge 32-jährige Dirigent verstand es hervorragend, die Dramatik der Handlung hervorzuheben, und dabei unterstützend zu wirken ohne die Sänger zu dominieren. Besonders bemerkenswert die beiden Bühnenmusiken im ersten Akt, während des ausschweifenden Festes im herzöglichen Palast.
Die beiden Stars des Abends waren die Titelfigur Rigoletto und seine Tochter Gilda. Der Bariton Luca Salsi dominierte das Geschehen mit einer überragenden, warmen und zugleich kraftvollen Stimme.
In perfekter Harmonie mit der so melodiös intonierenden Sopranistin Rosa Feola als Gilda. Die Duette des Hofnarren und seiner Tochter waren schön zum Niederknien: So wunderbar, dass – was ja sehr selten vorkommt – das schönste dieser Duette in einem umjubelten „Encore“ wiederholt wurde.

Der Herzog des Tenors Pene Pati glänzte mit Schmelz und Harmonie, zugleich erfüllt mit maskuliner Stärke. Der Sparafucile des Gianluca Buratto stand mit seinem sonoren Bass und seinem wahrhaft teuflischen Auftreten den übrigen Sängern in nichts nach. Martina Belli gab eine verführerische und zugleich in ihrer Verliebtheit in den todgeweihten Herzog berührende Maddalena; ihr warmer, weicher Mezzo harmonierte wundervoll im berühmten Ensemblequartett aus dem 3. Akt („Bella figlia dell’amore) mit Sopran (Gilda), Tenor (Herzog) und Bariton (Rigoletto).
Bei jeder Aufführung fällt mir wieder die köstliche Ironie dieses Details auf: Sparafucile weist empört die Suggestion der verliebten Schwester Maddalena zurück, man könnte doch den Auftraggeber Rigoletto umbringen und kassieren ohne den Mord am Herzog zu verüben: Er sei schließlich „kein Dieb“ betont der professionelle Mörder.
Sehr oft wiederholt sich das Motiv des vom Grafen Monterone ausgestoßenen Fluchs („La Maledizione“) – was ja der ursprüngliche Titel dieser Oper war. Meine persönliche Lieblingstheorie: Im Pseudonym „Gualtier Maldé“ des Herzogs, als er sich Gilda als vorgeblich „armer Student“ nähert, verbirgt sich ebenfalls das Wort „Maledizione“…
Dr. Charles E. Ritterband, 29. August 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Besetzung:
Der Herzog von Mantua: Pene Pati
Rigoletto: Luca Salsi
Gilda: Rosa Feola
Sparafucile: Gianluca Buratto
Giovanna: Agostina Smimmero
Graf Monterone: Abramo Rosalen
Marullo: Nicolò Ceriani
Giuseppe Verdi, Rigoletto Maggio Musicale Fiorentino, 18. Februar 2025