Marta Świderska © Cyrus Allyar
Die polnische Mezzosopranistin Marta Świderska im Gespräch mit Jolanta Łada-Zielke
Marta Świderska absolvierte ihren Bachelor an der Musikhochschule in Katowice bei Dr. Paweł Sobierajski uns setzte ihre Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main bei Professor Thomas Heyer und in zahlreichen Meisterkursen fort. Sie ist Preisträgerin der Gesangswettbewerbe wie dem Jan-Kiepura-Wettbewerb in Sosnowiec, gewann den Grand Prix beim „Impressio Art“ in Sopot und eine ehrenvolle Erwähnung bei dem Dritten J.E.J. Reszke-Gesangswettbewerb in Częstochowa.
Beim Zweiten Internationalen Giulio-Perotti-Gesangswettbewerb in Ueckermünde (Deutschland) erhielt sie den Zweiten Preis und den Sonderpreis als die beste Mezzosopranistin. Sie absolvierte das Internationale Opernstudio an der Staatsoper Hamburg.
In den Jahren 2018 und 2019 gehörte sie dort zum Solistenensemble und sang unter anderem Mércèdes (Carmen), Filipievna (Eugen Onegin) und Brigitte (Die tote Stadt). Außerdem trat sie als Bianca in Brittens „The Rape of Lucretia” in Gießen und Nürnberg, sowie die Dritte Dame in „Die Zauberflöte” an der Deutschen Oper am Rhein auf. Die Sängerin gab Konzerte in den Philharmonien in München, Paris, Hamburg, im Concertgebouw in Amsterdam sowie in Dortmund und Dresden.
klassik-begeistert: Wem von Ihren Gesangslehrern haben Sie am meisten zu verdanken?
Marta Świderska: Ich lernte zunächst Geigenspielen an einer Musikoberschule, eher ich beschlossen habe, mit dem Gesang zu versuchen. Beim ersten Vorsingen sagte mir jemand, dass ich noch jahrelang an meiner Stimme arbeiten müsse, bevor ich in einer Hochschule anfangen könne. Meine Eltern rieten mir, eine zweite Meinung von einem Arzt einzuholen.
Ich ging zu Frau Małgorzata Lasota, der Lehrerin an der Musikoberschule in Sosnowiec. Sie sagte: „Kein Problem, nach einem Jahr Vorbereitung kannst du die Aufnahmeprüfung für das Hochschulstudium ablegen.”
Während meiner weiteren Ausbildung hatte ich das Vergnügen mit drei Gesangslehrern in Kattowitz und Frankfurt am Main zu arbeiten. Außerdem habe ich an vielen Meisterkursen teilgenommen. Ich bin der Meinung, dass jeder Gesangspädagoge etwas zu unserer Bildung beitragen kann. Frau Lasota unterstützt mich immer noch. Wenn ich ein Problem habe, kann ich immer zu ihr gehen, und sie würde mir einen ehrlichen Rat geben.
klassik-begeistert: Wie sind Sie an das Internationale Opernstudio der Staatsoper Hamburg gekommen?
Marta Świderska: Nach meinem Masterabschluss in Frankfurt am Main wollte ich in irgendein Opernstudio aufgenommen werden und habe vielmals vorgesungen. Zuerst bekam ich Absagen, aber eines Tages erhielt ich plötzlich gleich drei positive Rückmeldungen aus Hamburg, Dresden und Gera. Ich habe mich für Hamburg entschieden, vor allem deswegen, weil Aleksandra Kurzak hier studiert hat. Ich habe das Internationale Opernstudio der Staatsoper Hamburg vor zehn Jahren abgeschlossen.
klassik-begeistert: Am Ende der letzten Saison haben Sie an einem Projekt des Hamburger Opernstudios teilgenommen, nämlich an der Inszenierung der Operette Ciboulette von Reynaldo Hahn.
Marta Świderska: Daran habe ich als Gast teilgenommen. Bei den Proben und Aufführungen herrschte hier wie immer eine sehr angenehme Stimmung. Jeder Sänger im Studio genoss die Möglichkeit, mit Kolleginnen und Kollegen während einer Opernproduktion zusammenzuarbeiten.
Während des ganzen Jahres sind wir nämlich sehr beschäftigt, machen viele Projekte und sehen uns kaum. Ich erinnere mich, dass ich in einer Spielzeit an der Staatsoper Hamburg etwa 13 Produktionen mitgemacht habe. Unsere Pädagogen betonen, dass wir so oft wie möglich auf der Bühne auftreten sollen. Nur am Ende der Spielzeit bereiten wir eine gemeinsame Aufführung vor, wie eben Ciboulette.
klassik-begeistert: Aufgrund der kleinen Besetzung haben Sie dort zusammen mit Gabriele Rossmanith den Chor ersetzt – Sie in der tiefen Partie. Ich habe Ihre außergewöhnliche Geschicklichkeit in der Brustlage bewundert, aber dies war sicher keine leichte Aufgabe?
Marta Świderska: Es war in der Tat eine Herausforderung. Zwar habe ich unseren Arrangeur Johannes Harneit gebeten, der den ganzen Chor zweistimmig umschreiben musste, für mich wenigstens eine Stelle höher als in der kleinen Oktave zu machen. Und er sagte: „Tut mir leid, aber du vertretest den Männerchor. Dafür kannst du deine schönen tiefen Töne zeigen“. Schade, dass es in dieser Rolle nicht wenigstens zwei Sätze mit höheren Tönen gab, damit ich auch meine schöne Höhe präsentieren hätte können (lacht). Aber alles in allem finde ich eine solche Lage für einen Mezzosopran recht angenehm.
klassik-begeistert: Auf der großen Bühne der Staatsoper Hamburg sahen wir Sie zuletzt als Wirtin in Boris Godunow. Und was ist Ihre Traumrolle?
Marta Świderska: Da gibt es mehrere: Amneris, Azucena und Ulrica. Alle diese Partien habe ich schon vorbereitet. In dieser Saison hatte ich die Gelegenheit, Brangäne in Lodz zu singen. Es war eine konzertante Aufführung, aber ich würde sehr gerne diese Rolle in einer Opernproduktion spielen.
klassik-begeistert: Dies wünsche ich Ihnen vom ganzen Herzen und danke für das Gespräch.
Jolanta Łada-Zielke, 30. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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