Das neue Klassik-Festival, die "Wertinger Festspiele", starten im Juli 2024 zum zweiten Mal

Interview mit Manuela Uhl und Burkhard Fritz anläßlich der „Wertinger Festspiele“ 2024  klassik-begeistert.de

Foto © Wertinger Festspiele 2024; www.wertinger-festspiele.de

Klassik-begeistert führte im Vorfeld ein Interview mit Manuela Uhl und Burkhard Fritz, die ein gemeinsames Konzert geben werden

Schon seit einigen Jahren träumte die aus Fristingen stammende Sopranistin Annika Egert davon, in ihrer Heimat klassische Musik zu präsentieren. Mit Konzerten im Schloss Wertingen begonnen, wagte sie dann zusammen mit ihrem Verlobten Daniel Schliewa und mit Unterstützung der Charlotte und Hermann Buhl Stiftung den nächsten großen Schritt – die ersten „Wertinger Festspiele“ im Juli 2023 zu organisieren.

Das Programm geriet als eine erfrischende Kombination aus Operette, Oper und Konzert, auch speziell mit einer Aufführung für besonders junges Publikum.

Für dieses gemeinsame Vorhaben konnten namhafte Künstler, welche an bedeutenden Opernhäuser Europas bereits gastierten, gewonnen werden. Die Festspiele 2023 waren überaus erfolgreich und die meisten Vorstellungen ausverkauft.

Auch im kommenden Jahr werden die Festspiele in Wertingen wieder stattfinden. Die Planungen des Festivals laufen bereits auf Hochtouren. Spannende Werke mit sehr interessante Gästen stehen bevor. Die Sopranistin Manuela Uhl und der Tenor Burkhard Fritz werden dort ein gemeinsames Konzert geben.

Die Interviewfragen stellten Daniel Schliewa und Patrik Klein

Manuela Uhl; Foto Dietmar Scholz

Klassik-begeistert: Liebe Frau Uhl, lieber Herr Fritz, wir kennen uns von vielen Begegnungen vor und hinter der Bühne. Sie sind an den großen Opernhäusern in Europa und darüber hinaus zu erleben. Die Wertinger Festspiele sind nun nach dem Riesenerfolg des letzten Jahres zum zweiten Mal in der Planung und Durchführung. Junge Nachwuchstalente haben dieses Festival auf die Beine gestellt, improvisieren, organisieren, managen und sind dabei äußerst erfolgreich. Wie kam es dazu, dass Sie sich hier engagieren?

Uhl: Wir kennen Annika Egert und Daniel Schliewa schon lange Zeit. Daniel Schliewa hat in meiner Klasse an der MHL (Musikhochschule Lübeck) bereits Bachelor, Master und Opernstudio gemacht und Annika war im Kontaktstudium an der MHL.

Fritz: Wir tauschen uns viel aus und seit Daniel erfolgreich sein Studium beendet hat, arbeite ich mit beiden schon eine ganze Zeit.

Uhl: Die Gründung der Festspiele haben wir mit Interesse verfolgt. Ich habe geholfen, Kostüme zu beschaffen.

Fritz: Bald kam die Anfrage, ein Konzert mit Manuela Uhl in diesem Rahmen zu geben. Meine Zusage kam spontan, weil ich es für wichtig halte, neue kulturelle Angebote zu unterstützen und natürlich, weil Manuela und ich die beiden sehr mögen und ihr persönliches Engagement schätzen. Außerdem freue ich mich darauf, mit der tollen Kollegin wieder einmal ein Konzert zu bestreiten.

Uhl: Danke, gleichfalls, Burkhard! Ich freue mich sehr, wieder mit Dir zu singen! Wir haben ja bereits oft zusammen gesungen, zuerst, glaube ich, in Madrid und dann u.a. in Caracas, Los Angeles, München, Dresden und Taipeh. Jedes Mal habe ich es sehr genossen, Burkhards schön geführte, warme Stimme zu hören und mit ihm die Musik gemeinsam zu erleben.

Klassik-begeistert: Was werden die Festivalbesucher erwarten dürfen und warum haben Sie genau diese Literatur ausgesucht?

Fritz: Manuela Uhl und ich haben uns für einen Querschnitt durch verschiedene Opern Richard Wagners entschieden, um auf diese Weise einen breiteren Einblick in das großartige Schaffen dieses Komponisten zu ermöglichen. Wir können verschiedene Werke und Figuren vorstellen und wollen damit auch einen besseren Zugang zu diesen Opern, speziell für ein jüngeres Publikum, ermöglichen.

Klassik-begeistert: Wertingen ist ein kleiner Ort unweit der Donau mit einer Stadthalle, die weder für Konzerte noch Opernabende konzipiert wurde. Alle Vorstellungen waren bisher weitgehend ausverkauft und vor allem die Jugend der gesamten Umgebung konnte für die Klassik begeistert werden. Welche Erwartungen und Vorstellungen haben Sie von den Gegebenheiten in Wertingen? Wie stellen Sie sich darauf ein?

Fritz: Nach über 25 Jahren als Opernsänger auf verschiedensten Bühnen habe ich wohl schon in fast jeder möglichen Art von Location gesungen. Auch Mehrzweckhallen waren schon einige Male darunter. Insofern habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung von den Gegebenheiten und Möglichkeiten, die sich natürlich von einem Opern- oder Konzerthaus unterscheiden. Für das Singen an sich sind die akustischen Gegebenheiten ausschlaggebend und da muss man sich an jedem Auftrittsort neu darauf einstellen. Das ist aber Routine.

Burkhard Fritz; Foto Monika Rittershaus

Klassik-begeistert: Wie passt Wertingen in Ihren sicher prall gefüllten Terminkalender hinein? Was sind Ihre nächsten Stationen und was werden Sie dort verkörpern? Welche neuen Herausforderungen warten auf Sie?

Fritz: Der Konzerttermin liegt glücklicherweise direkt nach meinem Semesterende. Deshalb passt er sehr gut in meinen Terminplan.

Uhl: Auch in Lübeck ist dann Semesterende und nach dem Konzert brechen Burkhard und ich zu zwei unterschiedlichen Tristan Produktionen auf. Er eilt nach Genf und ich nach Auckland.

Klassik-begeistert: Sie sind oft unterwegs und haben Auftritte an vielen großen Bühnen. Zudem haben Sie eine Reihe von Gesangsstudenten, die von Ihrem Erfahrungsschatz profitieren. Was empfehlen Sie angehenden Opernsängern?

Fritz: Es klingt vielleicht abgedroschen, aber wir finden es am wichtigsten, dass junge Sänger*innen  sich selbst und ihre eigene Stimme finden und sich selbst treu bleiben. Nur so können sie ihre individuellen Stärken entwickeln und sich von anderen absetzen. Dies sehe ich bei der medialen Dauerverfügbarkeit von „Vorbildern“ und – auch im klassischen Kulturbetrieb – immer stärkeren Modevorgaben als stärkste Herausforderung an.

Klassik-begeistert: Wer waren/sind Ihre Sänger-Idole und warum?

Fritz: Das ist keine leichte Frage, denn es gab und gibt viele hervorragende Sänger*innen, bei denen verschiedene Aspekte in Gestaltung, Darstellung und Gesangstechnik vorbildlich sind. Luciano Pavarotti war aber immer eines meiner größten Vorbilder, was Stimmschönheit und Leichtigkeit in der Tongebung angeht.

Uhl: Hildegard Behrens, Frida Leider, Maria Müller, Fritz Wunderlich, Edda Moser, Kiri Te Kanawa, Anja Silja, Birgit Nilsson und natürlich Maria Callas. Und natürlich die Sänger*innen und Lehrer*innen Carla Pohl, Annette Robert, Renate Behle und Glenys Linos.

Klassik-begeistert: Was ist Ihre Lieblingsrolle?

Fritz: Da gibt es natürlich schon ein paar, aber eine meiner absoluten Lieblingsrollen ist der Paul in der „Toten Stadt“ von Korngold.

Uhl: Ich kann mich schwer auf eine Rolle festlegen. Meist sind es diejenigen Rollen, die ich gerade singe, die mich ganz einnehmen. Alle Rollen von Wagner, die ich bisher erarbeitet habe, bedeuten mir sehr viel. Auch Salome, Färberin, Leonore und Marietta (Die tote Stadt) lassen mich nicht los.

Klassik-begeistert: Welche Rollen könnten Sie sich für die fernere Zukunft vorstellen?

Fritz: Es gibt eigentlich kaum noch Rollen in meinem Stimmfach, die ich nicht gesungen habe, aber speziell im italienischen Opernrepertoire gibt es schon noch ein paar, die ich mir für die Zukunft vorstellen könnte. So wäre der Otello von Verdi noch eine Herausforderung. Auch habe ich nie eine von Benjamin Brittens Opern gesungen. Da gibt es auch noch ein paar Rollen, die für meine Stimme sehr gut geeignet wären.

Uhl: In der Coronazeit neu erarbeitet habe ich mir die Färberin, alle 3 Brünnhilden, die Elektra und die Isolde. Mit der Färberin habe ich nun in der Spielzeit 22/23 unter der musikalischen Leitung von Joana Mallwitz und in der Regie von Daniel Herzog debütiert und damit, wenn Sie so wollen, mein Fach etwas erweitert. In dieser Spielzeit, 23/24, folgt nun der komplette Ring, erstmals als Brünnhilde. Anfang 24/25 folgt Isolde und falls ich das alles hinbekommen und überlebt haben sollte, 25/26 die Elektra. Sie war eigentlich auch in 23/24 geplant, aber ich habe beschlossen, mir mit der Erarbeitung so wichtiger Partien noch mehr Zeit zu geben und nicht binnen eines halben Jahres in 5 neuen Partien zu debütieren.

Klassik-begeistert: Wie schaffen Sie es mit dem Stress zwischen Auftritten und Gesangsunterricht klarzukommen?

Fritz: Ich empfinde es nicht als Stress, da sich beide Aufgaben sehr gut ergänzen. Da ich erst seit einem Jahr als Professor für Gesang an der Musikhochschule Mannheim arbeite, war in dieser Zeit der Unterricht absolut vorrangig. Dies gibt mir aber auch die Möglichkeit, einmal die Arbeit im „Opernzirkus“ als Freiberufler zu reduzieren. Das tut auch mal sehr gut.

Uhl: Zwischen Unterricht und Auftritten lerne ich die neuen Partien. Das hört sich stressig an, aber man erholt sich beim Wechseln. Wenn’s trotzdem mal zu viel wird, gehe ich raus, laufe durch Wald und Felder und schaue aufs Meer.

Klassik-begeistert: Wenn Sie mal nicht für die Kultur, die Kunst und den Gesang unterwegs sind; was machen Sie am liebsten privat als Ausgleich?

Uhl: Ich bin gerne draußen. Segeln mit meiner Familie bedeutet mir viel. Lesen, Malen und im Garten rumwursteln war schon immer mein Ding.

Liebe Frau Uhl, lieber Herr Fritz, Klassik-begeistert bedankt sich für das freundliche Gespräch.

Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt, Alexey Bogdanchikov, Marta Swiderska, Charles Workman, Manuela Uhl, Staatsoper Hamburg

Richard Wagner, Lohengrin, Klaus Florian Vogt, Elena Pankratova, Manuela Uhl, Donald Runnicles, Deutsche Oper Berlin

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