J. S. BACH: WEIHNACHTSORATORIUM, Kantaten I-III – "Jauchzet, frohlocket!"

J.S.BACH: WEIHNACHTSORATORIUM Kantaten I-III,  St. Michaelis, 18. Dezember 2021

Bildquelle: St. Michaelis Hamburg (c)

Orchester St. Michaelis
Chor St. Michaelis

Jörg Endebrock, Dirigent

Johanna Winkel, Sopran
Sophie Harmsen, Alt
Georg Poplutz, Tenor
Benjamin Appl, Bass

Hauptkirche St. Michaelis, Hamburg, 18. Dezember 2021

von Harald Nicolas Stazol

„Perfekt, perfekt!“ sagt Antoine Tessen, der Held meines Romans „Porcella“, wenn in einer Sekunde plötzlich alles gelungen – und tatsächlich: Wenn sich an diesem Samstagnachmittage etwas ereignet hat, im Michel zu Hamburg – der seltsamerweise von innen größer scheint, als von außen – dann das traditionelle Weihnachtsoratorium, en famille, dirigiert nun Jörg Endebrock in mathematischer Präzision, die sich von den ersten Pauken des „Jauchzet, frohlocket“ fortsetzt, bis das ins Tadellose glänzende Ensemble der Blechbläser, da fehlt kein Ansatz und jeder Misston – perfekt! Urteilt der Rezensent, sitzt er doch mit Blick links auf die Empore des ganzen Orchesters teilhaftig, des Chores, der Solisten…ach! Die Solisten!„Schlafe mein Liebster, genieße die Ruh, Wache nach diesem vor aller Gedeihen“; die 10. Arie des zweiten Teils war nie elegant-kraftvoller zu hören, denn von der derzeit „international erfolgreichsten Mezzosporanistin“, Sophie Harmsen. Wie das schöne Programm einem entgegenjauchzt, da ereignet es sich, denn wenn man die Augen lauschend schließt, ist man Dank jenes Johann Seb nun wirklich, wenn nicht im Himmel, so doch in Betlehem, und erst, wenn man sie wieder aufmacht – nun gut, das Oratorium hat Längen – ist man wieder im Michel, bei einem Rezitativ des besten Evangelisten, des Tenors Georg Poplutz. Und den perfekten Sopran wollen wir nicht vergessen: Johanna Winkel, immerhin schon eine Gerhilde in Wagners Walküre zu den Salzburger Festspielen.

Der Bariton Benjamin Appl sehr erstaunlich, – aber dann auch wieder nicht, singt er doch an der Carnegie Hall, der Royal Albert Hall, nun, man mag es übertrieben finden: Hier, durch diese Jumelage aus Ort, Genie, Musik, Seele und schierer göttliche Hingabe – kann man der orientierungslosen Düsseldorferin, „Auf einer einsamen Insel bräuchte ich Bach!“ – den Rat geben: „Bach bleibt, sagt Maman. Die Taxis, Madame, finden Sie nach oben, den Berg hinauf!“.

Und dann enteilt man zum Baumwall in die Nacht. Und summt „Jauchzet, frohlocket!“ Vor sich hin. Samt Schlagzeug.

Harald Nicolas Stazol, 18. Dezember 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Kent Nagano, Pärt / Strawinsky / Schuma, Elbphilharmonie, 5. Dezember 2021

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