Nicole Car begeistert als Antonia in der fantastischen Oper „Les Contes d´Hoffmann“

Jacques Offenbachs „Les Contes d´Hoffmann“  Wiener Staatsoper, 13. Dezember 2024

Olympia-Akt Foto: Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Jacques Offenbachs
„Les Contes d´Hoffmann“
Opéra fantastique in einem Prolog, drei Akten und einem Epilog
Text Jules Barbier

Wiener Staatsoper, 13. Dezember 2024

von Lothar und Sylvia Schweitzer

In Schweitzers Klassikwelt: Das „Fading“ von Opernproduktionen erwähnen wir, dass in der Spielzeit 2024/25 „Dialogues des Carmélites“ nicht aufscheint, wohl aber die Sängerin der Blanche, Nicole Car, hauptsächlich in Mozart-Opern.

Wir erlebten Nicole Car jetzt in der Wiederaufnahme der Andrei Şerban-Inszenierung der fantastischen Oper Jacques Offenbachs „Les Contes d´Hoffmann“ als Antonia.
Wir haben die Puppe Olympia, die kränkelnde Sängerin Antonia und die Kurtisane Giulietta in dieser Produktion aus Dezember 1993 sowohl durch eine Sängerin als auch durch drei verschiedenartige Sopranstimmen verkörpert gehört. Nach fünfjähriger Pause erlebten wir in der Wiener Wiederaufnahme zum allerersten Mal Nicole Car als Antonia, aber nur als Antonia, und Serena Sáenz dafür als Olympia und als Giulietta. Letztere oft von dramatischen und Mezzo-Sopranen interpretiert! Serena Sáenz uns bisher nur als Zerbinetta und Lauretta bekannt enttäuschte auch keinesfalls als venezianische Kurtisane.

Ebenfalls sind die meisten der zahlreichen anderen Rollendebüts zufriedenstellend besetzt. Der US-amerikanische Mezzo Angela Brower stellt als Muse ihre Frau und als verwandelter Freund Nicklausse ihren Mann. Vor neun Jahren sang sie an unserem Haus zweimal die Rosina im „Barbiere“ und im März dieses Jahrs gab sie einmal den Octavian.

Ihr Landsmann John Osborn stellt einen idealen Dichter dar. Das konnte man von Alex Esposito als Quadrupel-Bösewicht fast behaupten, bis er in der Diamantenarie/Spiegelarie krass enttäuschte. Juliette Mars ist eine gute „Stimme der Mutter“, ohne dass sie genügend Suggestivkraft besäße. Vom Schauspieler über den Musicalstar kam Andrea Giovannini erst in reiferen Lebensjahren in kleinen und mittleren Partien an die Wiener Staatsoper. Sein Spalanzani war beachtenswert. Martin Hässler (Hermann, Schlémil) entwickelt sich zu einem „Ljubomir Pantscheff“ (siehe Schweitzers Klassikwelten Nr. 16, 17 und 18). Beim Luther Ilja Kazakovs bemerkten wir im Vergleich zum Beispiel zu seinem König (Aida) und zu seinem Truffaldin (Ariadne auf Naxos) eine deutliche Steigerung.

Nur drei Partien der zahlreichen Figuren waren keine Rollendebüts und sehr gut besetzt. Dan Paul Dumitrescu als Crespel und Carlos Osuna als für eine kleine Partie auffallender Nathanael. Thomas Ebenstein fehlte allerdings in den Tenor-Quadrupelpartien als dünnstimmiger Frantz viel an feinsinniger Charakterisierungskunst. Sein Outfit als Cochenille lässt erahnen, was Richard Hudson an Bühne und Kostümen zur der fantasievollen Inszenierung der OPÉRA FANTASTIQUE beigetragen hat.

Thomas Ebenstein als Cochenille Foto: Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Werden in letzter Zeit oft die Dirigenten bewundert, die sich gegen Regieauswüchse behaupten müssen, so wurden die Erwartungen an Bertrand de Billy arg enttäuscht. Ein französischer Dirigent bereitete uns bei Jacques Offenbach eine schleppende Musik, was den Abend stark beeinträchtigte. Nach glücklich bestandener Prüfung an einem Freitag, den 13. war ich nicht mehr abergläubisch.

Lothar und Sylvia Schweitzer, 16. Dezember 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann Metropolitan Opera, New York, 24. September 2024

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann Staatsoper Hamburg, 29. Mai 2023

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann, Opéra fantastique in 5 Akten Staatsoper Hamburg, 6. Juni 2023

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