Foto: Kirill Petrenko, © Wilfried Hösl
Philharmonie Berlin, 29. April 2019
Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko
von Peter Sommeregger
Noch größer als in vergangenen Jahren schien diesmal das Interesse an der jährlichen Programm-Pressekonferenz der Berliner Philharmoniker zu sein. Kein Wunder, steht doch die erste Spielzeit mit Kirill Petrenko als Chefdirigent bevor. Lange musste Berlin auf den bereits 2015 gekürten Nachfolger Simon Rattles warten, aber nun ist es soweit. Petrenko, der als scheu gilt, macht auch diesmal wieder klar, dass er außerhalb dieses Pflichttermins auch in Zukunft nicht für Interviews oder gar Homestories zur Verfügung stehen wird. Dies trägt er so verschmitzt und bestimmt vor, dass der Gedanke, mangelnde Eloquenz könnte dafür der Grund sein, ausscheidet. Kurz erwähnt er auch, dass er in Italien ein kleines Refugium hätte: „Ich sage aber nicht, wo!“ In Zeiten, in denen mancher Prominenter in sozialen Netzwerken förmlich sein Innerstes nach außen stülpt, ist dies wohltuend zurückhaltend.
Gewichtig genug sind seine Ausführungen zu den Plänen des Orchesters für die Spielzeit 2019/20.Natürlich wird der Jubilar Beethoven eingehend gewürdigt, allerdings nicht mit einem kompletten Zyklus seiner Symphonien. Petrenko wird aber zur Saisoneröffnung die 9. Symphonie sowohl im großen Saal, als auch tags darauf vor dem Brandenburger Tor bei freiem Eintritt aufführen. Für die Osterfestspiele in Baden-Baden ist Fidelio vorgesehen, der traditionsgemäß anschließend auch in Berlin konzertant aufgeführt wird. Marlis Petersen wird hier wie dort als Rollendebüt die Leonore verkörpern. Zudem ist sie in der kommenden Spielzeit Artist in residence, was zu interessanten Begegnungen mit der Künstlerin führen wird.
Insgesamt sind auch drei Tourneen mit Kirill Petrenko vorgesehen, darunter aus Anlass des 75. Jahrestages des Endes des zweiten Weltkrieges das Europakonzert in Tel Aviv, mit drei Konzerten, darunter einem in Jerusalem.
Die Liste der Gastdirigenten liest sich auch dieses Jahr wie ein who’s who der klassischen Musikszene. Kaum einer der berühmten großen Dirigenten fehlt, so kann man erneut Zubin Mehta, Herbert Blomstedt, Christian Thielemann Daniel Harding, Paavo Järvi, die Brüder Fischer, Mariss Jansons und Gustavo Dudamel am Pult des Orchesters erleben. Erstmals sind Santtu-Matias Rouval und Teodor Currentzis eingeladen.
Insgesamt werden 82 Konzerte mit 33 verschiedenen Programmen in der Philharmonie stattfinden, sowie je ein Konzert vor dem Brandenburger Tor und in der Waldbühne. Petrenko selbst wird insgesamt 39 Konzerte, 3 Opernaufführungen und zwei konzertante Opernaufführungen mit „seinem“ Orchester leiten. Die positive Energie, die er ausstrahlt, ist schon bei dieser Präsentation zu spüren. Man darf auf die Einlösung all dieser Versprechen gespannt sein!
Peter Sommeregger, 30.April 2019, für
klassik-begeistert.de