Song-Contest-Gewinner JJ könnte an der Wiener Staatsoper als Tosca glänzen

JJ könnte in Wien als Tosca glänzen  Österreichischer Countertenor gewinnt ESC 2025

Foto © https://www.wiener-staatsoper.at/magazin/detail/von-der-staatsoper-zum-esc-sieg

Der Austro-Counter-Tenor JJ gewinnt den Eurovision Song Contest 2025

Mit „Wasted Love“, einem Song aus teils eigener Feder, holt Johannes Pietsch, Countertenor an der Wiener Staatsoper, den prestigeträchtigen Preis zum dritten Mal nach Österreich. Eine Chance, den medialen Trubel zu nutzen und an der Wiener Staatsoper eine echte Sensation zu landen.

von Jürgen Pathy

Er ist einer von uns. Johannes Pietsch, alias „JJ“, 25, Wiener mit Hang zur Bühne und großer Stimme. Ein Countertenor, der sich an der Wiener Staatsoper in kleinen Rollen seine Sporen verdient hat. Drei Knaben in Mozarts „Zauberflöte“ stehen da auf der Habenseite, Anfang des Jahres noch, in der Neuproduktion von Barbora Horáková. Kleinere Auftritte wie in „Billy Budd“, in „Macbeth“ als die „Stimmen der Erscheinungen“. Von der medialen Präsenz, dem Rummel und dem Ruhm, der jetzt folgt, noch keine Spur.

Dass der Junge von uns nun den Eurovision Song Contest gewinnt, ist eine Geschichte, „die nur in Österreich stattfinden kann“. Mit diesen großen Worten gratuliert Staatsoperndirektor Bogdan Roščić heute früh. Als riesengroßer Aufmacher gleich auf der Homepage der Wiener Staatsoper. Neben all den Zeitungen, Blogs und Social-Media-Influencern, die sich mit Postings und Nachrichten nun erschlagen. Selbst der Bundespräsident von Österreich, Alexander Van der Bellen, hat auf X einen „Tweet“ abgesetzt, samt kurzer Videobotschaft: „Austria twelve points. Lieber JJ, lieber Johannes Pietsch, was für ein Erfolg, was für eine Stimme, was für eine Show! Herzliche Gratulation zum fulminanten ersten Platz beim Eurovision Song Contest – ganz Österreich freut sich!“

JJ als Floria Tosca

Dabei ist JJ vor knapp einem Jahr noch in den Gängen der Wiener Staatsoper gestanden. Als Ordner, irgendwo versteckt in den hinteren Stiegenhäusern, wo man als Gast am Tag der offenen Tür sonst hilflos verloren wäre. Ob das eine vertragliche Verpflichtung war, eine finanzielle Notwendigkeit oder gar eine Herzensangelegenheit, sei mal dahingestellt. Am besten ließe sich natürlich Letzteres verkaufen, das würde ihn als geerdeten Jungen von nebenan bestätigen, als der er auch auf mich gewirkt hat. Ein feiner Charakter, zurückhaltend, beinahe etwas schüchtern und verlegen, dass man ihn erkannt hat.

Fachsimpelei, dieses und jenes, waren das Resultat des kurzen Austauschs. Was man so von Jonas Kaufmann hält, was der genial bewerkstelligt, was weniger – und mit einer großen Idee hat JJ aufhorchen lassen: Eine Floria Tosca als Countertenor, das könne er sich durchaus vorstellen. Das wäre mal eine Partie, neben all dem typischen Repertoire für Countertenöre. Barock, Monteverdi, vielleicht noch Haydn, hat so jeder Opernfan im Ohr. Das „Vissi d’arte“ einmal anders, das vermutlich nicht.

Vielleicht packt Direktor Bogdan Roščić diese Gelegenheit beim Schopf. Schiebt einen der klassischen Soprane kurzerhand zur Seite, nur für eine Vorstellung, hängt JJ als Gesicht der Wiener Staatsoper in die Vitrinen und liefert damit den PR-Clou des Jahrhunderts. Ob JJ sich das antun will, ist was anderes. Eine „Tosca“ ist sicherlich mit Risiken verbunden, überhaupt für einen 25-jährigen Sänger, der so eine große Opernpartie noch nie bewältigt hat. Abgesehen von der akribischen Vorbereitung, die da notwendig wäre, den Absturzmöglichkeiten und all den anderen Herausforderungen stellt sich auch noch die Frage – wer weiß, ob der junge Mann, der nun kommerziell Blut geleckt hat, überhaupt noch Lust auf Oper hat.

Vom Eurovision-„Schaß“ zur Staatsopern-Sensation

Man kann nur hoffen, dass dem sympathischen Jungspund der Ruhm nicht zu Kopf steigt. Denn das ist schon eine gewaltige Nummer, der „Schaß“, den er da jetzt gewonnen hat: Nach Udo Jürgens (1966) und Conchita Wurst (2014) ist das der dritte österreichische Sieg, der in der Alpenrepublik wie Balsam über die Seelen gleitet. Dass so was aktuell überhaupt möglich ist, hebt den Stellenwert dieses Siegs noch eine Stufe höher.

Denn selbst wenn der Eurovision Song Contest primär als Musikveranstaltung promotet wird, sekundär ist er auch was anderes: ein Politikum, eine Friedensbewegung, eine Projektionsfläche für Love, Peace und Gleichheit, in der sich die LGBT-Community stark vertreten fühlt. JJ nun auch noch als Floria Tosca – das wäre schon eine Nummer, die man wirklich als etwas verkaufen kann, das es nur in Österreich gibt. Die Provision steck’ ich gerne ein. Meine IBAN liegt bereit.

Jürgen Pathy, 18. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

https://orf.at/stories/3393922/

https://www.krone.at/3785829

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