Bildquelle: St. Michaelis
St. Michaelis Hamburg, 21. Dezember 2019
Johann Sebastian Bach, Weihnachtsoratorium
Miriam Feuersinger, Sopran
Elisabeth Graf, Alt
Jörg Dürmüller, Tenor
Andreas Schmidt, Bass
Chor St. Michaelis
Orchester St. Michaelis
(Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters
und des NDR Elbphilharmonie Orchesters u.a.)
Leitung: Christoph Schoener
von Harald Nicolas Stazol
Weltrang, ein großes Wort: aber hier im Hamburger Michel, dieser protestantischen Kathedrale, offenbart Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ unter dem wirklich erstaunlich präzisen Taktstock des wirklich – nun noch ein Superlativ – überragenden Christoph Schoener mit dem wirklich beeindruckenden Chor und Orchester von St. Michaelis (unter ihnen Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und des NDR Elbphilharmonie Orchesters): Jede Note sitzt, jede Fermate, jedes eben so konsequente Tempo, es sitzen die Modulationen und es glänzt eine unvergleichliche Sopranistin mit dem ebenso programmatischen Namen MIRIAM FEUERSINGER … und wenn man es zu diesem zutiefst religiösen Stück sagen darf: Dieser Abend ist ein wahres Feuerwerk.
Wenn Stimmen zur Stimmung werden: Sie haben Ihr Ziel erreicht.
Wenn man noch im Hamburger 5-er Bus auf dem Wege nach Hause die „Greatest Hits“ dieses Johann Sebastian Bach vor sich hinsummt, das „Jauchzet, frohlocket“ und vor allem die Stelle, „lasset das Lallen“ als persönliche Ermahnung des HERRN erfährt, man sich plötzlich an Youtube erinnert und dem Text des Programmheftes folgend leis-leise den Text dazu liest und begreift, dass eigentlich Nicolas Harnoncourts Tempo, zu Hause kurz vor der Bescherung, als letztes Wort galt – nun, dann begreift man das Wort „Weltrang“ als sehr, nein, überaus treffend.
Natürlich: Sowohl die zurückgenommene Pracht des Kirchenraums und die ihm ganz eigene, satte Akustik, ein Melée von kraftvollen Tönen, mögen den Gesamteindruck eines meisterhaft vorgetragenen Meisterwerks schaffen: einen, der dritte Superlativ, Gesamteindruck, den Marcel Prawy mir gegenüber einmal als „Einheit von Publikum, Musik und Raum“ rühmte.
Schönheit, sagt Aristoteles, erhöht sich immer von selbst. Kein Husten, unsere Kinder verhalten sich ebenfalls von der reinen Mystik und der Augenweide des Ortes überwältigt – sogar der dreijährige Eddison entspannt sich derart, dass er irgendwann im Schoße der Mutter selig einschlummert – während mir begreiflich wird, welch tiefe Gottesinbrunst Bach erfüllt haben muss, als er diese Noten bei Kerzenschein niederschrieb.
Und nun, im alles überstrahlenden Tone, in einem nicht minder alles überstrahlenden Weiß der Hauptkirche der Hansestadt legen sich alle Last und Mühsal der vergangenen Tage und Wochen und tatsächlich bemerke ich, dass der Glaube, wenn er auch anderenorts allerlei Ungemach bereitet, hier heute Abend gleichsam eine Epiphanie auslöst. (Das klingt ja, nur ein Aperçu, fast wie Elbphilharmonie…)
Die Augen öffnen oder schließen? Ich blicke auf einen sich in der Wärme hinhauchend bewegenden, güldenen Lamettastreifen, an diesem riesigen Weihnachtsbaum, der zur Sicherheit in dreißig Metern Höhe mit einem Drahtseil gesichert ist.
Das Oratorium ist ein Drahtseilakt. Ein Bekenntnis des Glaubens. Und nun – Vorsicht, der finale Superlativ: Ein Abend, der mir jetzt schon unvergesslich bleiben wird.
Harald Nicolas Stazol, 22. Dezember 2019, für
klassik-begeistert.de
Sehr herzerwärmend, wenn das, was man selbst beim Singen empfindet, so auch beim Publikum ankommt! 😍
Danke für die schönen Worte!
A. W., ein Chormitglied
danke für so genaues hinhören und nachklingen lassen.
für solche ohren und für den himmel … macht man das.
jauchzet froh-locket!
frohe weihnachten!
t.g., auch ein chormitglied