Flensburg feiert das 50-jährige Janz-Jubiläum

Johannes Sebastian Bach, Messe in h-Moll, Matthias Janz, Flensburger Bach-Chor  Flensburg, Deutsches Haus, 31. Mai 2025

Flensburg, Deutsches Haus, 31. Mai 2025

Flensburger Bach-Chor
Concerto Farinelli
Hanna Zumsande, Sopran
Juliane Sandberger, Alt
Florian Sievers, Tenor
Daniel Ochoa, Bass

Matthias Janz, Dirigent

Johannes Sebastian Bach, Messe in h-Moll BWV 232

Mit einer fulminanten Aufführung von Bachs monumentaler h-Moll-Messe feierte der Flensburger Bach-Chor das 50-jährige Jubiläum ihres Chorleiters Matthias Janz. Völlig verdient würdigte das Publikum im hohen deutschen Norden seine exzellenten und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten künstlerischen Leistungen mit stehenden Ovationen!

von Johannes Karl Fischer

„Ein Dirigent zieht sich nie zurück“, sagte Zubin Mehta in einem Interview anlässlich seines 85. Geburtstags. Das gilt anscheinend auch für Matthias Janz. Beim Festkonzert zu seinem 50-jährigen Chorleiter-Jubiläum des Flensburger Bach-Chors dirigierte der 78-Jährige Bachs monumentale h-Moll Messe stets mit frischem Wind, spornte Chor und Orchester zu fulminanten Höchstleistungen an und ließ insbesondere die jubelnden Osanna-Chöre Gott in der Höhe preisen.

Eingeleitet hatten den Abend Dankesreden, zuerst ein Chorsänger. Vor 50 Jahren habe es skeptische Stimmen gegeben, ob der damals 28-jährige Leiter diesen Chor erfolgreich führen könne. Fünf Jahrzehnte später kann man dieser Kritik nur kopfschüttelnd entgegenblicken, der Klangkörper hat sich längst einen überregionalen und sogar internationalen Ruf erarbeitet. Und das übrigens nicht nur in Nordschleswig auf der anderen Seite der Grenze, wo der Chor am Vortag im Løgumkloster seine Festkonzertserie startete.

Auch Flensburgs Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer gab Worte von sich. Einen großen Dienst habe Professor Janz dieser Stadt geleistet. Er habe gehört, der Chorleiter werde sogar weiter machen. Mal ganz im Ernst,  wundert das eigentlich jemand?

Foto Johannes Karl Fischer

Der Chor selbst zeigte sich in feuriger musikalischer Höchstform. Die ganze Liebe zu dieser seligen Musik strahlte durch den Saal, die beiden eingänglichen Kyrie atmeten mit zauberhafter Ruhe im Raum. Völlig unermüdbar zeigten sich die Sänger im Laufe des fast zweistündigen Mammutwerks, so ließen sie bis in den letzten Satz hinein jede einzelne Note mir der wohldosierten Kraft einer Bach-Messe sanft in die musikalische Seele eindringen. Die teils achtstimmigen Chornummern meisterten sie mühelos mit Bravour, das war eine absolute Paradeleistung des kunstvoll komponierten barocken Kontrapunktes!

Auf historischen Instrumenten spielend stürzten sich auch die Musiker des Concerto Farinelli eifrig in die ebenfalls sehr fordernden Instrumentalstimmen. Insbesondere Ulrich Weymars Corno da Caccia schallte eindrucksvoll durch die Ränge, auch Volker Mühlberg meisterte das virtuose Konzertmeistersolo ganz ohne Müh’.

Und nicht zuletzt wäre eine solch phänomenale h-Moll-Messe ohne vier exzellente Gesangsoli kaum möglich gewesen. Vor allem die Mezzosopranistin Juliane Sandberger ließ ihre Stimme wunderbar warm im Saal resonieren, ihre liebevoll musizierten Melodien drangen tief emotional ins musikalische Herz ein. Schon in dem textlich nicht sehr variierten Christe-eleison-Duett mit ihrer Sopran-Kollegin segelten ihre Melodien wie eine preisende musikalische Sonnengöttin über Chor und Orchester. Auch ihre Solo-Arien gestaltete sie mit viel musikalischem Glanz. Hanna Zumsande sang die Sopran-Partie ebenfalls hervorragend, lobte und pries den Herrn aus ihren stimmlichen Höhen.

Ein weiteres Highlight es Abend war Daniel Ochoas Bass-Partie. Seine bärenstarke Stimme schmetterte mächtig durch den Saal, die Koloraturen saßen sattelfest, wie ein omnipotenter Göttervater thronte sein tiefer Bass über Chor und Orchester! Der Tenor Florian Sievers hatte gerade einmal zwei Arien zu singen, Bach scheint wohl von dieser Stimmlage allgemein nicht viel gehalten zu haben. Er sang  alle Noten blitzsauber und komplettierte mit einer ansprechenden Leistung die insgesamt exzellente musikalische Bilanz.

Am Ende war der 1.500 Plätze starke und mindestens gut gefüllte Saal völlig vom Hocker. Insbesondere für Matthias Janz fegten stehende Ovationen durch den Raum, die Flensburger wissen ihre Kunst scheinbar zu schätzen! Te Matthium laudamus heißt es wohl im hohen Norden…

Johannes Karl Fischer, 31. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Symphonischer Chor Hamburg, Flensburger Bach-Chor, Sonderjyllands Symfoniorkester, Matthias Janz, Robert Schumann, Das Paradies und die Peri Laeiszhalle Hamburg, 21. November 2021

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Symphonischer Chor Hamburg, Matthias Janz, Dirigent, Elbipolis Barockorchester Hamburg Elisabeth Breuer, Sopran, Sophie Harmsen, Mezzosopran, Ilker Arcayürek, Tenor, Sönke Tams Freier, Bass Laeiszhalle Hamburg, 21. Mai 2023

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